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Tödliches Gift der Kegelschnecke könnte Diabetes-Behandlung verändern


Autor: Gwendolyn Kaiser

USA, Montag, 16. Sept. 2024

Eigentlich ist das Gift der Landkarten-Kegelschnecke tödlich für Menschen. Internationale Forscher haben kürzlich entdeckt, dass es jedoch zukünftig eine große Bedeutung in der Medizin spielen könnte.
Das Gift der Kegelschnecke ist eine Art Cocktail, der aus verschiedenen Komponenten besteht. Zwei Elemente könnten die Diabetes-Behandlung deutlich verbessern.


Dass Tiergifte eine vielversprechende Quelle für Behandlungen oder gar Heilungen bestimmter Erkrankungen sein können, betonte schon der Studienleiter Dr. Tim Lüddecke, der gemeinsam mit einem Forscherteam das Toxin eines Bücherskorpions näher untersuchte. Internationale Forscher, die durch Wissenschaftler der University of Utah geführt werden, fanden kürzlich neue Ansätze zur Behandlung von Diabetes und Hormonstörungen, die oft ernst und teilweise tödlich ausgehen, in einem Giftcocktail von einem der gefährlichsten Tiere der Welt.

Der Stoff kommt von der hochgiftigen Landkarten-Kegelschnecke - auch Landkartenkegel genannt. Das Toxin, was der Schnecke beim Beutefang hilft, imitiere das menschliche Hormon Somatostatin, das durch seinen hemmenden Effekt zum Beispiel den Blutzuckerspiegel und Wachstumshormone im Körper reguliert, wie es in einer Pressemitteilung der University of Utah heißt. Durch die langanhaltenden Effekte dieses hormonähnlichen Schneckengifts könnten bessere Medikamente in der Medizin entwickelt werden.

Hochgiftige Schnecke liefert nützlichen Stoff für Medizin

Das Schneckengift besteht zum einen Teil aus Consomatin, das ähnlich hemmend wirke wie das menschliche Hormon Somatostatin: Laut den Forschern sei Somatostatin "wie ein Bremspedal im menschlichen Körper", das verhindere, dass Blutzuckerspiegel und Hormonlevel gefährlich hoch ansteigen. Das Toxin der Kegelschnecke und das menschliche Hormon würden sich zwar eine evolutionäre Linie teilen, doch hat sich Consomatin im Laufe der Zeit zu einer Waffe mit einer tödlichen Wirkung entwickelt, der die Schnecke beim Beutefang unterstützt. Das Gift agiere allerdings nicht allein: Ein weiteres Toxin, das dem Insulin ähnelt, senkt den Blutzuckerspiegel der Beute zunächst rapide ab, sodass sie bewusstlos wird. Anschließend verhindert Consomatin den Anstieg vom Blutzuckerspiegel, sodass er auf einem niedrigen Niveau gehalten wird.

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Ein klarer Vorteil des Toxins ist, dass es stabiler und spezifischer ist. Während Somatostatin mit mehreren Proteinen im menschlichen Körper interagiert, wirkt Consomatin nur auf ein einziges Protein ein. Infolgedessen hätte es einen geringeren Einfluss auf andere Hormone und Moleküle im Körper. Durch die gezielte Wirkung ist es möglich, spezialisiertere Medikamente zur Hormon- und Blutzuckerregulierung mit weniger Nebenwirkungen herzustellen, führen die Wissenschaftler weiter aus. Darüber hinaus ist es durch eine schwer abbaubare Aminosäure wesentlich länger im Körper aktiv, sprich, die Wirkung würde länger andauern.

Doch nicht nur in der Behandlung von Diabetes könnte das Gift eingesetzt werden. Auch in der Therapie von Hormonstörungen sei eine Verwendung denkbar. Somatostatin ist zum Beispiel in Medikamenten für Menschen enthalten, deren Körper mehr Wachstumshormone als gewöhnlich produzieren. Mithilfe des Hormons wird die Überproduktion gebremst. Consomatin könnte auch in diesem Bereich hilfreich sein. Generell haben Tiergifte ein großes Potenzial in der Verwendung für Krankheitsbehandlungen: "Giftige Tiere haben im Laufe der Evolution die Bestandteile ihres Gifts so fein abgestimmt, dass sie ein bestimmtes Ziel in der Beute treffen und es stören", erklärt Helena Safavi, PhD, außerordentliche Professorin für Biochemie an der Spencer Fox Eccles School of Medicine (SFESOM) der University of Utah und Hauptautorin der Studie. "Wenn Sie eine einzelne Komponente aus dem Giftgemisch herausnehmen und untersuchen, wie sie die normale Physiologie stört, ist dieser Weg oft relevant für Krankheiten."