Reden im Schlaf: Was steckt dahinter?
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Montag, 08. Mai 2023
Etwa zwei von drei Menschen reden im Schlaf oder haben es schon einmal in ihrem Leben getan. Es gibt verschiedene mögliche Ursachen dafür.
- Wer ist betroffen und wie häufig kommt das Schlafreden vor?
- Wann sprechen wir im Schlaf?
- Mögliche Gründe
Vielleicht hast auch du schon einmal mitbekommen, wie Geschwister, Freund*innen, dein*e Partner*in oder deine Kinder im Schlaf geredet haben. Dieses Phänomen ist keine Seltenheit. Was sind die möglichen Ursachen dafür?
Reden im Schlaf - das steckt dahinter
Das Reden im Schlaf wird von Fachleuten als Somniloquie bezeichnet. Das Phänomen ist keine Seltenheit. In ihrem Gesundheitsmagazin berichtet die AOK, dass etwa 2 von 3 Menschen im Schlaf sprechen oder es zumindest schon einmal in ihrem Leben getan haben. Auch anderen Schätzungen zufolge reden rund 70 Prozent aller Menschen zumindest einmal in ihrem Leben im Schlaf. Die Zahl könnte jedoch auch höher sein, da das Reden meist nur von weiteren anwesenden Personen bemerkt wird und viele Menschen alleine schlafen.
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Reden im Schlaf fällt in die Kategorie der Schlafstörungen, die auch Parasomnien genannt werden. Es ist eine der häufigsten Parasomnien. Vorwiegend taucht eine Parasomnie beim Übergang vom Wachzustand zum Schlaf vor, besonders häufig sind Kinder betroffen. Hier sind unter anderen das Schlafwandeln oder das Bettnässen verbreitete und bekannte Parasomnien. Während letztere sich jedoch überwiegend verflüchtigen, bleibt das Reden im Schlaf oftmals bis in das Jugendalter bestehen. Auch bei Erwachsenen kommt das Reden im Schlaf noch gehäuft vor.
In welcher Schlafphase sprechen Menschen im Schlaf? Grob wird zwischen dem sogenannten REM-Schlaf und dem Non-REM-Schlaf differenziert. Die Abkürzung REM steht dabei für "rapid eye movement", also kleine und schnelle Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern. Zum Non-REM-Schlaf gehören die Einschlafphase, der leichte Schlaf sowie der Tiefschlaf. Sprechen im Schlaf kann in beiden Phasen des Schlafs vorkommen. Deutlich und in ganzen Sätzen reden die meisten Betroffenen allerdings häufiger in der REM-Phase. Anhand von Videoanalysen untersuchte ein französisches Forschungsteam 132 Erwachsene, die im Schlaf redeten. Bei 59 Prozent handelte es sich um unverständliche Ausdrücke. Darunter fallen beispielsweise Murmeln, Flüstern, Lachen und Rufe. Doch nicht nur das: Es kamen auch Sätze vor, die grammatikalisch korrekt und teils komplexer aufgebaut waren. Außerdem wurde das Wort "Nein" sehr häufig verwendet.
Mögliche Gründe für die Somniloquie
In den meisten Fällen ist es dem*r Sprechenden nicht bewusst, dass er oder sie im Schlaf gesprochen hat. Auch an den Inhalt kann sich nur selten erinnert werden. Hin und wieder kann es jedoch vorkommen, dass man sich selbst durch das Reden aufweckt. Bisher ist noch ungeklärt, warum Menschen im Schlaf reden. Die Schlaf-Expertin Olivia Arezzolo vermutet, dass es häufig mit Stress zusammenhängt. Der Stress könnte entweder akut sein, wie beispielsweise ein Jobwechsel, oder auch unbewusst. Überdies glaubt Arezzolo, dass eine schlechte Schlafhygiene die Tendenz zu Schlafreden erhöhen könnte.
Reden im Schlaf gilt in der Regel weder als gesundheitsgefährdend noch als behandlungsbedürftig. Kommt das Reden im Schlaf bei der Person, mit der du zusammen schläfst, häufiger vor, könntest du es jedoch als störend wahrnehmen. In dem Fall könnten etwa getrennte Schlafzimmer eine Lösung sein. Helfen könnte auch, den Stress im Alltag zu reduzieren und mehr auf einen gesunden Schlaf zu achten. Bei letzterem könnten beispielsweise feste Einschlaf- und Aufstehzeiten oder bestimmte ruhige Schlafrituale wie Lesen helfen.