Klimageld-Frage offen: Wann das Geld jetzt kommen soll – Regierung nennt Zeitpunkt
Autor: Alexander Milesevic
Deutschland, Mittwoch, 17. Januar 2024
Brennstoff für die Öl- oder Gasheizung, Sprit fürs Auto, das alles wird durch den Anstieg des CO₂-Preises teurer - auch um das Klima zu schützen. Eigentlich wollte die Ampel-Regierung als Kompensation ein Klimageld an alle Bürger zahlen.
Heizen und Tanken sind mit dem Jahreswechsel teurer geworden - doch Entlastung durch das von der Ampel-Regierung versprochene Klimageld ist nicht in Sicht. Zumindest nicht mehr in dieser Legislaturperiode. Dabei hatten SPD, Grüne und FDP das Vorhaben schon vor zwei Jahren im Koalitionsvertrag vereinbart: Wenn der CO₂-Preis aus Klimaschutzgründen steigt, soll es zum Ausgleich Geld aufs Konto der Bürgerinnen und Bürger geben. Doch angesichts der knappen Kassen ist plötzlich offen, ob sich der Bund das überhaupt leisten kann. Und wenn ja, wann?
Für die technische Umsetzung ist Finanzminister Christian Lindner (FDP) zuständig. In seinem Ministerium sah man sich jüngst noch voll im Zeitplan. Lindner sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Ab 2025 können wir technisch eine Pro-Kopf-Auszahlung vornehmen. Damit liegen wir im Plan. Ob wir die Förderlandschaft in diese Richtung politisch umbauen, das wird nach der nächsten Wahl zu entscheiden sein." Die Idee des Klimageldes sei es, den Menschen die Einnahmen aus dem CO₂-Preis pro Kopf zurückzuüberweisen. "Gegenwärtig werden die Einnahmen aber genutzt für die Förderung von Heizungen, Gebäudesanierung, grüner Stahlproduktion, Ladesäulen für E-Autos und so weiter". Man könne das Geld nicht zweimal ausgeben.
Enger Finanz-Spielraum: Wann Bürger mit dem Klimageld rechnen können
Zunächst müssen erst einmal die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Bislang gibt es für den Bund keinen Weg, Geld direkt auf das Konto der Bürgerinnen und Bürger zu überweisen. Dafür muss der Bund die Steuer-Identifikationsnummer, die jeder mit Geburt erhält, mit einer Kontonummer verbinden. Außerdem sind pro Tag nur eine bestimmte Anzahl an Überweisungen möglich.
Zumindest bei diesem Problem will man jetzt vorankommen: "Voraussichtlich bis Ende 2024 wird zur Steuer-Identifikationsnummer aller Bürgerinnen und Bürger, die bereit dazu sind, eine dazugehörige IBAN gespeichert sein", heißt es im Finanzministerium. Das bedeutet aber nicht, dass dann auch ein Klimageld ausgezahlt wird. Politisch sei die Ausgestaltung des Klimagelds noch nicht entschieden, sagte Staatssekretärin Katja Hessel.
Für die Bürgerinnen und Bürger rückt das Klimageld immer weiter in die Ferne. Nach neuester Auskunft der Bundesregierung soll es spätestens 2027 eingeführt werden - also bis deutlich nach dem Ende dieser Wahlperiode. Regierungssprecher Steffen Hebestreit bestätigte am Montag (15. Januar 2024), dass der erforderliche Mechanismus bis dann vorhanden sei und auch wirksam werden solle. Die nächste Bundestagswahl ist im Herbst 2025. Hebestreit begründete das mit Änderungen im europäischen Emissionshandel, die ab 2027 greifen. Ab dann sollen sich die Preise für den CO2-Ausstoß von Gebäuden und Verkehr dort bilden. Für die Menge der verfügbaren Zertifikate, die zum CO2-Ausstoß berechtigen und mit denen gehandelt werden kann, soll es dann Obergrenzen geben.
Lindner "beerdigt" Klimageld für diese Legislaturperiode
Auch im deutschen Emissionshandel werde eine deutliche Steigerung des CO2-Preises ab 2026 oder 2027 erwartet, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Dann sei mit deutlichen Preissteigerungen bei fossilen Energien und Kraftstoffen zu rechnen. Als Ausgleichsmaßnahme sei dann das Klimageld angedacht. Hebestreit wies aber auch darauf hin, dass die Regierung die Energiepreise schon mit anderen Mechanismen gesenkt habe. So hatten Regierungsvertreter betont, Stromverbraucher müssten die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms nicht mehr finanzieren.
Die Grüne Jugend reagierte am Montag entrüstet auf die Äußerungen Lindners. "Dass Christian Lindner als Randnotiz das Klimageld für diese Legislatur beerdigt, ist eine Klatsche für den Klimaschutz", sagte die Co-Chefin der Grünen-Nachwuchsorganisation, Svenja Appuhn, der dpa. "Wer den dringend nötigen sozialen Ausgleich so leichtfertig aufgibt, verspielt Mehrheiten für Klimaschutz und riskiert, dass Menschen in die Arme von Rechten getrieben werden."