Girocard mit kleiner Kerbe: Deine Bankkarte hat eine geheime Funktion
Autor: Andrea Blatzky
Deutschland, Samstag, 06. Dezember 2025
Die Girocard ist der Nachfolger der EC-Karte und immer mehr Banken versehen diese mit einer Kerbe. Die Funktion dahinter ist vielen Verbrauchern noch nicht bekannt.
Die Girocard zählt aufgrund ihrer Vielseitigkeit zu den beliebtesten Zahlungsmitteln. Sie hat die Funktion einer Debitkarte und kann im In- und Ausland als Zahlungsmittel und für weitere Bankgeschäfte genutzt werden. Generell muss beim Umgang aufgepasst werden. Aktuell warnt die VR Bank vor einem miesen Trick an Geldautomaten.
Bei etlichen Geldinstituten hat die Karte eine unauffällige Aussparung. Was musst du beim Einsatz dieser Karten beachten und welche Rolle spielt dabei die Kerbe?
Neuerung bei Bankkarten: Warum hat die Girocard eine Kerbe?
Die kompakte Girocard ist aus dem täglichen Zahlungsverkehr nicht mehr wegzudenken und ist der Nachfolger der EC-Karte. Umgangssprachlich wird zwar immer noch der Begriff "EC-Karte" verwendet, doch bereits im Jahr 2007 wurde sie umbenannt. Grund hierfür ist eine Maßnahme der Deutschen Kreditwirtschaft, die nach einer einheitlichen Lösung für elektronische Zahlungen sowie das Geldautomatensystem suchte. Zudem sollte mit der Umstellung die Akzeptanz der deutschen Girocard im internationalen Zahlungsverkehr gesteigert werden.
Immer mehr Banken ändern das Aussehen der Girocard und ersetzen die alte Version durch Karten mit einer praktischen Neuerung – einer Kerbe, die die meisten Konsumenten kaum spüren. Diese befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Chips, sodass dessen Funktion nicht eingeschränkt wird. Banken, die bisher die alte Version der Girocard an ihre Kundinnen und Kunden ausgegeben haben, stellen das Design nach und nach um. Beispielsweise hat die UniCredit Bank mit Sitz in Italien angekündigt, in zwölf Ländern auf Karten mit der Kerbe umzustellen. Vorreiter für die optische Veränderung ist der Zahlungsdienstleister Mastercard, der bereits seit längerer Zeit auf Karten mit einer Aussparung umgestiegen ist. Die Bezeichnung für eine derartige Gestaltung wird auch "Touch Card" genannt. In einer Pressemitteilung erklärt das Unternehmen, dass diese auffällige Einbuchtung eine barrierefreie Funktion hat und hauptsächlich dazu dient, Menschen mit einer Sehbehinderung die Unterscheidung der verschiedenen Kartentypen zu ermöglichen:
- rund: Girocard
- eckig: Kreditkarte
- dreieckig: Prepaid-Karte, die vor der Nutzung mit einem Guthaben aufgeladen werden muss
Wie profitieren sehbehinderte Menschen davon?
Das kleine, unscheinbare Detail bei der Girocard stellt einen enormen Beitrag zur Inklusion dar. Mit der ertastbaren Kerbe können blinde und sehbehinderte Menschen ein eigenständiges Leben führen. Insbesondere Menschen mit einer Sehbehinderung sind oft unsicher und haben deshalb Schwierigkeiten, sich im Alltag zurechtzufinden. Europaweit gibt es ungefähr 30 Millionen Frauen und Männer, die erblindet sind oder eine Einschränkung des Sehvermögens haben.
Stand 2021 gibt es in Deutschland etwa 1,2 Millionen betroffene Personen, wobei sich der Grad der Behinderung unterscheidet. Ungefähr 71.000 Frauen und Männer sind komplett erblindet, circa 47.000 leiden unter einer ausgeprägten Sehbehinderung. Bei etwa 440.000 Betroffenen wurde eine sonstige Augenerkrankung diagnostiziert.