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Arbeiten bis 67 statt Frührente: Was Mitarbeiter dafür vom Arbeitgeber fordern


Autor: Ellen Schneider

Deutschland, Freitag, 07. März 2025

Bis zum regulären Renteneintritt arbeiten? Das erscheint vielen Arbeitnehmern zunehmend unattraktiv. Eine Option ist es zwar - aber dafür müssen bestimmte Faktoren erfüllt sein.
Früher in den Ruhestand zu gehen, ist der Wunsch vieler Arbeitnehmer. Unter bestimmten Bedingungen können sich jedoch auch viele Mitarbeiter vorstellen, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. (Symbolbild)


Mit 67 Jahren in Rente - das ist momentan die Regel. Wer schon früher in den Ruhestand will, kann das unter bestimmten Voraussetzungen tun - muss aber Abschläge in Kauf nehmen. Das scheint jedoch für viele Arbeitnehmer kein Problem zu sein, die Frührente wird immer beliebter. Damit die Angestellten dem Arbeitgeber trotzdem treu bleiben, scheinen für viele die gleichen Faktoren ausschlaggebend.

Aber wie ist es überhaupt möglich, schon vor dem Erreichen des 67. Lebensjahres in den Ruhestand zu gehen? Wer mindestens 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann sich auch mit 63 schon in den Ruhestand zurückziehen. Für Arbeitgeber kann das problematisch werden - besonders wegen des anhaltenden Fachkräftemangels.

Rente mit 67: Arbeitnehmer wünschen sich mehr Unterstützung

Einer Studie des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zufolge planen bundesweit 31 Prozent der Befragten, drei Jahre früher aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. In Bayern sind es sogar 37 Prozent. Besonders bei Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes besteht dieser Wunsch demnach. Allerdings gibt es auch Konditionen, die den gesetzlichen Renteneintritt für Mitarbeiter attraktiver machen.

Im Rahmen der Studie hat das IFBG die Wünsche der Befragten erfasst. Was würde dazu führen, dass die Fachkräfte ihrem Arbeitgeber länger die Treue halten? Wie aus einer Mitteilung des Instituts hervorgeht, sind vor allem Flexibilität, Selbstbestimmung, Sinnstiftung und die Verbindung zum Arbeitgeber (Wertschätzung) wichtige Faktoren. Konkret wünschen sich Arbeitnehmer:

  • Individuelle Anpassung der Arbeitszeit (73,3 Prozent)
  • Unterstützung bei Eintritt in den Ruhestand (70,3 Prozent)
  • Höheres Gehalt (66,5 Prozent)
  • Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln (64 Prozent)
  • Gesundheitsförderliche Maßnahmen (60 Prozent)

Frührente: Finanzierung ist für viele kein Problem

Die Studie der IFBG fand im Auftrag der Techniker Krankenkasse statt. Dafür wurden laut dem Institut mehr als 1.000 Erwerbstätige ab 50 Jahren und mehr als 300 Arbeitgeber befragt. Veröffentlicht wurde die Studie 2024.

Der Befragung nach ist auch die Finanzierung für viele kein Problem: In Bayern geben 49 Prozent der Befragten an, sich die Frührente finanziell leisten zu können – darunter 48 Prozent Männer und 36 Prozent Frauen.

Dass die Frührente immer beliebter wird, sehen viele als Problem: Immer wieder fordern Experten, die Frührente unattraktiver zu machen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Konkrete Vorschläge, wie Unternehmen ihre Angestellten länger im Beruf halten können, waren nun auch Thema bei einer Veranstaltung der Wirtschaftsförderung des Landkreises Bad Kissingen in Kooperation mit der Sparkasse. Das geht aus einer Mitteilung des Landratsamts hervor.

Beschäftigte einbinden: Diese Maßnahmen sind sinnvoll

Ziel sei es, Bedingungen zu schaffen, mit denen die Generation 50+ und ihr Know-how möglichst bis zum Renteneintrittsalter von 67 Jahren gehalten werden könnten, äußerte Landrat Thomas Bold bei der Veranstaltung.

"Auch Behörden als Arbeitgeber stehen in dieser Verantwortung", betonte Bold. "Die Herausforderung dabei ist, dass sich viele bereits die finanziellen Möglichkeiten geschaffen haben, um vorzeitig aus dem Berufsleben auszusteigen." Um gegenzusteuern, könnten Firmen beispielsweise die Unternehmenskultur attraktiver gestalten, schlägt Maren Beer, Studienleiterin des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG), vor.

"Beschäftigte der Generation 50+ wünschen sich eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und Unterstützung bei der individuellen Gestaltung des Eintritts in den Ruhestand", konkretisiert sie. Viele Unternehmen bieten laut Beer jedoch noch keine ausreichenden Unterstützungsangebote an. Dabei sei es sinnvoll, Beschäftigten mitzunehmen und in Workshops Wünsche und Möglichkeiten zu diskutieren.