Bei Banken fallen für das Girokonto häufig Gebühren an – beim teuersten Anbieter bis zu 60 Euro im Monat. Ein neues Onlineportal der BaFin zeigt, wo das preiswerter geht.
Die neue Vergleichsplattform für das Girokonto
Auch beim Girokonto sind 5 % Habenzinsen möglich
BaFin prüft nicht die Daten der Banken und Sparkassen
Erster Versuch mit Check24 führte nicht zum Erfolg
Was ist die BaFin überhaupt?
Banken- und Sparkassenkunden in Deutschland können jetzt leichter das passende Girokonto finden. Die staatliche Bankaufsicht BaFin hat dafür ein eigenes Vergleichsportalgestartet, bei dem sich die Konten nach 27 Kriterien filtern und sortieren lassen. Damit sind die rund 6.900 verschiedenen Preismodelle von 1.100 Banken und Sparkassen transparenter und vergleichbarer. Portale wie Check24 und Verivox bekommen damit Konkurrenz. Wir haben das BaFin-Portal genauer angeschaut.
Die neue Vergleichsplattform für das Girokonto
Die Finanzaufsicht BaFin hat eine offizielle, im Handling aber gewöhnungsbedürftige Vergleichsplattform (ohne Werbung der Banken) ins Leben gerufen, die alle in Deutschland verfügbaren Girokonten abdeckt. Wobei die BaFin keine Tipps für ein günstiges Konto gibt und auch keine Kontoeröffnung lanciert. Sie beschränkt sich auf neutrale Informationen. Ratschläge, Empfehlungen, Sterne oder ein Gütesiegel wirst du nicht finden.
Das unterscheidet das Internetportal von der Stiftung Warentest. Dennoch hält der zuständige BaFin-Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch den Kontenvergleich für einen "Meilenstein im gelebten Verbraucherschutz", wie er bei der Präsentation in Frankfurt am Main erklärte. Er betonte noch einmal, welche Bedeutung ein Girokonto hat: "Ohne Girokonto gibt es keinen Mietvertrag, keinen Gehaltseingang und keine Online-Bestellung." Und die neue Vergleichsplattform sorge dafür, "dass alle Bürgerinnen und Bürger das für sie passende Konto einfach finden können".
Ganz so einfach wie Pötzsch meint, ist es dann doch nicht, sich bei 6.900 unterschiedlichen Kontenmodellen, von rund 1.100 Banken und Sparkassen, Neobanken und Fintechs, zu orientieren. Helfen sollen 27 Vergleichskriterien, die als Filter für die Sortierung dienen. Interessant sind natürlich die monatlichenGebühren für die Kontoführung, ob du eine kostenlose Debitkarte bekommst, was eine zusätzliche Kreditkarte kostet, wie hoch der Dispozins pro Jahr ist und ob es auf das Konto Habenzinsen gibt. Wird das Girokonto online geführt oder brauchst du eine Filiale, ist ein weiteres Vergleichskriterium.
Auch beim Girokonto sind 5 % Habenzinsen möglich
Besonders interessant ist, dass es insgesamt 1.760 kostenlose Girokonten gibt, für die kein monatliches Entgelt fällig ist. Der teuerste Anbieter verlangt im Monat rund 60 Euro für sein "Ultra"-Konto (Neobank Revolut, ermittelt im Januar 2025). Die Neobank bietet aber auch ein Konto ganz ohne Kosten. Einige Banken und Sparkassen bieten zusätzlich sogar kostenlose Bankkarten. Sowohl Debitkarten als auch Kreditkarten sind zum Nulltarif möglich. Ebenso wie viele Extra-Leistungen, beispielsweise ein angeschlossenes Wertpapierdepot.
Das Vergleichsportal offenbart aber auch, dass du selbst auf einem Girokonto 5 % Habenzinsen pro Jahr bekommen kannst. Konkret ist das bei der Sparkasse zu Lübeck (Kontobezeichnung: Mein Lübecker Start) und der Volksbank Glan-Münchweiler (Mitglieder GiroPlus und PrimaGiro) der Fall.
Die Ergebnisse lassen sich auch regional filtern. Das ist vor allem für diejenigen interessant, die nicht nur Onlinebanking wollen, sondern auch die persönliche Beratung vor Ort schätzen. Mit Eingabe deiner Postleitzahl kannst du gezielt nach Banken suchen, die möglichst in deiner Nähe sind und auch einen Filialservice bieten oder wenigstens elektronische Banking-Terminals haben.
BaFin prüft nicht die Daten der Banken und Sparkassen
Große Unterschiede gibt es bei den anfallenden Zinsen für den laufenden Dispokredit oder gar Überziehungen jenseits der vereinbarten Beträge. Hier reicht die Spanne von 0 % beim Dispozins und geht bis zu 16,37 % (Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, ermittelt im Januar 2025) in der Spitze.
Die Kontodaten erhält die BaFin direkt von den Anbietern. Sie gelangen dann direkt ins Vergleichsportal, ohne sie weiter zu überprüfen. Das könnte problematisch sein, wenn die angezeigten Konditionen nicht mehr stimmen. Die Kontoanbieter müssen Veränderungen bei den Vergleichsdaten innerhalb von drei Geschäftstagen aktualisieren. Insgesamt kannst du bei einem Vergleich auf der BaFin-Kontoseite bis zu 20 Konten auswählen und vergleichen. Die BaFin führt allerdings "stichprobenhafte Qualitätschecks" durch.
Zu beachten sind außerdem die jeweils angebotenen Kontomodelle, die ganz unterschiedlich ausfallen können. Im statistischen Durchschnitt bietet jede Bank oder Sparkasse sechs Kontovarianten an. Zusätzlich zu Girokonten führt der BaFin-Kontenvergleich Kontomodelle für Minderjährige, Auszubildende, Studierende oder Menschen in Rente ("Pensionärskonto") auf.
Erster Versuch mit Check24 führte nicht zum Erfolg
Die Finanzexpertin Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen begrüßte die neue Plattform, mit der eine langjährige Forderung der Verbraucherverbände umgesetzt wird: "Mit der Vergleichswebsite können nun mehr als 80 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland endlich unabhängig die Kosten von Zahlungskonten vergleichen. Wer sein Konto zu teuer findet und ein neues Girokonto sucht, kann auf der Website die Konditionen aller Banken einfach vergleichen."
Die EU verlangt seit Jahren einen unabhängigen und kostenlosen Vergleich von Girokonten. Mit der nationalen Umsetzung der Europäischen Zahlungskontenrichtlinie von 2014 sollte eigentlich schon 2018 eine Vergleichswebsite für Zahlungskonten in Deutschland an den Start gehen.
Die Bundesregierung hatte sich trotz Kritik zunächst dafür entschieden, diese Vorgabe mit dem privaten Dienstleister Check24 umzusetzen. Das entsprechende Portal ging im August 2020 an den Start, war aber fünf Monate später schon wieder offline. Verbraucherschützer klagten über die unzureichende Marktabdeckung des Portals. Das Landgericht München brachte nach einer Klage der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) das Portal zu Fall (Urteil vom 29.9.2021, Az.: 33 O 15655/20). Wie das Gericht bestätigte, hatte der Vergleich bei Check24 nicht einmal die Hälfte der über 1.000 Kreditinstitute erfasst, die Girokonten anbieten. In 90 % der Fälle auch nur eins von mehreren Kontomodellen. Durch das Zahlungskontengesetz (§ 16 ff.) machte der Gesetzgeber eine Kehrtwende und beauftragte 2023 die BaFin mit dem Projekt.
Was ist die BaFin überhaupt?
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist die zentrale Aufsichtsstelle der Bundesrepublik für Banken, Finanzdienstleister, Versicherer, Fonds und den Wertpapierhandel. Auf der einen Seite soll die BaFin durch ihre Insolvenzaufsicht die Stabilität des deutschen Bankensystems garantieren und für faire Verhältnisse am Finanzmarkt sorgen.
Auf der anderen Seite soll die BaFin den Missbrauch des Finanzsystems für Geldwäsche und die Finanzierung von Terrorismus und Verbrechen verhindern. Dafür ist die Bundesanstalt mit Ermittlungs- und Eingriffskompetenz ausgestattet.
Gegründet wurde die BaFin am 1. Mai 2002 durch die Verschmelzung der drei separaten Bundesaufsichtsämter für Kreditwesen, Wertpapierhandel und Versicherungswesen. Die Standorte der Bundesanstalt sind in Bonn und Frankfurt. Jetzt hat die Behörde erstmals eine konkrete Aufgabe für Bankkunden übernommen und umgesetzt.
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