Endlich Hoffnung für Tinnitus-Patienten: Lindert diese neue App bald die quälenden Symptome?
Autor: Nadine Schobert
Auckland, Dienstag, 16. August 2022
Für Betroffene ist eine Tinnitus-Erkrankung oft eine quälende Belastung. Die Störgeräusche im Ohr sind dauerhaft und derzeit durch kein Medikament vollständig heilbar. Forschende aus Neuseeland haben jetzt eine vielversprechende App entwickelt.
- Forschenden gelingt Durchbruch: App gegen Tinnitus-Symptome entwickelt
- Quälende Störgeräusche: Medikament können Tinnitus nicht vollständig heilen
- University of Auckland: Smartphone-basierte Therapie entwickelt
- Studien-Ergebnisse: Kombination bewährter Hilfsmittel vielversprechend
Patient*innen, die unter Tinnitus leiden, müssen mit dauerhaften Störgeräuschen im Ohr leben, die für viele Betroffene eine echte psychische Belastung darstellen. Eine medikamentöse Heilung gegen Tinnitus gibt es noch nicht. Das lässt viele Patient*innen hilflos zurück. Forschende aus Neuseeland haben jetzt eine Behandlungsmöglichkeit erprobt, die neue Hoffnung gibt: Mittels einer App könnte Betroffenen bald geholfen werden.
Smartphone-App als Tinnitus-Behandlung: Ergebnisse sind vielversprechend
Forschende der University of Auckland haben im Rahmen einer aktuellen Studie eine neue Smartphone-basierte Therapie gegen Tinnitus erprobt. Teilnehmende, die die neue Behandlung durchführten, zeigten im Laufe von 12 Wochen "klinisch signifikante Verbesserungen", wie es im Forschungsbericht heißt. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem im Fachjournal „Frontiers in Neurology“ präsentiert.
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Bereits seit 20 Jahren suchen Forschende der neuseeländischen Universität nach einer Behandlung für Betroffene. Jetzt sprechen die Wissenschaftler*innen endlich von einem "Durchbruch bei der Suche nach einem Mittel gegen Tinnitus". Für die neue Therapie via Smartphone haben die Forschenden auf eine Kombination bereits bewährter Hilfsmittel gesetzt. Auch andere Forschende arbeiteten bereits an Behandlungsmöglichkeiten.
Einige Tinnitus-Betroffene nutzen bereits Apps für Smartphones, bei denen meist versucht wird, mittels weißem Rauschen die Störgeräusche zu neutralisieren. Die neue Therapie baut zwar ebenfalls auf dieser Technik auf, erweitert sie aber durch weitere hilfreiche Komponenten. Jedes der Mittel hat sich bei Tinnitus-Betroffenen zur Linderung der Symptome bewährt. "Frühere Studien haben gezeigt, dass weißes Rauschen, zielgerichtete Beratung, zielgerichtete Spiele und andere technologiebasierte Therapien bei einigen Menschen zeitweise wirksam sind", schreibt Forschungsleiter Professor Dr. Grant Searchfield.
Von Schlafstörungen bis zur Depression: Deshalb hilft die neue App bei Tinnitus
Viele Tinnitus-Patient*innen sind kaum noch in der Lage, ihren Alltag zu meistern. Die Geräusche im Ohr führen zu Schlafstörungen, manche Menschen leiden im Verlauf der Erkrankung sogar an Depressionen. Im Rahmen der aktuellen Studie haben die Forschenden zwei Gruppen von jeweils rund 30 Tinnitus-Betroffenen miteinander verglichen. Eine Gruppe nutzte die neue App für zirka 12 Wochen am Stück. Die andere Gruppe nutzte für den gleichen Zeitraum eine andere, beliebte App, die nicht auf den multimodalen Ansatz aufbaut, sondern nur auf weißem Rauschen basiert.
Im Durchschnitt zeigte die Gruppe, die die neue Tinnitus-App nutzte, nach 12 Wochen eine klinisch signifikante Verbesserung der Symptome, während durch die Nutzung der App, die nur auf weißem Rauschen basiert, keine Verbesserungen festgestellt werden konnten. Ganze 65 Prozent berichteten von einer merklichen Verbesserung. "Was diese Therapie bewirkt, ist im Wesentlichen eine Neuverdrahtung des Gehirns, die den Tinnitus zu einem Hintergrundgeräusch degradiert, das für den Hörer keine Bedeutung oder Relevanz hat", erklärt der Forschungsleiter im Magazin.