Langes Sitzen so schädlich wie Rauchen - ist die 40-Stunden-Woche ungesund?
Autor: Ailis Koch
Deutschland, Freitag, 06. Mai 2022
Viele Menschen arbeiten zu viel und vor allem zu lange. Doch wie gefährlich ist das lange Arbeiten wirklich und ist die 40-Stunden-Woche mittlerweile eine Sache der Vergangenheit?
Burnout, Schlafstörungen und eine Vielzahl an körperlichen Krankheiten können die Folge von zu viel Arbeit sein. Wer mehr als 39 Stunden in der Woche arbeitet, erhöht sein Risiko für stressbedingte Krankheiten.
Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Medien, nachdem die angsteinflößende E-Mail eines Vorgesetzten an eine Gruppe junger Praktikanten veröffentlicht wurde. Die Teilnehmenden des Programms bei der britischen Bank Barclay's fanden 2018 nämlich eine E-Mail in ihrem Posteingang, in der ihr Vorgesetzter ihnen riet, ein Kissen mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. Ihm zufolge mache dies das Schlafen am Schreibtisch viel angenehmer.
Überanstrengte Angestellte: Arbeiten bis zum Tod
Die Mail, die angeblich nur ein Scherz sein sollte, wurde in Anbetracht eines ein paar Jahre zurückliegenden Vorfalls an die Medien weitergeleitet. Bei dem Vorfall war ein 21-jähriger Praktikant wegen einer 72-Stunden-Schicht bei der Bank of America an Erschöpfung gestorben.
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Auch wenn in ein paar Ländern schon die 4-Tage Arbeits-Woche getestet wurde, gelten Angestellte, die weniger als die herkömmlichen 39 Stunden pro Woche arbeiten, als faul oder unproduktiv. Doch Peter Fleming, Professor für Wirtschaft an der City University in London, sieht diese Einstellung als veraltet an, wie er in einem Gastbeitrag für die britische Zeitung "Guardian" schreibt.
In seinem Buch "The Death of Homo Economicus: Work, Debt and the Myth of Accumultaion" befasst sich der Experte mit dem übermäßigen Arbeitsaufkommen in einigen Unternehmen.
Fesselt die Technologie uns an den Schreibtisch?
Der technologische Fortschritt sollte uns das Leben vereinfachen und uns Arbeit abnehmen. Allerdings führt die stetige Erreichbarkeit dazu, dass wir uns noch mehr verpflichtet dazu fühlen, weiterzuarbeiten.
Laut Fleming hat sich die Zahl der Menschen, die ihr Smartphone oder Tablet außerhalb ihrer Arbeitszeit wegen Arbeitsbelangen checken, in den letzten 20 Jahren mehr als verfünffacht. Der Professor befürchtet, dass viele Angestellte nicht mehr richtig abschalten können und wegen der ständigen Mobilität nur noch im Ruhezustand vor sich hin leben. Er sagt, dass diese "unerbittliche Freudlosigkeit, vor allem dann greift, wenn es um Urlaub geht".