Anstieg um 30 Prozent: So können Sie sich vor Hautkrebs schützen

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Um das Risiko für eine Hautkrebserkrankung zu senken, sollte man sich regelmäßig beim Hautarzt untersuchen lassen. Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Um das Risiko für eine Hautkrebserkrankung zu senken, sollte man sich regelmäßig beim Hautarzt untersuchen lassen. Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Gerade sehr häufiges Sonnenbaden steigert das Hautkrebsrisiko. Viele nehmen die Vorsorge nicht ernst genug, dabei ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Bei einer frühen Diagnose ist eine Heilung wahrscheinlicher.

 

Mit 270.000 Neuerkrankungen gilt Hautkrebs als die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Wie die Techniker Krankenkasse (TK) mitteilte, handelt es sich bei jeder siebten Erkrankung um das gefährliche maligne Melanom (schwarzen Hautkrebs). Zwischen 2009 und 2015 nahm der schwarze Hautkrebs um 30 Prozent und der helle Hautkrebs sogar um über 50 Prozent zu. Wird eine Diagnose zu spät gestellt, verläuft der schwarze Hautkrebs oft tödlich. Doch die Deutsche Krebsgesellschaft erklärt auf ihrer Website: "Wird Hautkrebs früh erkannt, bestehen grundsätzlich für alle Arten sehr hohe Heilungschancen." Allerdings wird die Hautkrebs-Vorsorge von vielen Deutschen nicht ernst genug genommen.

So erkennt man Hautkrebs

Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt, den eigenen Körper öfter einmal ohne Kleidung im Tageslicht vor dem Spiegel zu untersuchen. Den Fokus sollte man dabei auf Muttermale und Hautveränderungen legen. Im Zweifel sollte man auch den Partner oder die Partnerin zu Rate ziehen, gerade bei Stellen am Rücken, zwischen den Zehen oder an den Fußsohlen.

Die ABCDE-Regel

Hautkrebs kann sehr unterschiedlich aussehen. Deswegen müssen mehrere Faktoren beurteilt werden. Für die Selbstuntersuchung haben Ärzte die ABCDE-Regel entwickelt. Trifft einer der fünf Punkte zu, sollte man zu einem Arzt gehen.

 

  • A: Das A steht für Asymmetrie. Ungefährliche Leberflecken sind gleichmäßig rund, oval oder länglich. Bei einer ungewöhnlichen/asymmetrischen/veränderten Form sollte man aufmerksam werden.
  • B: Das B steht für Begrenzung. Muttermale sind in der Regel klar von der Haut abgegrenzt. Ist die Kontur des Leberflecks ausgefranst, verwaschen, gezackt, rau oder uneben?
  • C: Das C steht für Colour (engl.: Farbe). Normal haben Muttermale eine einheitliche Farbe. Vermischt sich die Farbe des Flecks im Inneren mit Rosa, Grau oder schwarzen Punkten? Ist eine Kruste auf dem Fleck?
  • D: Das D steht für Durchmesser. Hat das Muttermal eine Halbkugelform oder ist größer als fünf Millimeter?
  • E: Das E steht für Evolution. Damit meint man die Veränderung des Flecks über die Zeit. Hat sich der Leberfleck in den letzten drei Monaten verändert?

 

Hautkrebsreport 2019

Wie die Techniker Krankenkasse mitteilte, nutze nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte das kostenlose Hautkrebsscreening. Im aktuellen Hautkrebsreport 2019 haben das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und die Universität Bremen mit der TK alle Fakten zusammengefasst.

UV-Strahlung birgt großes Risiko

Professor Matthias Augustin, Dermatologe am UKE und Herausgeber des Reports erklärt:"Meist liegt die Ursache für die Erkrankung schon Jahrzehnte zurück. 20 bis 30 Jahre braucht Hautkrebs, um sich zu entwickeln". Das ist der Grund, warum das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, mit dem Alter steigt. Laut der GKV ist die Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen besonders gefährdet. 843 von 100.000 Versicherten erkranken jährlich in dieser Altersklasse an schwarzem Hautkrebs. Bei den 20- bis 24.Jährigen sind es nur 41 von 100.000 Versicherten. Auch geschlechterspezifisch gibt es Unterscheide: Bis zum 60. Lebensjahr erkranken Frauen häufiger als Männer. Danach ist es genau andersherum.

Bräunungstrend hat fatale Folgen

Eine Statistik sticht besonders ins Auge: Laut Austin sind in der Altersgruppe der 45- bis 54-jährigen Frauen besonders viele an schwarzem Hautkrebs erkrankt. "Ursachen könnten eine vermehrte Nutzung von Sonnenbänken und häufiges Sonnenbaden in früheren Jahren sein", erläutert der Fachmann. Auch der Bräunungstrend der 70er und 80er Jahre rächt sich jetzt.

Früherkennung wichtig - nur jeder Fünfte geht zum Screening

Je früher Hautkrebs erkannt wird, desto besser. Trotzdem nahm zwischen 2015 und 2017 jährlich nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte ein Hautscreening beim Arzt in Anspruch. "Gerade weil die Früherkennung so wichtig ist, raten wir, die kostenlosen Hautkrebsscreenings regelmäßig wahrzunehmen", rät Dr. Baas. "Gesetzlich Versicherte haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung. Diese nimmt kaum Zeit in Anspruch und ist auch nicht schmerzhaft. Die TK bietet ihren Versicherten diese Leistung bereits ab dem 20. Lebensjahr an", erklärt der TK-Chef. Ansonsten werden die Kosten für Screenings erst ab dem 35. Lebensjahr von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Schon vor einigen Jahren ist es Forschern gelungen, Künstliche Intelligenz (KI) bei der Hautkrebsvorsorge einzusetzen. Dadurch werden die Diagnosen von Ärzten noch zuverlässiger. Durch Fotobefunde können Computer die verdächtigen Hautstellen untersuchen. Dr. Baas meint: "In wenigen Jahren rechnen wir mit qualitativ hochwertigen Apps, die auch von Patienten zur Früherkennung von Hautkrebs genutzt werden können." Außerdem können die Computer zukünftig in Regionen mit einer geringen Dermatologen-Dichte eingesetzt werden.

Medizin-Nobelpreis

Immuntherapeutika sind ein bahnbrechender Fortschritt der vergangenen Jahre. Sie helfen dem Körper, den Tumor selbst zu bekämpfen. Dadurch sind sie sehr viel verträglicher als Chemotherapien.

"Neue Daten aus Zulassungsstudien konnten zeigen, dass über 30 Prozent der Patienten mit metastasiertem Melanom inzwischen mehr als fünf Jahre überleben", erklärt Professor Gerd Glaeske, Arzneimittelexperte der Universität Bremen, der ebenfalls an dem Report mitarbeitete. Das ist um einiges länger als bei einigen Chemotherapien. "Für die Entdeckung dieses neuen Wirkprinzips, den so genannten Checkpoint-Inhibitoren, wurde zu Recht im Jahr 2018 der Nobelpreis für Medizin verliehen", meint Glaeske. Bei der Auswertung der TK-Patientendaten sieht es ähnlich aus: Nach vier Jahren leben noch 35 Prozent der Patienten, die eine solche Therapie erhielten."Bei aller berechtigten Freude über die neuen Arzneimittel müssen die neuen Therapien erst noch zeigen, dass sie genauso gut sind wie in den Studien versprochen", gibt Dr. Baas zu bedenken. "Früherkennungen und Sonnenschutz bleiben weiterhin wichtig, um das Hautkrebsrisiko möglichst gering zu halten."

Ursache meist verhaltensbedingt

Meistens ist Hautkrebs eine verhaltensbedingte Erkrankung. Das veränderte Freizeitverhalten gilt vor allem als Auslöser. Für die hohen Diagnose-Zahlen an schwarzem Hautkrebs, sehen die Experten Reisen in sonnige Länder und Outdoor-Aktivitäten als Grund an. Kleidung und Sonnencremes können vor der UV-Strahlung schützen. Vor allem Sonnenbrände schaden der Haut nachhaltig. "Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel. Langfristige UV-Belastungen schaden der Haut nachhaltig, darüber müssen wir uns noch stärker bewusst werden", sagt Professor Glaeske. Besonders Kinder müssen vor der Sonnenstrahlung geschützt werden. "Der Report gibt wichtige Hinweise zum Umgang mit der Sonne. Denn der Sonnenbrand von heute ist der Hautkrebs von morgen", so Glaeske.

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