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Besser als ihr Ruf? - Der Einfluss der Generation Z auf die Arbeitswelt

Die Generation Z drängt auf den Arbeitsmarkt. Aufgrund angeblich undisziplinierter Arbeitsmoral und vermeintlich unangebrachter Leichtigkeit, mit der sie versuchen ihr Leben zu leben, wird ihr kein gutes Zeugnis ausgestellt. Warum eigentlich?
Für die Generation Z ist laut Studien Selbstverwirklichung besonders wichtig.
Für die Generation Z ist laut Studien Selbstverwirklichung besonders wichtig. Foto: CC0 / Pixabay / JillWellington
  • Was ist die Generation Z?
  • Eigenschaften, Merkmale und Zahlen zur Generation Z
  • Generation Z und ihr Einfluss nicht nur auf die Arbeitswelt
  • Unterschiede zwischen Generation Y und Generation Z
  • Kritik am "Generation Z-Konzept"

Mit Generation Z, auch "Gen Z" abgekürzt, werden Menschen beschrieben, die in den Jahren 1995 bis 2010 geboren wurden. Eine verbindliche Definition für die Abgrenzung der Jahrgänge gibt es nicht. Daher variieren je nach Quelle (hier studyflix.de) die angenommenen Geburtszeiträume in Bezug auf die jeweils zugeordnete Generationsbezeichnung. Neben der Generation Z gibt es noch die Generation der Traditionalisten (1922 – 1945), der Baby-Boomer (1946 – 1964), die Generation X (1965 – 1979) und die Generation Y (1980 – 1994). Die Generation, die auf die Gen Z folgt, wird als Generation Alpha (ab 2010) bezeichnet.

Eigenschaften, Merkmale und Zahlen zur Gen Z

Die oben erwähnten Generationsbezeichnungen werden gerne genutzt, um mit ihnen entweder plakativ Zielgruppen (z.B. für das Marketing) oder allgemein Menschen mit "typischen Eigenschaften" zu beschreiben. Die Generation Z ist heute, im Jahr 2023, zwischen 13 und 28 Jahren alt. Das heißt konkret, es geht um junge Menschen, die einerseits noch zur Schule gehen und mitten in der Pubertät stecken und andererseits bereits Schule, Berufsausbildung oder Studium abgeschlossen haben und erstmals auf den Arbeitsmarkt drängen. Dieser Spagat sollte immer im Hinterkopf sein, wenn du dich den Zuschreibungen widmest. Ebenso interessant zu wissen ist, dass laut statista der Anteil der Generation Z in Deutschland (hier betrachtet in der Altersspanne zwischen 12 und 25 Jahren) an der Gesamtbevölkerung zum Stichtag 31.12.2021 rund 13,9 % betrug (11,57 Mio. Menschen). Dabei lag mit 6 Mio. der männliche Anteil nur knapp vor dem weiblichen Anteil (5,57 Mio.).

Seit geraumer Zeit analysieren zahlreiche Studien und Untersuchungen mittels Interviews, Beobachtung und anderen Datenerhebungsmethoden die Generation Z und versuchen typische Eigenschaften und bestimmte Merkmale festzustellen. Unterschiede zu anderen Generationen ergeben sich dabei alleine schon dadurch, dass die Generation Z in eine Zeit hineingeboren wurde, in der zum Beispiel die Digitalisierung gerade ihre Anfänge hatte. Deshalb wird die Generation Z auch als sogenannte Digital Natives bezeichnet, die per se einen intuitiven Umgang mit den neuen Technologien pflegen. In Folge verwischen in dieser Generation, so eine plausible Erklärung, mehr und mehr die Grenzen zwischen Realität und Virtualität

Als Studien- und Forschungsergebnisse werden unter anderem auf studyflix.de, aber auch beim Deutschen Psychologen Verlag und dem Institut für Generationenforschung für die Generation Z beispielhaft folgende Ziele, Einstellungen, typischen Merkmale und Verhaltensweisen zusammengefasst:

  • Das Thema Selbstverwirklichung und der Wunsch nach freier Entfaltung stehen für die Generation Z ganz oben.
  • Angesichts weltweit herrschender Krisenherde hat die Generation Z besonders Angst vor Wohlstandsverlust, vor dauerhaften Krisen und vor Terror.
  • Die Kommunikation verläuft in der Regel digital und je nach Community (Arbeit, Freizeit, Dating) und Intention (Texte, Bilder, Videos) über entsprechend unterschiedliche soziale Plattformen.
  • Der Hang zur Selbstinszenierung, insbesondere auf den Social-Media-Kanälen, geht einher mit dem stark ausgeprägten Wunsch nach Wertschätzung, Anerkennung und vorrangig natürlich positivem Feedback.
  • Weil die Generation Z besonders auf eigene, persönliche Ziele fokussiert zu sein scheint und sich vordergründig ihrer Selbstverwirklichung widmet, wird sie oftmals auch als eine Generation der Einzelkämpfer*innen, Individualist*innen aber auch Egoist*innen gesehen. Ein Klischee, wie die Bachelor-Thesis "Personalrecruiting und Mitarbeiterbindung in Zeiten der Generationenvielfalt" von Manuela Meyer (auf Seite 35) feststellt.

Generation Z und ihr Einfluss - nicht nur auf die Arbeitswelt

Zusammen mit den letzten Jahrgängen der Vorläufer Generation Y gehört die Generation Z zur relevanten und zugleich begehrten Zielgruppe für potenzielle Arbeitgeber. Hierbei zeigt sich, dass im Vergleich zur Generation X und ganz zu schweigen zur Generation der Baby-Boomer völlig andere Werte, Erwartungshaltungen in Bezug auf die Zukunft sowie auch unterschiedliche Lebensziele im Vordergrund stehen. Für Unternehmen, die händeringend junge qualifizierte Fachkräfte suchen, stellt dies neue Herausforderungen dar. Sowohl beim Recruiting als auch im späteren täglichen beruflichen Miteinander. In dem Zusammenhang sind z.B. die Wünsche nach einer freiheitlicheren oder flexibleren Form der Gestaltung von Arbeit zu nennen. Einhergehen damit aber auch grundlegend veränderte Vorstellungen von Karriere und der eigenen Zukunft. 

Bedingt durch ein neu verstandenes Selbstbewusstsein in Kombination mit einem weitestgehend freien Zugang zu umfassend digitalen Informationen hinterfragt die Generation Z bestehende Strukturen, etablierte Muster und Lebensweisen. Darin unterscheidet sie sich übrigens noch nicht grundsätzlich von Vorläufergenerationen. Denn auch die Baby-Boomer der 68er-Generation haben "soziokulturelle Veränderungen" in Gang gesetzt und für persönliche Freiheiten gekämpft, die mitunter das Zeitalter der "Wilden 70er" geprägt haben. Aktuelle Bewegungen wie "Fridays for Future", "BlackLivesMatter" oder die "LGBTQ-Community" sind Ausdruck aktueller gesellschaftlicher Themen und Beispiel dafür, dass jede Generation ihre ureigenen Themen hat.  

Im Vergleich zu früheren Generationen besitzt der Zeitgeist der Generation Y und Generation Z die Kraft, stärkeren Einfluss auf die Arbeitswelt zu nehmen. Der Gründe hierfür liegen jedoch mehr in einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung und veränderten Rahmenbedingungen, als in einem vermeintlich generationenbedingten Revoluzzertum. So bedeutet zum Beispiel der gesteigerte Wert auf ein moralisch und ökologisch einwandfreies Verhalten, dass Unternehmen nicht nur im Kontext von Produktwerbung Aspekte wie Klimaschutz, fairen Handel oder Nachhaltigkeit berücksichtigen müssen. Auch und vor allem als Arbeitgeber rücken diese Perspektiven in den Vordergrund. Dass diese Themen in den Generationen Y und Z dominieren, liegt überwiegend daran, dass vor allem die veränderten Rahmenbedingungen Reaktionen hervorrufen. Denn generell sehen sich sowohl die Generationen Y und Z als auch die folgende Alpha-Generation Zeiten ausgesetzt, in denen Planbarkeit und Sicherheit nicht mehr gegeben sind. Ökonomische wie ökologische Krisen, Terror- und Kriegsgefahr stellen reale Gegebenheiten dar, die maßgeblichen Einfluss auf gesellschaftlichen Zusammenhalt, Arbeitsbedingungen und Konsum nehmen.

Unterschiede zwischen Generation Y und Generation Z

Generationsstudien zeigen auf, dass sich die Generationen Y und Z in vielen Grundtendenzen sehr ähnlich sind. Themen wie z. B. Diversity, Nachhaltigkeit, Freiheit und persönliches Wohlbefinden gewinnen dabei an Bedeutung. Dies ist eben ein Ausdruck der zuvor erwähnten gesellschaftlichen Weiterentwicklung und findet sich u.a. auch im Konzept der Maslowschen Bedürfnispyramide wider. In Teilen besteht nunmehr aber die verstärkte Erwartung, dass sich die ganze Gesellschaft, aber speziell auch Arbeitgeber und (Konsum-)unternehmen mit diesen Themen auseinandersetzen. 

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Zusätzlich sind es Themen wie Klimawandel mit seinen unübersehbaren Folgen (Erderwärmung, Hitzewellen, Überflutungen) und Umweltverschmutzung (CO₂ Ausstoß, Plastikaufkommen in den Meeren), die als zunehmende Lebensbedrohung wahrgenommen werden. Daher blickt die Generation Z vergleichsweise auch etwas mehr realistisch-pessimistisch in die Zukunft. Nachvollziehbar in dem Zusammenhang ist, dass die Generation Z Stabilität im familiären Umfeld und im Job sucht. Leistungsbereitschaft und der Wunsch nach Karriere sind zwar gegeben, mit ihnen eng verknüpft ist jedoch der erhöhte Anspruch, dass die Arbeit auch mit einer gewissen Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit verbunden sein soll.

Schon die Generation Y verfolgt mit Blick auf den Arbeitsmarkt eine größere Flexibilität (geringere Anzahl an Arbeitsstunden, 4Tage-Woche) und fordert gewisse Freiheitsgrade (Home-Office) in Bezug auf die tägliche Arbeitsorganisation ein. Die Generation Z geht noch einen Schritt weiter. Sie möchte Freizeit möglichst weit und klar von der Arbeitszeit abgrenzen. Sie verfolgt keine Vermischung im Sinne einer Work-Life-Balance, sondern fordert ein striktes Work-Life-Separating.

Kritik am "Gen Z-Konzept"

Bei der Analyse und Bewertung der erwähnten Studien- und Forschungsergebnissen ist immer zu berücksichtigen, dass es sich bei den Zuschreibungen in der Regel um verallgemeinerte Tendenzen handelt. Sie können nicht ohne Weiteres pauschal allen Angehörigen einer Generation gleichermaßen zugeschrieben werden. Die Stereotypisierung gehört zum Handwerkszeug jeder Marktforschung und wird mit Modellen und Theorien untermauert. Insofern können die getroffenen Aussagen schon als grundsätzliche Beschreibung der Generation Z herangezogen werden. Auf dieser Basis jedoch die charakterlichen Grundzüge einer ganzen jungen Generation abzuleiten, bedarf einer durchaus detaillierteren Betrachtung.  

So prägen Einflussfaktoren wie z. B. soziale Herkunft, soziales Umfeld, Bildung und Familie die individuellen Werte, Einstellungen und Erwartungshaltungen ebenso, wie die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Generation Z reagiert auf diese Veränderungen. Sie gestaltet und ordnet in diesem Kontext ihre Werte, Einstellungen und Haltungen. Es ist also nicht umgekehrt so, dass die Generation Z aufgrund ihrer "generationsbedingten Werte" die traditionellen und etablierten Systeme umstößt. Allerdings hinterfragt sie vor dem Hintergrund der sicht- und spürbaren Folgen diese Systeme und fordert entsprechende Konsequenzen.   

Der Marburger Soziologieprofessor Prof. Martin Schröder kritisiert hinsichtlich der Vorgehensweise bei Untersuchungen der Generation Z methodische Fehler. Er begründet dies mit seiner These, dass Einstellungsunterschiede nur dann valide gemessen werden können, wenn ein Kohorten übergreifender Vergleich angestellt wird: "Um eine Generation von einer anderen abgrenzen zu können, müsste man ihre Angehörigen mit älteren oder jüngeren Personen vergleichen." In allen Studien werden, so laut Prof. Schröder, aber nur jeweils die Angehörigen einer Kohorte befragt. Mit Hinweis auf seine eigene groß angelegte Studie mit 500.000 Einzeldaten von mehr als 70.000 Umfrageteilnehmern*innen sieht er somit keine Evidenz gegeben, dass sich Generationen in ihren Einstellungen so voneinander unterscheiden, wie es in den "Generationen-Konzepten XYZ" propagiert wird.  

Fazit - vieles wird negativ konnotiert, ist es aber nicht

Die Generationen Z und Y als auch die folgende Alpha-Generation sieht sich Zeiten ausgesetzt, in denen langfristige Planbarkeit und Sicherheit nicht mehr gegeben sind. Zunehmend wirtschaftliche als auch ökologische Krisen gepaart mit realer Kriegs- und Terrorgefahr nehmen maßgeblich Einfluss auf gesellschaftlichen Zusammenhalt, Arbeitsbedingen und Konsum. Aufgrund dieser unsicheren Lebensumstände ändern sich nach und nach Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen. Die in vielen Studien- und Forschungsarbeiten erhobenen Eigenschaften der Generation Z rücken diese oftmals in ein schlechtes Licht. Aussagen wie "der Job soll Freude machen, sie möchten sich dabei selbst verwirklichen können", werden häufig negativ bewertet. Dahinter steckt jedoch als Reaktion auf die veränderten Lebensbedingungen, dass die Generation Z im Vergleich zu vorherigen Generationen in der Arbeit weniger den Sinn darin sieht, ihren Lebensunterhalt und einen nach außen präsentierten sozialen Status zu sichern. Vielmehr wird ausreichend Zeit für Familie, Freunde und private Interessen als wichtig erachtet. Aus der Perspektive betrachtet ist die Generation Z besser als ihr Ruf.