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Geld & Wirtschaft

Aufgrund explodierender Preise: In diesen 4 Bereichen wird jetzt am meisten gespart

Das Leben wird teuer. Die Kosten in vielen Lebensbereichen steigen drastisch und das zwingt zum Sparen. Jede*r Dritte schränkt nach einer aktuellen McKinsey-Umfrage den Konsum insbesondere in diesen 4 Lebensbereichen ein.
Wenn die Inflation steigt, sinkt die Kaufkraft des Geldes.
Wenn die Inflation steigt, sinkt die Kaufkraft des Geldes. Foto: Markus Winkler/unsplash.com (Symbolbild)
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  • Alles wird teurer - wo wird am meisten gespart?
  • So hoch ist die Inflation aktuell
  • Wen treffen die Preisanstiege am meisten? 
  • Wie viel weniger Geld hast du durch die Inflation zur Verfügung?

Wenn die Kaufkraft des Geldes sinkt, spricht man von der sogenannten Inflation. Dieser anhaltende Prozess der Geldentwertung wird insbesondere durch allgemeine Preiserhöhungen sichtbar. Inflation wird daher auch als Teuerungsrate bezeichnet. Mit ihrem Prozentwert bringt sie zum Ausdruck, um wie viel sich der künstliche Warenkorb verteuert hat. Dieser Warenkorb mit aktuell 600 Positionen wird vom Statistischen Bundesamt fiktiv zusammengestellt und stellt einen repräsentativen Querschnitt aller gekauften Waren und Dienstleistungen in Deutschland dar.  

Wo wird am meisten gespart? 

Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey bereitet die Inflation etwa 40 Prozent der gut 1000 befragten Verbraucher*innen große Sorgen. 29 Prozent befürchten, dass sie wegen des Preisanstiegs den eigenen Lebensstil einschränken müssen. Bei Menschen mit niedrigem Einkommen ist die Inflationsangst besonders hoch. Insgesamt rechnen zwei Drittel aller Befragten damit, dass die Preise innerhalb der kommenden 12 Monaten weiter steigen werden.

Insgesamt, so ergab die Umfrage wenig überraschend, werden Konsumentscheidungen deutlich bewusster getroffen. 640 Befragte gaben an, dass sie "ein neues Einkaufsverhalten ausprobiert" haben, indem sie zum Beispiel auf Eigenmarken umgestiegen sind, einen neuen Händler, eine neue (günstigere) Marke ausprobiert oder vermehrt beim Discounter eingekauft haben. Gespart wurde zudem bei Restaurantbesuchen (38 %), dem Aufsuchen von Freizeiteinrichtungen (40 %) sowie bei Hotelübernachtungen (36 %). Fast jede*r Dritte hat so seine Ausgaben in verschiedenen Bereichen eingeschränkt. In Summe ergab die Umfrage, dass insbesondere die Ausgaben für

  • Kosmetik
  • Bekleidung
  • Entertainment und
  • Reisen

auf dem Prüfstand stehen und deutlich eingeschränkt werden. Damit sind ausgerechnet jene Branchen betroffen, welche schon durch die Pandemie sehr gelitten haben. Etwas über die Hälfte der Befragten gab an, in den eigenen vier Wänden bewusster mit ihrem Energieverbrauch umzugehen. 16 % nutzen andere Transportmittel, um Benzin zu sparen.

So hoch ist die Inflation aktuell

Lange Zeit verlief die Inflationsrate hierzulande gleichbleibend auf einem sehr niedrigen Niveau. Im zurückliegenden Mai 2022 wird sie nun voraussichtlich bei knapp unter 8 Prozent liegen und damit einen vorläufigen Höhepunkt erreicht haben. Wobei die Tendenz noch weiter steigend sein dürfte. Auf einem vergleichbar hohen Niveau (6,7%) lag die Inflationsrate zuletzt im Herbst 1981. Zu dieser Zeit hatte der erste Golfkrieg zu steigenden Mineralölpreisen geführt und damit die Teuerungsrate angeheizt.

In welche Höhen sich die Inflation angesichts des andauernden Kriegs gegen die Ukraine und seine nicht nur ökonomischen Folgen noch entwickeln werden, ist eine schwer zu prognostizierende Frage. Mittlerweile gehen die meisten Ökonom*innen davon aus, dass die erhöhte Inflation länger anhält als ursprünglich erwartet. Das ergab zumindest die Auswertung des 38. Ökonomenpanels des ifo-Instituts und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Im Zeitraum zwischen dem 22. Februar 2022 bis zum 1. März 2022 wurden 145 Ökonom*innen nach ihren Einschätzungen befragt. 

Neben den Preisentwicklungen auf den realen Gütermärkten ist bei einer Inflation insbesondere der Blick auf die Geldmenge einer Volkswirtschaft zu richten. Denn auch sie funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Nimmt auf dem Geldmarkt die Geldmenge zu, steigt das Geldangebot, dessen Wert aber sinkt. Für die Steuerung der Geldmenge ist in Europa die Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich. Im Rahmen ihrer geldpolitischen Entscheidungen (z.B. Anheben der Zinssätze) muss sie die Risiken ihrer Maßnahmen sorgsam abwägen. Seit 2015 kauft die EZB mit einer nur kurzen Unterbrechung (gegen Ende 2018) im großem Stil Anleihen von Unternehmen und Staaten im Euro-Raum und steigert damit bei einem zugleich niedrigen (Null-)Zinsniveau den Geldmengenumlauf. 

Wen treffen die Preisanstiege vor allem?

Vor allem Menschen mit einem sehr niedrigen Einkommen und diejenigen, die ihr Einkommen nicht an die steigenden Preise anpassen können (Arbeitslose oder Rentner*innen), sind besonders von der Inflation betroffen. Eine Inflation hat zudem zur Folge, dass Ersparnisse (Barreserven oder Geld auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten) entwertet werden. Das erzeugt zusätzliche Unsicherheit.

Weil in der Bevölkerung in einer solchen Situation die Angst vor weiteren Preissteigerungen und dem Verlust der gesparten Gelder zunimmt, entsteht die Tendenz zur "Flucht in Sachwerte". Die EZB konnte bis vor einigen Monaten noch argumentieren, dass überwiegend die hohen Preise für Energie die Ursache für das Ansteigen der Inflation seien. Denn andere Preise reagierten zunächst kaum. Dies wird in der Ökonomie gemeinhin nicht als wirkliche Inflation gewertet, sondern lediglich als eine zeitliche begrenzte Verschiebung relativer Preise aufgrund vorübergehender Knappheit. Das ändert sich nun seit einiger Zeit. So ziehen beispielsweise die Preise für Lebensmittel deutlich an. Damit ist die Inflation bei den Menschen im Portemonnaie angekommen. Sie spüren die steigenden Preise im Alltag und schränken sich ein. Zum Beispiel beim saisonaktuellen Kauf von Erdbeeren und Spargel. Trotz guter Ernten und einem großen Angebot bleiben die Händler*innen auf der immer schon etwas teureren Ware sitzen, weil das Geld anderweitig gebraucht wird.  

Wie viel weniger Geld hast du durch die Inflation zur Verfügung?

In Zeiten steigender Inflation kommt besonders der Lohnentwicklung eine stärkere Bedeutung zu. Wenn gleichbleibendem Lohn und Gehalt höhere Kosten gegenüberstehen, stellt sich dir automatisch die Frage, wofür du das vorhandene Geld ausgeben kannst bzw. musst. Fixkosten ergeben sich in erster Linie aus den Ausgaben für Miete, Kredite, Heizung, Strom und Versicherungen. Hinzu kommen weitere notwendige Lebenshaltungskosten für Essen und Trinken, Hygiene, Fahrtkosten (Benzin oder ÖPNV) sowie Vorsorgeaufwendungen. Zuletzt fallen dann noch die eher freizeitorientierten Konsumausgaben (z.B. Urlaub, Restaurantbesuche, Netflix) an. Entlang dieser Reihenfolge musst du jeweils die Entscheidungen für dein Ausgabeverhalten treffen.  

Die Nominallöhne in Deutschland sind zuletzt (4 % im ersten Quartal 2022) so stark gestiegen wie seit 2007 nicht mehr. Das bedeutet für die Arbeitgeber*innen höhere Arbeitskosten, die sie teils über die Preise an die Verbraucher*innen weitergeben. Wenn sich inflationsbedingte Forderungen nach steigenden Löhnen und Gehältern durchsetzen, spricht man von der sogenannten Lohn-Preis-Spirale. Diese verstärkt die Inflation, da die Steigerung der Arbeitskosten (aktuell) unterhalb der Produktivitätssteigerung bleiben.

Entscheidend für das verbleibende Geld in deinem Portemonnaie ist dabei nicht der Nominallohn, sondern der Reallohn. Der berechnet sich über das Verhältnis von Lohnsatz und Preisniveau. Steigt das Preisniveau überproportional zum Nominallohn (Inflation), sinkt der Reallohn. So sind im ersten Quartal 2022 die Nominallöhne zwar um 4 % gestiegen, zugleich lag das Preisniveau bei plus 5,8 % und die Reallöhne verzeichnen somit ein Minus von 1,8 %. Das sind natürlich alles statische Werte, die sich für dich und jeden anderen Haushalt individuell völlig anders darstellen können. Neben der Einkommenssituation sind es vor allem die persönlichen Lebensverhältnisse und das individuelle (konsumtive) Ausgabeverhalten, die darüber entscheiden, ob am Ende des Monats mehr Tage oder mehr Geld übrig bleiben.