Cem Özdemir und Volker Wissing: Zweimal Minister - auch zwei Gehälter?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Freitag, 15. November 2024
Was passiert, wenn Minister – wie aktuell Cem Özdemir und Volker Wissing – zwei Ressorts in der Bundesregierung führen? Bekommen die Minister für zwei Ämter auch doppeltes Gehalt?
Zwei Minister und eine Ministerin sind nach dem Ampel-Aus aus der Regierung ausgeschieden. Dafür haben zwei Politiker jetzt zwei Ministerämter: Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat zusätzlich das Bildungsressort übernommen und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP, jetzt parteilos) ist jetzt auch Bundesjustizminister. Beide haben den Doppel-Job, bis der Bundespräsident neue Minister ernennt.
Das kann dauern: Zunächst findet am 23. Februar 2025 die Bundestagswahl statt und danach müssen sich Parteien zu einer Koalition zusammenraufen und eine neue Regierung bilden, die eine Mehrheit im Bundestag hat. So lange sind die Doppel-Minister im Amt. Spannende Frage: Bekommen Cem Özdemir und Volker Wissing jetzt auch doppeltes Gehalt?
Doppel-Minister: Gibt es jetzt auch zwei Gehälter?
Nein, erklärt Elke Gurlit, Professorin für Staats- und Verwaltungsrecht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, auf Anfrage des Magazins Stern. Im Bundesministergesetz (BMinG) ist in § 5 Abs. 1 geregelt, dass die Bundesminister ihr Ministergehalt nur einmal erhalten – also unabhängig davon, wie viele Ressorts sie betreuen.
Die Höhe des Gehalts der Bundesministerinnen oder Bundesminister ist unabhängig von der Größe und Bedeutung des Ressorts. In einer unterschiedlichen Bezahlung zeigt sich nicht die Wichtigkeit des Ministers oder der Ministerin. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) weiß genau, welche Vergütung die Bundesminister und der Bundeskanzler im Monat bekommen. Die Gehälter der Minister und Ministerinnen setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Amtsgehalt, Ortszuschlägen und Dienstaufwandsentschädigung.
Der Bundeskanzler bezieht derzeit rund 22.083 Euro Gehalt im Monat. Hinzu kommt eine steuerfreie Dienstaufwandsentschädigung von rund 12.271 Euro im Jahr. Die Bundesminister verdienen weniger als ihr Chef und erhalten rund 17.990 Euro pro Monat. Auch ihnen steht eine jährliche steuerfreie Pauschale von etwa 3.681 Euro zu.
Anstatt Ministergehalt gibt es jetzt Übergangsgeld
Die jetzt ausgeschiedenen Minister Christian Lindner, Marco Buschmann und Ministerin Bettina Stark-Watzinger erhalten ein Übergangsgeld. Bereits nach einem Tag Amtszeit stehen einem Bundesminister rund 81.000 Euro Übergangsgeld zu, so die Information des BdSt. Je nach Dauer der Amtszeit kann das Übergangsgeld maximal auf knapp 243.000 Euro steigen und für zwei Jahre nach dem Ausscheiden gewährt werden. Das Übergangsgeld wird ab dem zweiten Monat des Bezugs mit anderen privaten Einkünften verrechnet.
Aus Sicht des BdSt bedarf es beim Übergangsgeld einer Neuregelung. Es soll maximal ein Jahr lang gezahlt werden, so der Vorschlag. Wobei ein Jahr als Minister einen Anspruch von einem Monat Übergangsgeld auslöst. Bei sehr kurzen Amtszeiten sollte eine Monatszahlung nicht überschritten werden. Tritt ein Minister freiwillig von seinem Amt zurück, sollte ihm kein Übergangsgeld zustehen. Das würde im konkreten Fall auf Marco Buschmann und Ministerin Bettina Stark-Watzinger zutreffen. Christian Lindner bekam die Entlassung vom Bundeskanzler, die beiden anderen nicht, sie traten freiwillig aus dem Amt zurück.