Menstruationsurlaub - auch für Deutschland eine Option?
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Montag, 24. Januar 2022
Was in Spanien schon Realität ist, ist in Deutschland noch in weiter Ferne: Der sogenannte Menstruationsurlaub erlaubt es Frauen, einmal im Monat während der Periode freizunehmen.
- Wissenswertes rund um den Menstruationsurlaub
- Gründe für eine Einführung
- Bedenkliche Aspekte des Menstruationsurlaubs
Was für uns vielleicht im ersten Moment unrealistisch wirkt, ist in anderen Ländern bereits umgesetzt worden: Ein gesetzlich festgelegter Urlaub, der Frauen, die unter starken Menstruationsbeschwerden leiden, zusteht. In Deutschland ist ein solcher Urlaub noch nicht in Planung; dennoch ist es interessant, zu wissen, welche Vor- und Nachteile eine Rolle spielen.
Das steckt hinter dem Menstruationsurlaub
Grundsätzlich geht es beim Menstruationsurlaub um eine bezahlte oder unbezahlte Auszeit, welche die Frau rechtmäßig einmal im Monat für einen oder mehrere Tage in Anspruch nehmen darf. Es geht also nicht im klassischen Sinne um einen "Urlaub", sondern eher um Krankenstandstage, die einer Frau bei starken Regelschmerzen zustehen.
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Viele Länder haben den sogenannten Menstruationsurlaub schon eingeführt. Allen voran ging Japan, wo bereits 1947 gesetzlich festgelegt wurde, dass Frauen bei Periodenschmerzen ganz ohne Beschämung Urlaub in Anspruch nehmen können. Konkrete Festlegungen der Dauer und der Bezahlung gibt es jedoch nicht. Weiter ging die Destigmatisierung in Indonesien, Taiwan, Südkorea und auch Spanien, wo der Menstruationsurlaub schon weitgehend eingeführt wurde. Auch in Italien liegt laut Washington Post bereits ein Entwurf für ein entsprechendes Gesetz vor, der es Frauen mit starken Menstruationsschmerzen ermöglicht, drei Tage im Monat freizunehmen; bisher wurde der Gesetzesentwurf jedoch noch nicht umgesetzt. In manchen privatwirtschaftlichen Unternehmen gibt es ebenfalls die Möglichkeit, bei Menstruationsschmerzen daheim zu bleiben. Ein globales Vorbild ist hierbei die Marke Nike: Seit 2007 ist eine rechtmäßige Freistellung für Frauen während ihrer Menstruation in den Richtlinien festgelegt.
Bisher gibt es in Deutschland noch keine größeren Diskussionen oder Initiativen. Ein "Menstruationsurlaub" ist in Deutschland also noch in weiter Ferne. Einen Schritt in diese Richtung machte die Bundestagsabgeordnete und Politikerin der Grünen Kirsten Kappert-Gonther: Sie fordert einen "Regel-Urlaub" für Frauen, die während ihrer Menstruation von starken Beschwerden geplagt werden und kaum arbeitsfähig sind. Wichtig ist für sie dabei, dass die Freistellung möglichst flexibel ist und für diejenigen eine Entlastung ist, welche direkt betroffen sind. Die Menstruation sollte kein Tabu-Thema sein, sondern ernst genommen werden.
Gründe für die Einführung des Menstruationsurlaubs
Viele Frauen leiden vor und während Ihrer Periode an einer Vielzahl an Beschwerden: Dazu gehören beispielsweise Bauchkrämpfe, Migräne, Rückenschmerzen oder auch Durchfall. Betroffen sind etwa 80 % der Frauen. Der Hormonhaushalt wird in dieser Zeit stark gefordert, was bedeutet, dass meist auch eine körperliche und geistige Erschöpfung mit einhergeht. Für viele Frauen ist es dann nur schwer möglich, sich zu konzentrieren und so leistungsfähig wie gewohnt zu sein, da sie sich vor Schmerzen kaum aufrichten können oder keine klaren Gedanken fassen können.
Auch das Krankheitsbild der Endometriose muss in diesem Zuge angesprochen werden, denn Betroffenen ist es während der Periode kaum möglich, einen normalen Alltag zu führen. Bei der Endometriose handelt es sich um eine Unterleibs-Erkrankung, die zu sehr starken Schmerzen führt: Sogenannte Endometriose-Herden wachsen in der ersten Hälfte des Monatszyklus heran und werden am Ende wieder abgestoßen. In manchen Fällen kann es aufgrund von Resten des abgelösten Gewebes im Körper sogar zu einer Bildung von Zysten oder Entzündungen kommen.