Erste Hilfe bei psychischen Belastungen: So kannst du Betroffenen zur Seite stehen
Autor: Magdalena Belz
Deutschland, Montag, 12. Juli 2021
Psychische Belastungen kommen entweder schleichend oder völlig ohne Vorwarnung. Doch wenn sie erst einmal da sind, bleiben Außenstehende oft ratlos zurück. Wie kann man Erste Hilfe leisten? Wir geben Tipps und Hinweise.
- Wann liegt eine psychische Notsituationvor?
- Was sind die ersten Schritte?
- Worauf sollte man bei der Kommunikation achten?
- Welche professionellen Hilfsangebote kommen infrage?
Der richtige Umgang mit gesundheitlichen Notfällen zählt zu den Fähigkeiten, die jeder Mensch beherrschen sollte. In Erste-Hilfe-Kursen wird jedoch überwiegend gelehrt, was zu beachten ist, wenn das körperliche Wohlbefinden in Gefahr ist. Wie sieht es in psychischen Belastungssituationen aus? Was sollte man tun, wenn ein Mensch akute Suizidgedanken bekommt, in Panik verfällt oder einen schweren Schicksalsschlag erleidet? In diesem Artikel erfährst du, wie du in solchen Momenten richtig handelst.
Psychische Not: Wie erkennt man eine Krisensituation?
Das Informationsportal Neurologen und Psychiater im Netz definiert eine akute psychische Krise ganz allgemein als den "Verlust des inneren Gleichgewichts". Genau wie körperliche Beschwerden können auch psychische Belastungen vielfältige Ursachen haben und unterschiedlich ausgeprägt sein. Mögliche Symptome sind beispielsweise Anspannung, Angst, Aggressivität, Verwirrtheit oder eine verzerrte Wahrnehmung, die in Extremfällen sogar Halluzinationen hervorrufen kann.
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Manche Notsituationen erfordern sofortiges Handeln - insbesondere, wenn eine Person sich selbst oder andere gefährdet. Dann ist es unverzichtbar, so schnell wie möglich den Rettungsdienst und gegebenenfalls die Polizei zu rufen. Es gibt auch psychiatrische Notaufnahmen, an die man sich rund um die Uhr wenden kann.
Bevor der Rettungsdienst eintrifft, tritt aber meist folgende Frage auf: Was kann man als Ersthelfer:in tun?
Psychische Nothilfe: Die "4 S" für sofortige Hilfemaßnahmen
Du kannst dazu beitragen, akuten seelischen Stress zu reduzieren, indem du vier Verhaltensregeln befolgst:
- Regel 1: Sage, dass du da bist und dass etwas geschieht. Manchmal wirkt es wahre Wunder, einfach anwesend zu sein. Versprich, dass du bleibst, bis alles vorbei ist, und erkläre, welche erforderlichen Schritte bereits eingeleitet sind.
- Regel 2: Schirme das Notfallopfer von Zuschauern ab. Bringe die betroffene Person in eine ruhige, möglichst reizarme Umgebung. So kannst du ihr indirekt vermitteln, dass sie in Sicherheit ist.
- Regel 3: Suche vorsichtigen Körperkontakt. Geeignet sind beispielsweise Körperteile wie Hand, Arm oder Schulter. Wenn du dir nicht sicher bist, ob Körperkontakt gewünscht ist, frage am besten einfach nach. Bei Vergewaltigungsopfern oder physischen Verletzungen solltest du jedoch von vorneherein darauf verzichten.
- Regel 4: Sprich und höre zu. Orientiere dich dafür an der betroffenen Person: Möchte er oder sie selbst reden? Gibt es ein bevorzugtes Gesprächsthema? Kannst du bereits vorhandene Ressourcen zur Stressbewältigung aktivieren? Falls du keine Antworten auf diese Fragen hast, reicht es oft schon, auf die konkrete Situation einzugehen oder dich zu erkundigen, ob es etwas gibt, womit du helfen kannst.