Neue Studie: Zigaretten verkürzen Lebenszeit stärker als angenommen
Autor: Agentur dpa
London, Dienstag, 31. Dezember 2024
Neue Forschungsergebnisse aus Großbritannien legen jetzt eine noch stärkere Lebenszeitverkürzung durch Rauchen nahe. Die britische Regierung plant drastische Maßnahmen, um den Tabakkonsum einzuschränken.
Viele Menschen starten mit guten Vorsätzen ins neue Jahr und trinken beispielsweise im "Dry January" keinen Alkohol. Auch mit dem Rauchen aufzuhören, ist ein verbreiteter Vorsatz. Wer die neuen Studienergebnisse aus Großbritannien kennt, dürfte dazu noch motivierter werden. Laut der Einschätzung britischer Forscher reduziert das Rauchen die Lebenszeit im Durchschnitt um 20 Minuten pro Zigarette. Bei Männern sind es demnach 17 Minuten und bei Frauen 22 Minuten. Diese Erkenntnisse stammen aus einem Bericht der britischen Regierung, der sich auf die Forschungen von drei Wissenschaftlern des University College London (UCL) stützt.
"Wenn ein Raucher am Neujahrstag aufhört, kann er bis zum 20. Februar bereits eine ganze Woche seines Lebens erhalten", heißt es in der Mitteilung des Gesundheitsministeriums in London, das die Studie in Auftrag gegeben hatte. Bis zum Ende des Jahres belaufe sich die Zahl der geretteten Lebenstage auf 50. In einem gesonderten Artikel haben wir bereits erklärt, wie schnell sich der Körper nach dem Rauchen erholt.
Britische Regierung will Tabakkauf schrittweise verbieten
Die Angaben basieren auf einer neuen Analyse von zwei Langzeitstudien aus Großbritannien. Das Forschungsteam berücksichtigte darin aktuellere Daten, eine längere Beobachtungszeit und mehr Faktoren als eine frühere Schätzung aus dem Jahr 2000. Zu jener Zeit wurde die durch eine Zigarette verlorene Lebenszeit auf 11 Minuten geschätzt. Diese Annahme basierte darauf, dass Raucher, die nicht aufhören, im Durchschnitt 6,5 Jahre ihrer Lebenserwartung verlieren. Jetzt geht man von einem Verlust von zehn Jahren bei Männern und elf Jahren bei Frauen aus. "Es sind britische Daten, aber man kann davon ausgehen, dass sie auch für Deutschland und andere westliche Staaten gelten", sagte die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
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Die Mitteilung ist Teil einer Kampagne der britischen Regierung, um die Menschen zum Aufhören zu bewegen. Einer der Studienautoren gab an, unter anderem für ein Unternehmen tätig zu sein, das Tabakersatzprodukte entwickelt. Die Arbeit des Teams um Sarah Jackson ist im Journal "Addiction" veröffentlicht. Harm Wienbergen vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung hält die Schätzung für plausibel, verwies aber darauf, dass es große individuelle Unterschiede gebe, wie schädlich eine Zigarette wirke. "Ein wichtiger Punkt ist sicher das Alter, in dem man mit dem Rauchen beginnt." Deutschland habe einen großen Bedarf, öffentliche Maßnahmen gegen das Rauchen zu verstärken.
"Die Bemühungen in England können da aus meiner Sicht ein Vorbild sein", sagte Wienbergen. Die Regierung in London plant, den Kauf von Tabak schrittweise komplett zu verbieten. Ein entsprechendes Gesetz, mit dem das Mindestalter sukzessive angehoben werden soll, ist derzeit im Gesetzgebungsverfahren im Unterhaus. Es sieht vor, dass Menschen, die nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden, nie legal Tabakprodukte erwerben können. Rauchen ist nach Angaben der Regierung die häufigste vermeidbare Todesursache im Vereinigten Königreich mit 80.000 Todesfällen jährlich und ursächlich für ein Viertel aller Krebserkrankungen.