Krankenkasse in Not: Kassiert die Industrie für Arzneimittel ab?
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Samstag, 19. Juli 2025
Die Krankenkassen stehen vor einem großen finanziellen Defizit, während die Pharmaindustrie als Gewinner im System angesehen wird.
Die Not der Krankenkassen ist groß. Die Anbieter kämpfen mit einem drohenden 12-Milliarden-Finanzloch. Mögliche Lösungen werden heiß diskutiert. Bundeskanzler Friedrich Merz hat zuletzt mit einem harten Plan die Versicherten ins Visier genommen. Jetzt weist ein Krankenkassen-Chef auf ein besonderes Problem hin.
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker-Krankenkasse rückt die Pharmaindustrie in den Fokus. Der Grund: Auch hier geht es um viel Geld. Nicht nur im Interview mit "Die Zeit" weist er darauf hin, dass die Arzneimittelhersteller zu den Gewinnern im System zählen. Es bräuchte demnach "eine Lösung für die steigenden Arzneimittelpreise."
Krise bei den Krankenkassen, aber die Pharmaindustrie kassiert ab
Und Baas wird konkreter: "Kurzfristig müsste die Regierung die Hersteller verpflichten, den gesetzlichen Kassen wieder höhere Rabatte zu geben." Bereits in einem Beitrag der ZDF-Sendung WISO zur Kassen-Krise machte der TK-Chef auf das Problem aufmerksam.
Baas damals: "Wer gut verdient muss man sagen, ist die Pharmaindustrie. Da muss man unterscheiden zwischen Originalpräparaten und sogenannten Nachahmerpräparaten." Bei den Nachahmerpräparaten, so erklärte er es, würde man inzwischen nicht mehr "besonders gut" verdienen. Baas: "Wir haben dort vor einigen Jahren Rabatt-Verträge eingeführt. Was vorher 100 Euro gekostet hat, hat danach noch fünf Euro gekostet."
Wo die Hersteller allerdings ihre Geldgewinnen machen würden, sei bei den Originalprodukten. Hier gibt es die speziellen Verträge nicht. Baas: "Hier brauchen wir faire Verhandlungen."
"Arzneimittel keine besonderen Kostentreiber"
Auf Nachfrage von inFranken.de hat sich der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa) zum Thema geäußert. Klare Aussage: "Die GKV muss endlich sauber finanziert werden: Wer ein klares Bild über die Kosten hat, wird sehen, dass Arzneimittel keine besonderen Kostentreiber sind und es keine besondere 'Dynamik' gibt."
Der Anteil der pharmazeutischen Industrie (Herstelleranteil) an den GKV-Leistungsausgaben liege demnach seit Jahren stabil bei zwölf Prozent. Das Wachstum der Arzneimittelausgaben lag 2024 laut dem Verband "unter der Entwicklung der GKV-Gesamtausgaben". Der vfa weist in seiner Antwort darauf hin, dass Vorbeugen unterm Strich günstiger sei, als heilen.