Ausländischer Berufsabschluss: So funktioniert die Anerkennung in Deutschland
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Donnerstag, 28. Sept. 2023
Die Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses ist ein ziemlich aufwendiger Verwaltungsakt. Manchmal ist sie nur 'Nice to have', in anderen Fällen zwingend notwendig. In jedem Fall braucht es viele Dokumente.
- Die reglementierten und unreglementierten Berufe
- Die Geschichte der Philippinerin Edchel Grace Cortez
- Die Geschichte des gelernten Elektronikers Shadi Hajjo aus Syrien
- Welche Nachweise brauchst du im Anerkennungsverfahren?
- Das Anerkennungsverfahren kann bis zu 600 Euro kosten
- Wo kannst du dich informieren?
Die Zahl der im Ausland erworbenen und in Deutschland anerkannten Berufsabschlüsse ist im Jahr 2022 weiter gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, gab es einen Zuwachs von 11 % auf 52.300. Seit 2016 hat sich die Zahl positiv beschiedenen Verfahren somit fast verdoppelt. 35.400 der anerkannten ausländischen Berufsabschlüsse waren medizinische Gesundheitsberufe. Davon wiederum gut die Hälfte Pflegekräfte. Aber wie funktioniert die Anerkennung eigentlich?
Die reglementierten und unreglementierten Berufe
400.000 Fachkräfte müssen jedes Jahr nach Deutschland zuwandern, um den Bedarf an Arbeitskräften zu stillen. Diese Zahl hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bei der Bundesagentur für Arbeit ermittelt. Nur unter dieser Voraussetzung bliebe das Arbeitskräfteangebot bis 2060 nahezu konstant. Bist du EU-Bürger*in ist Zuwanderung eigentlich kein Problem: Die EU garantiert die freie Berufsausübung. Meint: Ein Kfz-Schlosser, der in Frankreich arbeitet, kann ohne große Probleme ebenso in Deutschland arbeiten. Trotzdem kann es sinnvoll sein, sich um die Anerkennung des Berufs zu kümmern. Meistens erleichtert das die berufliche Integration, sorgt für ein besseres Gehalt und schafft Voraussetzungen für Aufstiegsfortbildungen.
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Aber: Für die Berufsausübung in insgesamt 284 Berufen in Deutschland ist an die Ausübung des Berufs die Anerkennung der beruflichen Qualifikation gebunden. Das sind die sogenannten reglementierten Berufe. Dazu gehören die Medizinberufe (wie Arzt, Apothekerin, Physiotherapeut, Krankenpflegerin, Hebamme), Rechtsberufe (Rechtsanwalt, Steuerberaterin), Architektinnen, Erzieher, Lehrerinnen sowie Berufe im öffentlichen Dienst. Studiengänge müssen anerkannt werden, wenn sie Voraussetzung für die Ausübung eines akademischen und reglementierten Berufs sind.
Die Anerkennung ist per Gesetz oder Verwaltungsvorschriften des Bundes (Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG) bzw. der Bundesländer geregelt. Seit 2012 gibt es einen Rechtsanspruch auf ein Anerkennungsverfahren (Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen). Es gliedert sich in zwei Teile: die Feststellung der Gleichwertigkeit, und die Erteilung der Berufserlaubnis. Gibt es Probleme bei der Gleichwertigkeit, kannst du wählen zwischen einer Eignungsprüfung und einem Anpassungslehrgang. Da der EU-Arbeitsmarkt leergefegt ist und die Zuwanderung aus Drittstaaten außerhalb der EU in größerem Umfang möglich sein soll, ist das Anerkennungsverfahren in Deutschland auf alle ausländischen Fachkräfte erweitert.
Die Geschichte der Philippinerin Edchel Grace Cortez
Und so funktioniert Anerkennung in Deutschland an einem Beispiel: Edchel Grace Cortez schließt in den Philippinen den Studiengang Pflege mit dem Bachelor ab. Sie arbeitet danach in der chirurgischen Abteilung eines Krankenhauses. Ihr Weg nach Deutschland führte über eine Vermittlungsagentur, mit der das DRK Klinikum Alzey seit Jahren zusammenarbeitet. Noch in ihrer Heimat stellte Edchel Grace Cortez den Antrag auf Anerkennung ihrer Berufsqualifikation in Deutschland, und zwar beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz (LSJV). Sie kam im Herbst 2020 nach Deutschland.
Zunächst musste sie eine Kenntnisprüfung ablegen. Mit dieser Prüfung konnte sie wesentliche Unterschiede zwischen ihrer Berufsqualifikation und dem deutschen Referenzberuf ausgleichen. Der entsprechende Vorbereitungskurs auf die Kenntnisprüfung ist anspruchsvoll, weil die Teilnehmer*innen innerhalb kurzer Zeit viel Wissen in Theorie und Praxis erwerben müssen. Dies ist aber notwendig für die Anerkennung als Gesundheit- und Krankenpflegerin. Organisiert war der Vorbereitungskurs für Cortez vom DRK-Landesverband und dem IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz. Die Prüfung in Theorie und Praxis bestand sie sofort. Jetzt arbeitet Cortez im Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Alzey als Pflegekraft.