Konflikt zwischen Wirtschaft und Umwelt: Kann das noch zusammenpassen?
Autor: Joachim Tiefenthal
Deutschland, Mittwoch, 29. Oktober 2025
Die Wirtschaft lahmt und die Folgen ökonomischen Handelns sind unübersehbar. Gleichzeitig tun wir uns schwer, notwendige Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Das wirft die Frage auf, ob und wie Ökonomie und Ökologie überhaupt zueinander passen.
Während es sich bei der Ökonomie um eine von Menschen entwickelte Geistes- bzw. Sozialwissenschaft handelt, folgt die Ökologie den natürlich gegebenen Gesetzmäßigkeiten von Biologie, Geologie, Chemie und Physik. Im Vergleich zur Ökologie unterliegt die Ökonomie zeitgeistigen Strömungen, ist abhängig von Weltanschauungen und den Entwicklungen in Gesellschaftssystemen wie beispielsweise Kommunismus, Sozialismus oder Kapitalismus.
Jedoch besitzt Ökonomie keine naturgesetzliche Kraft. Sie folgt lediglich systeminhärenten Regeln. Vor dem Hintergrund wäre es zumindest theoretisch denkbar, unser heutiges ökonomisches System so umzugestalten, dass es sich besser mit den Naturgesetzen verträgt. Fraglich bleibt jedoch, ob dem Menschen eine solche Operation am offenen Herzen gelingen kann.
Ökonomie vs. Ökologie: Was ist was?
Ökonomie und das daraus abgeleitete Handeln kann gemeinhin als Quelle unseres Wohlstands angesehen werden. Im Wesentlichen geht es dabei um die Verteilung (knapper) Ressourcen, die meist über Märkte erfolgt. Weil sich Ressourcen jedoch immer mehr als endlich herausstellen, verschärft sich der Wettbewerb um Zugang und ihrer möglichen kommerziellen Nutzung. Somit entstehen Auseinandersetzungen und Kämpfe, die immer stärkeren Einfluss auf die individuellen Lebensverhältnisse der Menschen nehmen. Damit verbunden ist der steigende Wunsch nach individueller Bedürfnisbefriedigung und das Erlangen von wirtschaftlichem Wohlstand. Dieser verteilt sich zunehmend weniger sozialverträglich und zieht vermehrt negative ökologische Folgen nach sich.*
Die Ökologie befasst sich als naturwissenschaftliche Teildisziplin der Biologie mit den Beziehungen von Lebewesen (Organismen) untereinander sowie zu der sie umgebenen Umwelt. Im aktuellen Sprachgebrauch wird unter Ökologie vornehmlich unsere ganzheitliche Umweltsituation zusammengefasst. Dabei geht es in puncto Qualität und Quantität neben Luft, Wasser und Klima auch um Artenvielfalt sowie um die nachhaltige Zukunft unserer sonstigen Lebensressourcen.
Durch die extensive Entwicklung und Ausweitung seines ökonomisch getriebenen Handelns hat der Mensch erheblich in seinen eigenen Lebensraum eingegriffen. Auch wenn sich historisch betrachtet Klimaveränderungen bereits vor dem Industriezeitalter zurückverfolgen lassen, ist es doch unbestritten, dass der hohe Ausstoß von CO₂, der Raubbau an Wäldern und Bodenschätzen sowie die Einleitung von Schadstoffen in Wasser und Böden negative Folgen auf unseren Lebensraum hat.
Gefangen im eigenen System?
Mit dem Ausstieg aus Atom- und Kohlestrom ist hierzulande ein umfassender Strukturwandel eingeläutet. Vorrangige Zielsetzung dabei ist die drastische Reduzierung von CO₂-Ausstoß. Da zeitgleich jedoch durch propagierte Elektromobilität, Stromheizungen und die Nutzbarmachung künstlicher Intelligenz der Bedarf an Energie bzw. Strom exponentiell zunimmt, ist absehbar, dass die natürliche Energiegewinnung nicht ausreichen wird, um diesen enormen Bedarf decken zu können. Zumal in dem Zusammenhang drei weitere Herausforderungen zu meistern sind:
- der Ausbau von Speichertechnologie und Netzinfrastruktur,
- die Gewährleistung einer funktionalen Netzsicherheit
- sowie einer international wettbewerbsfähige Preis- und Kostenstruktur