Das passiert in deinem Körper, wenn du weinst
Autor: Michi Standl
Deutschland, Dienstag, 16. Mai 2023
Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum der Körper in manchen Situationen mit Tränen reagiert und ein Mensch weint? Forscher fanden jetzt die Ursache heraus.
- Aus welchen Gründen der Mensch weint
- Tränen in emotionalen Extremsituationen
- Warum weinen wir bei traurigen oder lustigen Filmen?
- Diese Erkenntnisse gewinnen die Forscher*innen aus der Studie
"Tränen lügen nicht" sang Michael Holm 1974 in seinem Erfolgsschlager. Aus Freude oder Angst: Menschen weinen, ob sie wollen oder nicht. Aber warum weinen wir in bestimmten Situationen? Das konnten Psycholog*innen der Universität Ulm zusammen mit Kolleg*innen der Universität Sussex in Großbritannien herausfinden. Dazu haben die Forscher*innen über 1.000 Aussagen erwachsener Proband*innen analysiert und in weiterer Folge emotionale Auslöser identifiziert. Die Autor*innen haben ihre Studie im Fachjournal "Motivation and Emotion" veröffentlicht.
Weinen: verschiedene Arten von Tränen
Die Forscher*innen unterscheiden zwischen verschiedenen Arten von Tränen beziehungsweise Auslösern. Zum einen weint der Mensch aus Emotion - bei Freude, Trauer, Angst oder Wut. Zum anderen tritt ständig Flüssigkeit aus, um die Augen feucht zu halten. Die dritte Art sind Reflextränen. Diese treten zum Beispiel bei Kälte, Wind oder beim Zwiebelschneiden auf - ein Schutz für die Augen.
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In der Studie konnten die Wissenschaftler*innen nun die erste Art - die Emotionstränen - zuverlässig emotionalen Episoden zuordnen. In welcher Situation weinen wir und warum? Aus der Untersuchung gehen fünf auslösende Gegebenheiten hervor, die im Rahmen der Studie in den Kontext mit psychologischen Grundbedürfnissen gebracht werden konnten:
- Einsamkeit
- Machtlosigkeit
- Überforderung
- Harmonie
- Medienkonsum
Psychologische Grundbedürfnisse: Tränen in emotionalen Extremsituationen
Die Autor*innen der Studie haben festgestellt, dass man aus Emotion immer dann weint, wenn ein psychologisches Grundbedürfnis entweder verletzt oder intensiv befriedigt wird. Die psychologische Forschung sieht "Nähe", "Autonomie" und "Kompetenz" als zentrale Grundbedürfnisse. Diesen Bedürfnissen des Menschen konnten die Wissenschaftler*innen emotionale Situationen zuordnen.
Die aktuelle Studie ordnet Tränen aus "Einsamkeit", also zum Beispiel aufgrund von Liebeskummer oder Heimweh, der Situation "Nähe" zu - in diesen Fällen der fehlenden Nähe. Man kann aber auch aufgrund der übermäßigen Befriedigung der "Nähe" weinen. Diesem Phänomen ordnen die Forscher*innen die Kategorie "Harmonie" zu. Laut der Autor*innen der Grund, warum auf Hochzeitsfeiern schon mal die Taschentücher herumgereicht werden.