Lebenserwartung: So beeinflusst deine Körpertemperatur die Lebensdauer
Autor: Claudia Lindenlaub-Sauer
Deutschland, Montag, 20. März 2023
Die Lebenserwartung heute geborener Kinder liegt bei durchschnittlich 80 Jahren. Neueste Studien zeigen, welche Einflüsse die körpereigene Temperatur auf die Gesundheit hat.
- Körpertemperatur - Aktuelle Laborstudie
- Der Hypothalamus und die Körpertemperatur
- Auswirkungen der Körpertemperatur
In den letzten Jahrzehnten stieg die Lebenserwartung in Deutschland stark an. Auch wenn die Sterbefallzahlen im Dezember 2021 mit 22 % über dem mittleren Wert der Vorjahre lagen, so bleibt die Lebenserwartung für 65-Jährige unverändert. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nach den Ergebnissen der Sterbetafel 2018/2020 für neugeborene Mädchen aktuell 83,4 Jahre und für neugeborene Jungen 78,6 Jahre. Beeinflusst wird die Lebenserwartung durch unterschiedliche Faktoren, wie der medizinischen Versorgung, der körperlichen Bewegung, dem eigenen Ernährungsverhalten und dem Umgang mit Stress. Einen starken Einfluss auf die Population eines Landes haben weiter Naturkatastrophen, Seuchen oder Kriege. Forscher*innen haben in mehreren Studien nun herausgefunden, welche Aspekte die Lebenserwartung weiter beeinflussen und kamen zu erstaunlichen Ergebnissen.
Körpertemperatur - Aktuelle Laborstudie
Neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, spielt das geistige Alter sicherlich auch eine Rolle bei der Errechnung der persönlichen Lebenserwartung. Auch wenn sich Stress im allgemeinen nicht immer vermeiden lässt, so ist eine lockere und entspannte Herangehenweise in den meisten Fällen gesünder und stressfreier für den Organismus. Neben ausreichender Bewegung, ist seit längerem bekannt, dass auch der Stoffwechsel die Lebenserwartung beeinflusst. Wissenschaftler*innen zeigen jedoch in einer neuen Studie, dass die Körpertemperatur womöglich einen noch größeren Einfluss auf unsere Lebenszeit besitzt als bisher angenommen.
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Die internationale Studie wurde von Forscher*innen des Shenzhen Institute of Advanced Technology (SIAT) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, der Wenzhou University (China) und der University of Aberdeen (Schottland) an mehreren Versuchsmäusen und Hamstern durchgeführt und in der Fachzeitschrift „Nature Metabolism“ veröffentlicht. Basierend auf den Ergebnissen, kamen die Wissenschaftler*innen zu dem Schluss, dass die Körpertemperatur ein wichtigerer Faktor für die Lebensdauer ist und die Lebenserwartung deutlich beeinflusst.
Die ideale Körpertemperatur liegt bei ungefähr 37 Grad, wobei das Abkühlen der Kerntemperatur um ein halbes Grad auf 36,5oC die Lebenserwartung bei den getesteten Mäusen um 20 % erhöhte, was einer Verlängerung beim Menschen um sieben bis acht Jahre entspricht. Für die Studie wurden die Labortiere dauerhaft Temperaturen von 32,5 Grad ausgesetzt. Eine Folge davon war, dass die Körpertemperatur der Hamster und Mäuse stark anstieg, während sich der Stoffwechsel verringerte und scheinbar keinen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung besaß. Ein erhöhter Stoffwechsel galt bisher als Indikator für einen früheren Tod bei Säugetieren, da so mehr Energie verbraucht wird. Mithilfe von kleinen Venitilatoren wurde die Körpertemperatur der Versuchstiere heruntergekühlt. Die Körpertemperatur sank, der Stoffwechsel der Nager blieb weiter niedrig und die Hamster und Mäuse hatten eine normale Lebenserwartung. Eine niedrige Körpertemperatur führt somit vermutlich zu einer höheren Lebenserwartung.
Der Hypothalamus und die Körpertemperatur
Die normale Körpertemperatur beträgt im Durchschnitt zwischen 36,5 und 37,4oC. Jedoch hängt die Körpertemperatur von verschiedenen Faktoren ab und ist dementsprechend auch nie durchgehend konstant, da sie im Laufe des Tages Schwankungen unterliegt und um bis zu ein Grad ansteigen kann. In der Regel ist die Temperatur morgens niedriger als abends. Eine Messung der Körpertemperatur ist oral, in der axillar oder rektal möglich, wobei hier zu beachten ist, dass die Temperaturen in der Achsel und dem Mund im Vergleich zu einer rektalen Messung niedriger sind. Die Ursachen für unterschiedliche Temperaturen liegen weiter noch im Alter, dem Geschlecht, an der gemessenen Tageszeit, der Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, der Bewegung, Zyklus bedingten Schwankungen, Krankheiten und anderen Gesundheitszuständen. Doch wie wird die Körpertemperatur überhaupt geregelt?
Die Körpertemperatur wird vom Hypothalamus kontrolliert. Das ist ein Gehirnareal im Zwischenhirn und befindet sich unterhalb des Thalamus (= Kerngebiet im Zwischenhirn, Sammelstelle für Sinneseindrücke, Steuerung der Motorik, Sensorik und Psyche). Der Hypothalamus als zentrale Regulationsstelle zwischen dem endokrinen System und dem Nervensystem, steuert die vegetativen Funktionen des Organismus wie die Nahrungs- und Wasseraufnahme, die Körpertemperatur, den Kreislauf, das Schlaf- und das Sexualverhalten. Er überprüft die aktuelle Temperatur kontinuierlich und vergleicht diese mit dem Normalwert von etwa 37° C. Ist die Körperinnentemperatur zu niedrig, sendet er Signale aus, sodass der Körper genug Wärme produziert und diese auch hält. Ist die aktuelle Körpertemperatur dagegen zu hoch, wird Wärme abgegeben oder Schweiß produziert, der die Haut abkühlen soll. So entsteht beispielsweise Fieber, wenn das Gehirn die Körpertemperatur höher als normal einstellt, um eingedrungene Krankheitserreger zu bekämpfen. Eine Körpertemperatur zwischen 37,5 und 38° C wird als „erhöhte Temperatur“ bezeichnet, von Fieber ist die Rede, wenn die Temperatur im Körperinneren auf 38° C oder mehr ansteigt. Als hohes Fieber gilt eine Temperatur ab 39,5° C, als sehr hohes eine Temperatur von 41° C.