Gefährliches Online-Shopping auf Raten: Junge Frauen geraten immer häufiger in Schuldenfalle
Autor: Klaus Heimann, Redaktion
Deutschland, Montag, 15. Mai 2023
Die Schufa schlägt Alarm: Insbesondere junge Leute nutzen beim Online-Shopping "Buy now, pay later" (Jetzt kaufen, später bezahlen). Sie tappen dadurch schnell in eine teure Schuldenfalle. Auch die Verbraucherzentrale NRW warnt.
- Hauptsächlich junge Frauen nutzen "Buy now, pay later" (BNPL)
- Jugendliche kennen die Risiken und machen es trotzdem
- BNPL: Welche Anbieter gibt es und welche Kosten fallen an?
Der SCHUFA Jugend-Finanzmonitor bringt es an den Tag: Jugendliche nutzen verstärkt "Buy now, pay later" (BPNL)-Angebote. Knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland hat bereits davon Gebrauch gemacht, im Internet einzukaufen und die Ware erst später zu bezahlen. Auf TikTok gibt es bereits einen Trend, wo sich junge Menschen mit Schulden versuchen zu überbieten ("Klarnaschulden“). Auch die Verbraucherzentrale NRW warnte kürzlich vor der Schuldenfalle durch Online-Shopping. inFranken.de erklärt, warum diese Einkaufsvariante alles andere als harmlos ist.
Hauptsächlich junge Frauen nutzen Ratenkauf und verschulden sich
Da ist die Geschichte von Lea-Marie, über die inFranken.de bereits berichtet. Sie ist 25 Jahre alt und hat 22.000 Euro Schulden. Durch Ratenkauf-Anbieter, wie den schwedischen Fintech Klarna (Finanzanbieter), finanzierte sie ihre Shopping-Sucht. Mit 22 begann sie, Klamotten im Internet zu shoppen. Täglich kamen die Pakete. Die Ratenzahlung schob sie immer wieder auf oder erstellte neue Konten. Schließlich wandte sich Lea-Marie an eine Schuldnerberatung.
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Wie der W²-Jugend-Finanzmonitor, den die SCHUFA-Bildungsinitiative WirtschaftsWerkstatt (W²) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa regelmäßig durchführt, zeigt, nutzen 16 Prozent der Jugendlichen bei jedem zweiten Einkauf BNPL-Angebote. Die Befragung richtete sich an 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren. Es ging um ihr Finanz- und Konsumverhalten.
Besonders häufig nutzen junge Frauen Online-Ratenkauf: Die Hälfte der weiblichen Befragten gibt an, einen Einkauf schon einmal erst später bezahlt zu haben. Bei den männlichen Jugendlichen sind es 38 Prozent. Der Monitor wollte ebenso wissen, warum Jugendliche diese Angebote nutzen: 40 Prozent der Befragten nennen die bequeme Kaufabwicklung. Ein Drittel findet es ausgesprochen angenehm, ein Kleidungsstück zur Anprobe in mehreren Größen zu bestellen, ohne gleich für alles Produkte zahlen zu müssen. Waren erst später zu bezahlen hat aber Risiken. Jeder zehnte Jugendliche berichtet, dass es ihm häufig passiert, die eingeräumte Zahlungsfrist nicht eingehalten zu haben. Jedem Fünften fehlte das Geld, um die Rechnung zu bezahlen.
Jugendliche kennen die Risiken und machen es trotzdem
Die SCHUFA berichtet, dass selbst die deutschen Banken- und Finanzaufseher (BaFin) mahnen: "Buy-now-pay-later-Angebote fühlen sich nicht wie Geldausgeben an. Das ist das Verführerische." Hinzu kommt: Wer solche Möglichkeiten nutze, brauche viel Disziplin, um den Überblick zu behalten. Wie hoch sind deine Ausgaben und wann muss was bezahlt werden? "Wer sich das nicht aufschreibt oder in einer App organisiert, hat am Ende mehr Schulden, als er bezahlen kann", meint die SCHUFA.
Die Risiken dieser Bezahlmethode kennen nahezu alle Befragten. 90 Prozent sehen sehr wohl die Gefahr, dass sie den Überblick über die eigenen Finanzen verlieren und Schulden anhäufen könnte. Viele vermuten, dass so auch leichter unnütze Dinge im Warenkorb landen. Die BaFin hat die Konditionen verglichen und kommt zu dem Ergebnis: Verglichen mit anderen Möglichkeiten zur Konsumfinanzierung, sind BNPL "oft teuer". Niedrige Einzelraten und Fälligkeitsdaten, die in scheinbar ferner Zukunft liegen, würden zu unbedachtem Handeln führen. "Insbesondere wenn Sie also ohnehin schon knapp bei Kasse sind, laufen Sie möglicherweise Gefahr, Schulden zu machen, die Sie schlicht nicht stemmen können."