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Bis 2030: Moderna will Impfung gegen Krebs auf den Markt bringen


Autor: Svenja Hentschel

Massachusetts, Montag, 17. April 2023

Nachdem Biontech angekündigt hatte, einen Impfstoff gegen Krebs entwickelt zu haben, zieht jetzt auch Moderna nach. Bis 2030 soll es auch einen Moderna-Impfstoff gegen Krebs geben.
Nach Biontech arbeitet nun auch Moderna an der Entwicklung eines Krebs-Impfstoffes.


  • Moderna: Entwicklung eines Impfstoffs gegen Krebs bis 2030
  • Biontech: Schon 2023 erste Krebs-Impfung?
  • mRNA: So funktioniert die Technologie

"Dieser Impfstoff wird hochwirksam sein und viele Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen von Leben retten. Ich denke, wir werden in der Lag sein, den Menschen auf der ganzen Welt personalisierte Krebsimpfstoffe gegen mehrere verschiedene Tumorarten anzubieten." Der leitende medizinische Direktor des Pharmaunternehmens Moderna, Dr. Paul Burton, gibt sich gegenüber der britischen Zeitung The Guardian zuversichtlich. Grundlage des Impfstoffs wird - wie bei den Covid-Impfstoffen - eine mRNA-Technologie sein.

Neuer Impfstoff: Nicht nur gegen Krebs 

Burton zufolge soll es in Zukunft auch möglich sein, mehrere Atemwegsinfektionen durch eine einzige Injektion abzudecken. So könne man gefährdete Menschen gegen Covid, Grippe und das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) schützen. Auch gegen seltene Krankheiten, für die es derzeit keine Medikamente gibt, könnten dann Therapien zur Verfügung stehen.

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Moderna ist aber nicht das einzige Unternehmen, das an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Krebs arbeitet. Auch das Pharmaunternehmen Biontech hat bereits angekündigt, dass es Pläne für Impfungen gegen Krebs hat. Einer Pressemitteilung zufolge seien für 2023 klinische Studien an tausenden Krebspatient*innen in Großbritannien vereinbart worden. Dabei soll ein mRNA-Impfstoff gegen Krebs erprobt werden. Laut dem Spiegel sei eine Integration des Impfstoffs in den Krankenhausalltag das Ziel von Biontech. "Wir glauben, dass dies in größerem Umfang für Patienten vor 2030 möglich sein wird", sagte Konzernchef Uğur Şahin gegenüber dem Spiegel.

Biontech und Moderna seien vor der Corona-Pandemie mit dem Ziel gestartet, Impfungen gegen Krebs zu entwickeln, wie t-online berichtet. Die Pandemie habe die Forschung an der mRNA-Technologie enorm beschleunigt. "So haben wir 2014 drei bis sechs Monate gebraucht, um einen individualisierten Krebsimpfstoff herzustellen, aktuell sind wir bei vier bis sechs Wochen", erläuterte der Firmengründer. "Unser Ziel ist es, deutlich unter vier Wochen zu kommen", erklärt Uğur Şahin im Gespräch mit dem Spiegel.

mRNA: Was verbirgt sich hinter der Technologie?

Die Unternehmen setzen bei der Entwicklung des Krebsimpfstoffs auf die mRNA-Technik. "Ich denke, wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass mRNA nicht nur für Infektionskrankheiten oder Covid geeignet ist. Wir sind in den Bereichen Krebs, Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und seltene Krankheiten tätig. Wir haben Studien in all diesen Bereichen durchgeführt, und sie haben alle ein enormes Potenzial gezeigt", betont Burton im Guardian

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Auch eine Sprecherin des Pharmakonzerns Pfizer, der mit Biontech zusammenarbeitet, betont den Fortschritt der Forschung: "Die Erkenntnisse aus dem Entwicklungsprozess des Impfstoffs Covid-19 haben unseren gesamten Ansatz in der mRNA-Forschung und -Entwicklung sowie die Art und Weise, wie Pfizer F&E (Forschung und Entwicklung) im weiteren Sinne betreibt, beeinflusst. Wir haben in nur einem Jahr wissenschaftliche Erkenntnisse im Wert eines Jahrzehnts gewonnen." Aber wie funktioniert die mRNA-Technologie eigentlich?

Therapien auf der Grundlage von mRNA wirken, indem sie den Zellen beibringen, ein Protein herzustellen, das die Immunreaktion des Körpers gegen die Krankheit auslöst, wie der Guardian berichtet. Erkrankten Menschen werden Gewebeproben von den Tumorzellen und von den gesunden Zellen entnommen, um eine individuelle Impfung gegen Krebs mit mRNA-Technologie entwickeln zu können. Im Labor wird dann untersucht, welche Proteine die beiden Zellarten voneinander unterscheiden. Ein Protein, das typisch für die Krebszellen ist, wird dann mit der mRNA-Technologie geimpft.

Erste Erfolge für mRNA-Impfstoffe

Dadurch wird die Immunreaktion im Körper ausgelöst und der Körper beginnt, die Krebszellen zu bekämpfen. "Der Ansatz ist sehr gut für die Krebsbekämpfung geeignet", erklärt Dr. Andreas Radbruch, Immunologe und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, im Interview mit t-online. "Diese Technologie erlaubt es, sehr schnell einen für jeden Patienten individuell angepassten Impfstoff zu produzieren, der präzise die geringen Unterschiede zwischen Krebszellen und gesunden Körperzellen ausnutzt, das Immunsystem alarmiert und es gezielt die Tumorzellen angreifen lässt."

Im Januar dieses Jahres gab Moderna dem Guardian zufolge die Ergebnisse einer fortgeschrittenen Studie eines experimentellen mRNA-Impfstoffs gegen RSV bekannt. Der Impfstoff sei zu 83,7 Prozent wirksam bei der Vorbeugung von mindestens zwei Symptomen, wie Husten und Fieber, bei Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter. Auf der Grundlage dieser Daten gewährte die US Food and Drug Administration (FDA) dem Impfstoff den "Status eines Therapiedurchbruchs". Das bedeutet, dass die behördliche Prüfung des Impfstoffs beschleunigt wird. Im Februar habe die FDA dem personalisierten Krebsimpfstoff von Moderna auf der Grundlage der jüngsten Ergebnisse bei Patient*innen mit Hautkrebs denselben Status zuerkannt.

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