Wie gefährlich sind Tattoofarben wirklich? Fränkische Experten klären auf
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Donnerstag, 05. März 2020
Derzeit stehen zwei Tattoofarben in der Kritik: Grün und Blau. Die darin enthaltenen Pigmente seien angeblich krebserregend. Was sagen Tätowierer und Hautärzte dazu?
Jörg Sauer mag es bunt. Seine Hände, seine Arme und sein Hals sind mit Tattoos bedeckt. Seine Leidenschaft für Farbe unter der Haut hat er zum Beruf gemacht: Der 50-jährige ist Tätowierer.
Allerdings droht eine neue EU-Richtlinie ihm seinen Job zu erschweren. Zwei Farbpigmente, Blue 15 und Green 7, will die europäische Chemikalienagentur verbieten. Beide könnten krebserregend sein. In Kosmetika sind die Farbstoffe wegen Gesundheitsbedenken bereits verboten. Brauchbare Ersatzpigmente haben Tätowierer nicht zur Auswahl.
Zwei verschiedene Dinge
Für den Bad Kissinger Tattoo-Künstler ist klar: "Es wird hier alles in einen Topf mit Kosmetikartikeln wie Haarfarbe geworfen." Und das, obwohl es laut ihm einen großen Unterschied gibt. Beim Haarefärben kommen die Farbstoffe direkt mit der Haut in Berührung. Dort blieben sie lange und ließen sich nicht leicht abwaschen. Die Folge war das Verbot. "Beim Tätowieren verkapselt sich die Farbe in der Zelle." Sauer sagt: "Es gibt keinen Beweis, dass Grün und Blau krebserregend sind."
"Darüber, ob sie Krebs auslösen, haben wir wenig Erfahrung", sagt Dr. med. Manuel Krieter. Der 33-jährige Garitzer Arzt arbeitet derzeit in der Dermatologie des Klinikums Nürnberg. Ein anderes Risiko sei, dass sich die Pigmente teilweise im Körper verbreiten und in den Lymphknoten einlagern.
Mehr Erfahrung hat er mit einem anderem Problem: "Was wir häufiger haben, sind Hautinfektionen oder allergische Reaktionen auf Teile der Farben", sagt er. Letztere würden häufig bei roten Farbtönen auftreten. Sauer bestätigt das durch seine langjährige Erfahrung: "Ich tätowiere seit 24 Jahren - das Grün und das Blau, das verboten werden soll, sind die Farben, die keine Probleme verursachen. Anders sind da in seltenen Fällen Rot- und Gelbtöne."
Wie machen die Tätowierer weiter?
Fraglich ist derzeit, wie Tätowierer weiterarbeiten sollen, wenn die EU die beiden Pigmente verbietet. Ab Verkündung der Richtlinie soll es eine zweijährige Übergangsfrist geben. In dieser sollen Ersatzpigmente gefunden werden. Maik Frey, zuständig für Pressearbeit beim Verein der Deutschen Organisierten Tätowierer, sagt: "Es gibt zwar eine Vielzahl an Pigmenten, die blau und grün sind - aber tattootauglich sind die nicht." Ausweichfarbstoffe lösen unter anderem Allergien aus und sind weniger farbbrillant. "Wir sehen das mögliche Verbot als Verein der Deutschen Organisierten Tätowierer nicht positiv", sagt er. "Vor allem in Hinblick darauf, dass es bislang in der Geschichte der Tattoos keine Auffälligkeiten bei den Pigmenten gab."