Krankenkassen in finanzieller Misere: Wo geht das ganze Geld hin?
Autor: Nadine Wüste
Deutschland, Montag, 15. Dezember 2025
Im Jahr 2025 wurden die Krankenkassenbeiträge mehrfach erhöht. Auch 2026 wird man um Beitragserhöhungen nicht herumkommen. Doch wohin fließt eigentlich das ganze Geld?
Auch im neuen Jahr werden Beitragszahler nicht umhinkommen, erneut höhere Krankenkassenbeiträge zahlen zu müssen. "Die Drei-Prozent-Grenze wird unserer Einschätzung nach überschritten", erklärt die Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek) Ulrike Elsner vor wenigen Tagen. Derzeit liegt der Beitragssatz bei insgesamt 14,6 Prozent des Bruttolohns, jeweils zur Hälfte aufgeteilt auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Den Krankenkassen sollen plötzlich allerdings Milliarden an Euro fehlen; laut Prognosen bis ins Jahr 2027 rund 12 Milliarden Euro. Zudem wurde das geplante Sparpaket für die Kassen gestoppt. Experten rechnen deshalb sogar mit "deutlichen Anhebungen" bei den Beiträgen.
Krankenkassen-Beiträge steigen und steigen: Wohin geht das ganze Geld?
Bereits im Sommer hatte der GKV-Vorstandsvorsitzende Oliver Blatt mit Nachdruck auf gravierende Versäumnisse des Staates hingewiesen. Unterstützung erhielt er dabei durch Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse (TK). Zudem fordern die Kassen eine "nachhaltige Strukturreform". Eine Frage beschäftigt Beitragszahler hier sehr: Wohin geht das ganze Geld? Haushalten die Kassen falsch oder sind die Menschen in Deutschland zu oft zu krank?
Anfang Dezember stellte sich Bundeskanzler Friedrich Merz in der ARD-Arena eben genau dieser Publikums-Frage. Hier zeigt sich, dass Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Ländern eine überdurchschnittliche Quote bei Arztbesuchen aufweist. Deutschland hatte 2023 demnach 9,7 Arztbesuche pro Kopf und Jahr, der OECD-Schnitt liegt laut Angaben der Tagesschau bei 6,5. So ergeben sich bei etwa 83,5 Millionen Deutschen rund 810 Millionen Arztbesuche pro Jahr.
Die höchsten Kosten mit etwa 11 Milliarden Euro fallen durch Krankenhausbehandlungen und -aufenthalte an. Neben stationären Behandlungen zählen hier auch Aufenthalte in der Geriatrie dazu, wo ältere Menschen behandelt werden, die zwar keine speziellen Krankheiten aufweisen, aber nicht mehr alleine zu Hause leben können. Dies dient meist als Zwischenschritt ins Pflegeheim.
Gehen die Deutschen zu oft zum Arzt?
Mit circa 7 Milliarden Euro fallen laut focus.de Arztbesuche an. Dazu zählen Hausarztbesuche, aber auch Psychotherapien oder Behandlungen bei Fachärzten. Arzneimittel und Medikamente schlagen mit rund 6,6 Milliarden Euro zu Buche. Schlussendlich folgen Krankengeld und Zahnarztbesuche.
Bestseller: Die Ernährungs-Docs - Unsere Anti-Krebs-Strategie auf Thalia ansehenNeben den Ausgaben fallen bei den Kosten auch beitragsfreie Mitversicherungen von Kindern und Ehe- oder Lebenspartnern, die kein oder nur ein geringes Gehalt verdienen, ins Gewicht. Nach Angaben des BR sind 15,9 Millionen Menschen in Deutschland beitragsfrei mitversichert. Die restlichen 58,4 Millionen Versicherten zahlen für diese mit.