Für Frauen gibt es bereits zahlreiche verschiedene Verhütungsmethoden. Die Verhütungsforschung arbeitet jedoch auch an neuen Methoden für den Mann.
- Verhütungsmittel für den Mann: Neue Erkenntnisse - Spermien lahmlegen?
- Studie zu möglicher Verhütungsmethode: Beurteilung der Forschungsergebnisse
- Verhütungsmethoden für Frau und Mann im Überblick
- Fazit - weitere Untersuchungen sind notwendig
Von der Pille über die Spirale bis hin zur Kalendermethode oder dem Hormon-Pflaster: Für Frauen gibt es zahlreiche unterschiedliche hormonelle und hormonfreie Verhütungsmethoden. Der Mann kann zur Verhütung nach bisherigem Stand nur das Kondom verwenden oder die Sterilisation wählen. Die Verhütungsforschung sucht stetig nach neuen Methoden für den Mann und konnte hier möglicherweise einen neuen Ansatz finden.
Erkenntnisse der Forschenden
Forschende aus Belgien und Amerika haben neue Erkenntnisse erlangen können, die möglicherweise zukünftig zu einer Verhütungsmethode führen könnte, die darauf abzielt, Spermien lahmzulegen. Grundsätzlich sondern Spermien, damit sie zur Befruchtung in die Eihülle eindringen können, Kaliumionen ab. Das Forschungsteam konnte herausfinden, durch welchen Kanal die Absonderung der Kaliumionen stattfindet. Dieses Wissen könnte einen Ansatz für eine neue Verhütungsmethode liefern.
Der Grund, weshalb Kaliumionen abgesondert werden, ist, dass die Oberflächenspannung des Spermiums dadurch verringert wird. Dementsprechend kommt es besser voran und kann zur Befruchtung in die Eihülle eindringen. Geschieht dieser Prozess, der auch Hyperpolarisation genannt wird, nicht, kann auch keine Befruchtung stattfinden. Die Substanz, welche verhindert, dass ein Spermium Kaliumionen absondert, heißt "VU0546110". Genauer identifiziert wird sie nicht. Sie wirkt in dem sogenannten Kaliumkanal SLO3.
Es wurde erstmals herausgefunden, um welchen der Kaliumkanäle es sich bei dem Spermium handelt. Jedes Spermium besitzt nämlich mehrere dieser Kanäle. Die Entdeckung des entscheidenden Kanals für die Kaliumionen-Absonderung ist insofern spannend, als sie einerseits die Zeugungsunfähigkeit einiger Männer erklären könnte, aber andererseits auch als Ansatzpunkt für eine neue Verhütungsmethode gelten könnte.
Beurteilung der Forschungsergebnisse und ein kurzer Überblick über Verhütungsmethoden
Gegenüber dem MDR erklärt der Zellbiologe Prof. Dr. Artur Mayerhofer, dass die Rolle dieses Kanals für menschliche Spermien bisher nicht bekannt gewesen sei. Aus Studien mit Mäusen hätte man dies nicht schließen können. Um die Erkenntnisse für eine neue Verhütungsmethode nutzen zu können, bedürfe es weiterer Untersuchungen. Immerhin muss sichergestellt werden, dass die nicht näher identifizierte Substanz gut verträglich ist. Wie verlässlich eine solche Methode wäre, kann ebenfalls noch nicht abgeschätzt werden.
Auch Prof. Dr. Timo Strünker, Forschungsleiter der Molekularen Reproduktionsphysiologie am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie in der Uniklinik Münster, postuliert gegenüber dem MDR, dass die Forschungsergebnisse ein wichtiger Entwicklungsschritt hin zu einem nebenwirkungsfreien Verhütungsmittel seien. Immerhin basiere das Mittel nicht auf der Wirkung von Hormonen. Fraglich bleibt jedoch, ob der SLO3-Hemmer tatsächlich von dem Mann oder der Frau eingenommen werden müsste. Schließlich findet der Befruchtungsprozess ja in der Frau statt.