Druckartikel: Pflegeheim-Kosten: Coburg ist bundesweit Spitzenreiter - die Erklärung

Pflegeheim-Kosten: Coburg ist bundesweit Spitzenreiter - die Erklärung


Autor: Klaus Heimann

Franken, Samstag, 06. Dezember 2025

Wie teuer ein Pflegeheimplatz ist, hängt oft vom Wohnort ab. Coburg belegt in einer aktuellen Analyse einen Spitzenplatz - allerdings aus einem nachvollziehbaren Grund.
Die Höhe der Pflegekosten ist unterschiedlich, und zwar nach Regionen. Coburg sticht hierbei besonders negativ hervor. Dafür gibt es aber einen guten Grund.


Die Kosten für ein Pflegeheim unterscheiden sich zwischen einzelnen Städten und Landkreisen sehr stark, das hat das Institut der Wirtschaft (IW) in Köln ermittelt. Einen relevanten Einfluss haben dabei das regionale Mietpreisniveau und die Personalkosten. Für Angehörige von Pflegebedürftigen stellen die Kosten oft eine hohe Belastung dar: So schützt du dich. Unter bestimmten Bedingungen müssen sie sogar für die Kosten aufkommen.

Wo ist die Pflege im Heim am teuersten?

Im Bundesdurchschnitt zahlen Heimbewohner im ersten Jahr ihres Aufenthalts monatlich 2.948 Euro für Pflege, Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten aus eigener Tasche

Was ein Pflegebedürftiger für die vollstationäre Pflege in Deutschland zahlen muss, unterscheidet sich deutlich zwischen einzelnen Städten und Landkreisen. "Besonders hoch sind die Eigenanteile der Pflegeheimbewohner in den west- und süddeutschen Ballungsräumen. Einen statistisch relevanten Einfluss hat dabei unter anderem das regionale Mietpreisniveau", schreiben Ruth Maria Schüler, Maximilian Stockhausen und Hendrik Böhmer vom IW als Erklärung. Zu den Spitzenreitern gehören folgende Regionen:

  • Coburg (Bayern): 4.079 Euro
  • Solingen (NRW): 3.737 Euro
  • Düsseldorf (NRW): 3.712 Euro
  • Passau (Bayern): 3.546 Euro

Und in diesen Landkreisen zahlen die Bewohner im Pflegeheim am wenigsten. Unter den Top Ten ist kein bayerischer Landkreis oder keine Stadt:

  • Landkreis Wittmund (Niedersachsen): 2.346 Euro
  • Jerichower Land (Sachsen-Anhalt): 2.321 Euro
  • Wilhelmshaven (Niedersachsen): 2.288 Euro

Das Beispiel Coburg: Warum ist Vorsicht bei statistischen Mittelwerten angesagt?

Warum beim Ranking Vorsicht geboten ist, zeigt das IW am Beispiel von Coburg, das beim regionalen Kostengefälle die Tabelle anführt. Es zeigt sich: Die Analyse der Durchschnittswerte hat durchaus ihre Tücken.

Das IW erläutert: "In der oberfränkischen Stadt befindet sich eine teure Kinderintensivpflegeeinrichtung, die den Durchschnittswert stark nach oben zieht." In der Analyse ohne diese besondere Kinderpflege rangiert Coburg mit 2.910 Euro im Mittelfeld aller Kreise und Städte.

Bei allen anderen Kreisen und Städten auf den obersten und untersten Plätzen sind die Abweichungen zum Durchschnittswert allerdings gering. Vor allem schlagen die hohen Kosten für das Personal und für die Immobilie zu Buche. Dagegen sinkt die Eigenbeteiligung, je höher die Zahl der Pflegeplätze ist: Große Heime wirtschaften mit niedrigeren Kosten. Die IW-Studie erfasste knapp 11.000 Pflegeeinrichtungen. Insgesamt gibt es laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 16.500 Heime.

Was sind die Ursachen dafür, dass einige Länder bei der Pflege so teuer sind?

Werden die 11.000 Pflegeheime im System des IW-Pflegelotsen nach Bundesländern sortiert, zeigt sich, dass die niedrigste durchschnittliche Eigenbeteiligung in Sachsen-Anhalt (2.456 Euro) liegt und am höchsten in Nordrhein-Westfalen (3.314 Euro) ausfällt.

In Bayern beträgt sie 2.914 Euro und ist damit knapp unter dem Bundesdurchschnitt (2.948 Euro). Das Bundesland nimmt damit im Länderranking den 9. Platz ein. 

Das IW weist darauf hin, dass die Daten innerhalb der Bundesländer stark streuen. Am größten ist die Bandbreite im Stadtstaat Bremen. Dafür gibt es ebenfalls eine Erklärung: Zwei Einrichtungen sind in der Intensivpflege tätig. Hier gibt es eine hohe Eigenbeteiligung.

Welche Kosten fallen überhaupt bei der Heimpflege an?

Die Kosten, die für Heimbewohner in der vollstationären Pflege anfallen, setzen sich aus vier Komponenten zusammen:

  • Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (EEE):  Dieser umfasst die für den eigentlichen Pflegeaufwand anfallenden Kosten, die die soziale Pflegeversicherung nicht übernimmt. Der EEE ist unabhängig vom jeweiligen Pflegegrad.
  • Kosten für die Unterkunft und Verpflegung ("Hotelkosten"): Darin enthalten sind die Kosten für Heizung, Warmwasser, die Zimmerreinigung etc. Diese sind vollständig auf die Heimbewohner umzulegen. Auch die Kosten für die Mahlzeiten müssen die Pflegebedürftigen selbst tragen.
  • Investitionskosten: Sie beinhalten die Kosten für die Finanzierung der Gebäude, Abschreibungen und Instandhaltung und entsprechen in etwa der Kaltmiete einer Wohnung. Wie viel davon die Pflegebedürftigen tragen, hängt davon ab, wie das jeweilige Bundesland die Finanzierung der Pflegeheim-Infrastruktur regelt. Bayern unterstützt die Einrichtungen pauschal (objektbezogene Förderung), was dazu führt, dass die auf die Pflegebedürftigen abgewälzten Investitionskosten niedriger ausfallen.
  • Ausbildungsumlage: Seit dem Jahr 2020 wird die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann über einen landesweiten Ausbildungsfonds refinanziert. In diesen Ausbildungsfonds zahlen auch alle stationären Pflegeeinrichtungen ein.

Warum ist das erste Jahr im Pflegeheim am teuersten?

Jeder Betreiber kalkuliert die Tarife für sein Haus selbst, muss sie allerdings von den Pflegekassen und den Sozialbehörden genehmigen lassen. Im ersten Jahr in der Pflegeeinrichtung müssen die Heimbewohner den höchsten Anteil an den Kosten für die Pflege, Unterkunft, Verpflegung und Investitionen tragen.

Der Leistungszuschlag der Pflegekasse greift erst ab dem zweiten Jahr im Heim und senkt dann den Eigenanteil. Er ist gestaffelt: Je länger der Heimaufenthalt dauert, desto höher werden diese Entlastungszuschläge.

Ab dem zweiten Jahr sinkt der Eigenanteil an der Pflege um 30 %, im dritten um 50 %, ab dem vierten Jahr im Heim um 75 %. Aber: Der Leistungszuschlag bezieht sich nur auf die pflegerische Versorgung, nicht auf die Unterkunft, Verpflegung oder auf Investitionen