Ist das Gesundheitssystem wegen der hohen Inflation gefährdet?
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Preissteigerungen bei Medizinprodukten sorgen für erhöhten Kostendruck
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Die Inflation hat in den letzten Wochen und Monaten deutlich angezogen. Auch wenn zuletzt ein leichter Rückgang zu verzeichnen war, sehen Ökonomen keine Trendwende. Welche Auswirkungen hat die Inflation auf unser Gesundheitssystem?
So hoch ist aktuell die Inflationsrate
Welche Auswirkungen hat die Inflation auf unser Leben?
Welche Auswirkungen hat sie auf unser Gesundheitssystem?
Was könnte getan werden?
Die Inflationsrate wird in Deutschland im zurückliegenden Juni 2022 bei voraussichtlich +7,6 % liegen. Im Vergleich zum Mai (+7,9%) ist dies zwar ein leichter Rückgang, läutet nach Meinung führender Ökonomen jedoch keineswegs eine Trendwende ein. Vielmehr sind die verschiedenen Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung, wie z.B. das 9-Euro-Ticket, dafür verantwortlich, dass der "Inflationsschmerz" etwas gelindert wird.
Inflation: Auswirkungen auf unser Leben
Inflation spürst du insbesondere dann, wenn alles innerhalb einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne teurer wird. Daher wird Inflation auch als Teuerungsrate bezeichnet. Mit ihrem Prozentwert gibt sie an, um wie viel sich ein künstlicher Warenkorb, in dem sich 650 Positionen befinden, im Vergleichszeitraum preislich verändert hat. Dieser Warenkorb wird vom Statistischen Bundesamt fiktiv zusammengestellt und enthält einen repräsentativen Querschnitt aller gekauften Waren und Dienstleistungen in Deutschland.
Zuerst waren es die Energiekosten (Strom, Gas) und Benzinpreise, die den Warenkorb preislich nach oben gedrückt haben. Da sich diese Kosten nach und nach auch auf Produktion, Logistik und Transport durchschlagen, sind zudem andere Güter wie bspw. Lebensmittel teurer geworden.
Lange Zeit bewegte sich die Inflationsrate trotz großer Geldmengenausweitung durch die Europäische Zentralbank auf sehr niedrigem Niveau. Im Mai erreichte sie mit 7,9 Prozent den vorerst höchsten Stand seit fast 50 Jahren.
Ist unser Gesundheitssystem durch Inflation gefährdet?
Die Kostensteigerungen treffen alle. Private Haushalte genauso wie Unternehmen, Konzerne, soziale Einrichtungen und auch Krankenhäuser.
Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, äußerte seine Sorge, dass die Krankenhäuser in Bayern wegen der hohen Inflation Versorgungsengpässe erleiden könnten. So würden im laufenden Jahr den Kliniken im Freistaat mehr als 530 Millionen Euro allein durch Inflation und steigende Energiepreise fehlen. Letztlich blieben, so Engehausen, die Einrichtungen zulasten der Versorgung und der Beschäftigten auf den aktuellen Kostenexplosionen vollständig sitzen.
Besonders die massiven Preissteigerungen bei Medizinprodukten, die knapp die Hälfte der Sachkosten ausmachten, erhöhten den Kostendruck enorm. Zusätzlich trügen die steigenden Preise für Energie, Medikamente, IT und Dienstleistungen sowie Lebensmitteln dazu bei, dass sich die Situation zuspitzt. In der Planung sei man nur von einem maximalen Kostenanstieg von 2,3 Prozent ausgegangen.
Sofortzuschlag gefordert
Neben der Inflation erfährt unser Gesundheitssystem bereits seit über zwei Jahren zusätzlich durch die weiter andauernde Corona-Pandemie weitere Belastungen.
Die Rückkehr zu einer "Normalsituation" ist für die Beschäftigten in den Krankenhäusern weiterhin nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Seit zwei Wochen steigen die Klinikbelegungen mit Corona-Erkrankten wieder. Zudem stimmen die Prognosen für den Herbst nicht zuversichtlich. Bundesgesundheitsminister Lauterbach erwähnte gegenüber der TAZ, dass trotz aller Maßnahmen im Herbst wieder eine Omikron-Welle zu befürchten sei und vielleicht sogar eine gefährlichere Variante.
Ohne weitere Maßnahmen drohe dem Gesundheitssystem ein Kollaps in Form einer Finanz- und damit eine Versorgungskrise. Ralf Engehausen fordert daher neben einer grundlegenden Reform der Krankenhausfinanzierung einen Sofortzuschlag für das laufende Jahr. Darüber hinaus brauche es einen größeren Verhandlungsspielraum mit den Krankenkassen. Nur so ließen sich die bereits bestehenden und weiter steigenden Finanzlücken schließen.