Absolute Alters-Armut: Frauen in Bayern besonders betroffen - woran liegt das?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Sonntag, 25. Dezember 2022
Alters-Armut: In keinem anderen Bundesland wie in Bayern sind so viele Frauen im Alter von Armut bedroht. Was sind die Gründe?
- Bayerische Seniorinnen haben besonders hohes Risiko für Altersarmut
- Besuch bei der Tafel in Nürnberg
- Frauen verdienen weniger
- Altersarmut aufgrund von Teilzeitarbeit oder keiner Berufstätigkeit
- Hilft die Grundrente?
Der "Gender Pension Gap" ist immens und Frauen sind deutlich stärker von Altersarmut betroffenen als Männer. Und wenn du in Bayern zu Hause bist, dann ist die Lage noch düsterer. Aber warum ist das eigentlich so, dass Frauen im Alter häufiger arm sind als Männer?
Bayerische Seniorinnen haben besonders hohes Risiko für Altersarmut
Es gibt kein anderes Bundesland, in dem die Gefahr für Seniorinnen in Altersarmut zu leben so hoch ist wie im Freistaat. Dies ist ein Trend, der sich seit 2005 jährlich fortsetzt und sogar weiter ansteigt. Gemessen an der 'Armutsgefährdungsquote' waren in 2021 mehr als ein Viertel (26 Prozent) der über 65-jährigen Frauen von Armut bedroht. Bei den Männern sind 19,5 Prozent betroffen. In anderen Bundesländern sind die Quoten geringer, am niedrigsten in Sachsen mit 9,6 Prozent.
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Was ist die Armutsgefährdungsquote? Ein*e Bürger*in gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung). 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.009 Euro netto im Jahr (1.251 Euro im Monat).
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern hat für das Jahr 2020 ermittelt, welche Personengruppen neben den Frauen über 65 besonders von Armut besonders betroffen sind. Es sind Erwerbslose mit 43,8 Prozent, Alleinerziehende mit 35,2 Prozent und Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau mit 29,8 Prozent.
Besuch bei der Tafel in Nürnberg
Das sind die statistischen Zahlen, hinter denen aber Menschen stehen. Thomas Balbierer, Redakteur im Landes-Teil der Süddeutschen Zeitung, hat für seinen Bericht über die Altersarmut in Bayern die Tafel in Nürnberg besucht, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Dort traf er im Ausgaberaum im ersten Stock eine 76-jährige Frau. Seit etwa sechs Jahren kommt die Rentnerin jeden Dienstag zur Tafel und holt sich für zwei Euro pro Besuch, was sie zum Überleben braucht.
Von ihrer Rente, nicht einmal 500 Euro, könne sich nicht leben, berichtete sie dem Reporter. 38 Jahre habe sie gearbeitet, erst als Kellnerin, dann als selbstständige Gastronomin. Die Einzahlungen in die Rentenkasse waren alles andere als üppig. Rente und Aufstockung mit der staatlichen Grundsicherung reichen nicht.