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Fibromyalgie erkennen: Diese Symptome stecken hinter der chronischen Schmerzerkrankung
Autor: Louisa Thönig
Deutschland, Montag, 30. August 2021
Schmerzen im ganzen Körper, ein Gefühl völliger Erschöpfung und ein hoher Leidensdruck begleiten Betroffene einer Fibromyalgie täglich. Die Erkrankung ähnelt dem Rheuma, wird aber aufgrund sehr unspezifischer Symptome meist sehr spät erkannt. Fibromyalgie betrifft vor allem Frauen.
Fibromyalgie: Das steckt hinter der chronischen Schmerzerkrankung
Chronische Schmerzen: Ursache für Fibromyalgie ungeklärt
Die Ursachen für Fibromyalgie sind noch nicht abschließend geklärt. Es gilt als gesichert, dass für die Schmerzen eine gestörte Verarbeitung von Reizen verantwortlich ist. Normalerweise gelangen nur die Schmerzreize zum Gehirn, die eine Warnfunktion erhalten. Alle anderen Reize werden auf der Ebene des Rückenmarks herausgefiltert. Bei Patienten mit Fibromyalgie scheint dieser Filter nicht mehr zu funktionieren.
Das führt dazu, dass die Betroffenen Reize als Schmerzen wahrnehmen, die für einen gesunden Menschen nicht schmerzhaft sind. Wie diese Erkrankung zustande kommt, ist ebenfalls noch nicht vollständig erforscht.
Vermutlich spielen genetische Veranlagungen eine Rolle. Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass Betroffene veränderte Nervenfasern aufweisen. Auch starker Stress und Traumata gelten als Auslöser der Erkrankung. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Mischung der körperlichen und psychischen Belastungen zu dieser veränderten Schmerzverarbeitung führen.
Fibromyalgie Symprome: Die Erkrankung erkennen und chronische Schmerzen deuten
Eine Fibromyalgie entwickelt sich meist über eine längere Zeit. Bis zur Diagnose ist es oft ein langer Weg, bei dem die Betroffenen schon lange vorher über Schmerzen klagen. Fibromyalgie äußert sich besonders durch chronisch tiefliegende Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen. Die Schmerzen ähneln dabei einer Muskelzerrung oder einem heftigen Muskelkater.
Welche Beschwerden auftreten, wo sie auftreten und wie stark sie dann ausgeprägt sind, ist sehr unterschiedlich. Dies macht es Menschen mit Fibromyalgie schwer etwas zu planen. Bei manchen Menschen lassen die Beschwerden tagsüber für einige Stunden nach. In der Zeit können sie dann etwas erledigen. Sind die Schmerzen extrem wird bereits das Aufstehen zu einer Herausforderung. Weitere Beschwerden im Zusammenhang mit der Erkrankung sind:
Kopfschmerzen
Magen-und Darmbeschwerden
Gefühlsstörungen an den Händen und Füßen
Menstruationsbeschwerden
Herzrasen
Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
Eine allgemein erhöhte Schmerzempfindlichkeit
Der lange Weg zur Diagnose
Bis zur Feststellung der Diagnose Fibromyalgie, hat der Betroffene häufig bereits viele Stunden im Wartezimmer hinter sich. Da die Ursache der Beschwerden nicht eindeutig identifiziert werden kann, werden Patienten oft nicht ernst genommen. Der Arzt muss sich intensiv mit der Krankheitsgeschichte befassen. Zudem kann man anhand von speziellen Triggerpunkten die Schmerzempfindlichkeit bei einer körperlichen Untersuchung testen.
Bei diesen Triggerpunkten handelt es sich um 18 festgelegte Übergänge zwischen Muskeln und Sehnen. Diese sind über den gesamten Körper verteilt. Spüren Betroffene bei mindestens 11 von 18 Schmerzen, gilt dies als wichtiger Hinweis für die Fibromyalgie. Auch ein sogenannter Fibromyalgie-Fragebogen kann dabei helfen, die Beschwerden zu erfassen. Es könnte sich um eine Fibromyalgie handeln, wenn in den drei Monaten vor der Untersuchung mindestens 7 von 19 festgelegten Körperbereichen geschmerzt haben.
Die ausführliche Analyse der Krankheitsgeschichte, verschiedene Bluttests und die körperliche Untersuchung sind so wichtig, um andere Erkrankungen definitiv ausschließen zu können. Weitere Untersuchungen sind nur bei einem konkreten Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung sinnvoll. Menschen mit Fibromyalgie werden häufig zu viel untersucht, weil Ärzte die Diagnose nicht in Erwägung ziehen oder selbst glauben, dass die Schmerzen eine andere "handfeste" Ursache haben müssen.
Chronische Schmerzen Therapie: Linderung der Fibromyalgie statt Heilung
So individuell wie die Fibromyalgie, so individuell ist auch ihre Behandlung. Die richtige Behandlung zu finden, erfordert viel Geduld und gegenseitiges Vertrauen zwischen Arzt und Patient. Bei dem Syndrom führt oft nicht die eine Therapiemöglichkeit zur Verbesserung, sondern eine Kombination mehrerer verschiedener Therapiearten. Es ist hilfreich, wenn Ärzte mit Psychologen, Physiotherapeuten und Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten.
Betroffene neigen zur Vermeidung körperlicher Aktivitäten, aus Angst, die Schmerzen zu verstärken oder sich zu übernehmen. Studien zeigen aber, dass leichter Sport und Bewegung das Wohlbefinden verbessern. Dabei wird besonders zu Radfahren, Schwimmen, Tanzen oder Walking sowie Wandern geraten. Der Körper wird gestärkt und die Schmerzen gelindert. Wichtig ist dabei, viel dehnen und aufgewärmt Sport treiben. Bewegung ist somit ein großer Baustein der Therapie. Weitere Ansätze sind:
Medikamentöse Therapie: Bestimmte Medikamente können Fibromyalgie-Schmerzen bei manchen Menschen deutlich lindern. In Studien haben sich Medikamente wirksam erwiesen, die ursprünglich zur Behandlung von Depressionen oder Epilepsie entwickelt wurden. Sie beeinflussen bestimmte Botenstoffe, die auch die Schmerzwahrnehmung steuern. Dazu zählen beispielsweise Amitriptylin, Duloxetin und andere. Von herkömmlichen Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac wird in der Regel abgeraten.
Physikalische Therapien: Menschen mit Fibromyalgie empfinden insbesondere Thermalbäder als angenehm. Manche beschreiben auch Saunagänge und sanfte Massagen als erleichternd. Das zeigt, dass besonders Wärme Beschwerden verbessern kann. Kälte hingegen verschlimmert die Symptome. Einige Patienten jedoch berichten über eine positive Wirkung beispielsweise einer Ganzkörperkältetherapie.
Psychotherapie: Die innere Haltung gegenüber den Beschwerden ist auch ein Indikator dafür, wie stark man Schmerzen empfindet. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann den Patienten helfen, den Schmerz neu zu bewerten. Er ist dann zwar noch vorhanden, steht aber nicht länger im Mittelpunkt des Bewusstseins.
Entspannungstechniken: Durch Stress werden die Beschwerden von Menschen mit Fibromyalgie verstärkt. Daher ist die Entspannung ebenfalls ein zentrales Element in der Behandlung. Yoga, Tai-Chi, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobsen können ebenfalls zur Linderung beitragen.
Alternative Heilverfahren bei Fibromyalgie
Neben den schulmedizinischen Methoden nutzen einige Fibromyalgie-Patienten alternative Heilverfahren. Die einen setzen auf Methoden der traditionellen chinesischen Medizin, wie Akupunktur oder Osteopathie. Mehr Details über Akupunktur findest hier. Andere hingegen setzen auf die Homöopathie. In der Homöopathie kommen verschiedene Mittel infrage. Ein Beispiel ist das Mittel Rhus toxicodendron. Dieses soll Schmerzen lindern können.
Auch eine gezielte Ernährung hat schon bei vielen Betroffenen die Schmerzen verringert. Dafür eignet sich eine mehrheitlich pflanzliche Ernährung, da diese Lebensmittel entzündungshemmend wirken. Welche Lebensmittel Entzündungen im Körper besonders fördern, erfährst du hier. Zudem wirken sich Heilfasten oder einzelne Fastentage positiv auf die Fibromyalgie aus. Da zeitweise auf Nahrung komplett verzichtet wird, regt das einen Selbstreinigungsprozess der Zellen an.
Wenn mit der schulmedizinischen oder alternativen Fibromyalgie-Therapie begonnen werden soll, kann eine Patientenschulung sehr hilfreich sein. Dabei werden Patienten über ihre Krankheit und die Behandlung aufgeklärt. Sie erhalten außerdem Informationen und Anregungen dazu, was sie selbst tun können, und sie treten in den Austausch mit anderen Patienten. Das kann dem Einzelnen helfen, mit der Krankheit besser umzugehen.
Chronische Schmerzen im Leben und im Alltag mit Fibromyalgie
Was Menschen mit Fibromyalgie guttut und wie sie mit Beschwerden umgehen, ist sehr unterschiedlich. Für das Wohlbefinden ist das Wichtigste, eine eigene Strategie zu entwickeln mit der Erkrankung umzugehen und dementsprechend zu leben. Statt die Kraft darauf zu verwenden gegen die Erkrankung anzukämpfen, sollte der Patient lernen, den individuell passenden Umgang mit den Beschwerden zu finden. Folgende Punkte können ein Denkanstoß sein:
zu überdenken, was ist im Alltag wirklich wichtig?
nicht nach Perfektion zu streben und
die eigenen Grenzen kennenzulernen und zu achten
Für anstrengende Tätigkeiten im Alltag sollte man daher großzügig Zeit und auch Pausen einplanen. Vieles ist trotz der Erkrankung möglich. Wichtig ist, weiterhin die Dinge zu tun, die Freude bereiten. Das gilt besonders für soziale Kontakte. Oft kann der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe auch sehr hilfreich sein.
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