Erste Hilfe bei einem Schlaganfall: Wie du mit der FAST-Methode Leben retten kannst

5 Min
Bei einem Schlaganfall wird die Durchblutung des Gehirns gestört.
Bei einem Schlaganfall wird die Durchblutung des Gehirns gestört.
CC0 / Pixabay / geralt
Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde
Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde
CC0 / Pixabay / MRI
Bei einem Verdacht auf Schlaganfall umgehend den Rettungsdienst alarmieren.
Bei einem Verdacht auf Schlaganfall umgehend den Rettungsdienst alarmieren.
CC0 / Pixabay / LMoonlight
Nach einem Schlaganfall muss der Patient so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.
Nach einem Schlaganfall muss der Patient so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.
CC0 / Pixabay / fernandozhiminaicela
Eine gesunde Ernährung kann vorbeugend sein.
Eine gesunde Ernährung kann vorbeugend sein.
CC0 / Pixabay / silviarita

Oft kommt er von einer Sekunde auf die andere: der Schlaganfall. Woran du ihn erkennst und welche Maßnahmen du für Erste-Hilfe leisten kannst.

  • Was ist ein Schlaganfall?
  • Symptome
  • Erste Hilfe
  • Was ist eine TIA?
  • Wie kannst du einen Schlaganfall vermeiden?

Etwa jeder 40. Mensch in Deutschland hatte bereits einen Schlaganfall. Pro Jahr treten 200000 erstmalige Schlaganfälle und etwa 70000 wiederholte Schlaganfälle auf. Woran kannst du erkennen, dass jemand einen Schlaganfall hat und was kannst du tun?

Was ist ein Schlaganfall und wie erkennt man ihn?

Bei einem Schlaganfall werden die Blutversorgung und die Sauerstoffversorgung zu einem Teil des Gehirns unterbrochen. Damit einhergehend kommt es zu Funktionsausfällen, die du oft deutlich erkennen kannst. Man spricht auch von einem Hirninfarkt, hervorgerufen von einem Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel oder Verkalkung. Auch kann eine Hirnblutung, also ein geplatztes Blutgefäß im Hirn, die Ursache sein. 

Folgende Symptome können auf einen Schlaganfall hindeuten:

  • Plötzliche, heftige Kopfschmerzen, steifer Nacken
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Plötzlich einsetzende Lähmungen an Armen und Beinen (Halbseitenlähmung)
  • Gesichtslähmung mit herabhängendem Mundwinkel und einseitig geschlossenem Augenlid
  • Seh- und Sprachstörungen und Schluckbeschwerden

Wenn du jemanden auffindest, der eines oder mehrere Symptome aufweist, kannst du mit der FAST-Methode (Face, Arms, Speech und Time) feststellen, ob es sich möglicherweise um einen Schlaganfall handelt:

  • Face: Bitte die Person, zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel oder ein Augenlid herab, deutet das auf eine typische Halbseitenlähmung hin. Auch unkontrollierter Speichelfluss ist möglich.
  • Arms: Bitte sie, die Arme nach vorne zu strecken und beide Handflächen nach oben zu drehen oder im Stehen ein Bein anzuheben und zu halten. Ein Schlaganfall kann Lähmungen und Gleichgewichtsstörungen verursachen, wodurch die Person nicht die Balance halten oder die Arme nicht anheben kann, ein Arm absinkt oder sich dreht.
  • Speech: Lass die Person einen einfachen Satz wie „Heute ist Mittwoch“ nachsprechen. Nach einem Schlaganfall sind viele Betroffene dazu nicht mehr in der Lage: Sie lallen, reden abgehackt oder können gar nicht sprechen. Manchmal verstehen sie nicht mehr, was man ihnen sagt.
  • Time: Keine Zeit verlieren! Wähle die 112 und schildere dem Notruf die Symptome und wann sie aufgetreten sind.

Bis der Rettungsdienst eintrifft, ist es wichtig, Erste Hilfe zu leisten. 

  • Bei vorhandenem Bewusstsein bequem und mit erhöhtem Oberkörper lagern.
  • Die gelähmten Körperteile umpolstern.
  • Aufregung und Unruhe unbedingt vermeiden (Betroffenen bei Bedarf abschirmen).
  • Betroffenen zudecken.
  • Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener normaler Atmung laut "Hilfe" rufen, um Umstehende auf die Notfallsituation aufmerksam zu machen.
  • Stabile Seitenlage auf die gelähmte Seite.
  • Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes beruhigen, betreuen, trösten und beobachten, wiederholt Bewusstsein und Atmung prüfen.
  • Bei Bewusstlosigkeit und fehlender normaler Atmung Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen.

Wie genau entsteht der Schlaganfall und was ist eine TIA?

Der Begriff "Schlaganfall" ist ein wenig irreführend. Es handelt sich dabei nicht um eine einheitliche Erkrankung, sondern um einen Oberbegriff, der für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen verwendet wird, die unterschiedliche Ursachen haben und dementsprechend auch unterschiedliche Therapien benötigen. Generell unterscheidet man zwei Arten. Zunächst gibt es den Hirninfarkt, auch ischämischer Schlaganfall genannt (Ischämisch: Minderdurchblutung oder vollständiger Durchblutungsausfall):

  • Verschluss einer Arterie durch einen Blutspropfen: Dieser kann sich in einem großen hirnversorgenden Gefäß bilden. Er kann sich lösen und dann mit dem Blutstrom in die Hirngefäße gelangen.
  • Verschluss einer Hirnarterie durch Gefäßverkalkung: Eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) direkt an den Hirngefäßen oder den hirnversorgenden Halsgefäßen führt zu Einengungen oder Verschlüssen. Damit werden größere Hirnareale nicht mehr durchblutet.

Dann gibt es die Hirnblutung oder den hämorrhagischer Schlaganfall (Hämorrhagie: Austreten vom Blut aus dem Blutkreislauf). Hierbei platzt ein Gefäß im Hirn, größere Areale werden nicht mehr mit Blut versorgt:

  • Blutung im Hirn: Bei der sogenannten Interzerebralblutung tritt Blut unter hohem Druck aus geplatzten Gefäßen in das umliegende Hirn ein. Ursache ist oft Bluthochdruck oder ein plötzlicher Riss. Meist ist das Gefäß bereits durch Verkalkung vorgeschädigt.
  • Blutungen zwischen den Hirnhäuten: Etwa zwei bis fünf Prozent der Schlaganfälle werden durch Subarachnoidalblutungen hervorgerufen. Dabei handelt es sich um eine Blutung in den Zwischenraum von Gehirn und der weichen Hirnhaut.

Als dritte Variante gibt es die "Transitorisch Ischämische Attacke" (TIA), auch kleiner Schlaganfall genannt. Die Symptome dabei sind identisch mit denen eines "normalen" Schlaganfalls, können sich aber sehr schnell wieder zurückbilden, als Betroffener merkst du selber nach wenigen Minuten kaum noch etwas. Und gerade hier lauert die Gefahr: Eine TIA ist als Schlaganfall zu behandeln und ist wie der echte Schlaganfall ein Notfall. Auch dieser muss umgehend im Krankenhaus untersucht werden! Aufgrund der Kürze des Ereignisses ist es schwierig, diesen diagnostisch zu erfassen. Doch auch, wenn du oder die Person, der du in dem Moment Erste Hilfe leistest, keinerlei Symptome mehr aufweist, so ist es unumgänglich, dies genau abzuklären, denn eine TIA kann unter Umständen der Vorbote eines größeren, schwereren Schlaganfalls sein. Folgende Symptome sind typisch für eine TIA:

  • Kurz andauernde Lähmung einer Hand, eines Armes, eines Beines oder einer Körperhälfte (Halbseitenlähmung, med. Hemiparese)
  • Kurz andauernde Gefühlsstörung: Taubheit, "Pelzigkeit”" Missempfindungen wie "Ameisenlaufen" einer Hand, eines Armes, eines Beines oder einer Körperhälfte (med. Hemihypästhesie)
  • Kurz andauerndes Herabhängen des Mundwinkels einer Seite
  • Vorübergehende Sprach- oder Sprechstörungen
  • Kurz andauernde Erblindung eines Auges (med. Amaurosis fugax) oder vorübergehendes Doppeltsehen
  • Vorübergehender Dreh- oder Schwankschwindel und Gangunsicherheit

Was tun nach einer TIA? Und ist das Risiko bei Männern oder Frauen höher?

Nach einer TIA besteht gerade in den ersten Tagen danach ein erhöhtes Risiko für ein erneutes Ereignis. Um das Risiko genauer einschätzen zu können, wurde das ABCD2-Score entwickelt. Hierbei werden fünf Risikofaktoren bewertet: 

  • Alter (A)
  • Blutdruck (B)
  • Symptome (C Clinical features)
  • Dauer der Symptome und Diabetes mellitus (D2)

Zusätzlich werden im weiterentwickelten ABCD3-Score zusätzliche Faktoren abgefragt:

  • Ob eine zur betroffenen Gehirnseite feststellbare Einengung (Stenose) der Halsschlagader (Arteria carotis interna) von mehr als 50 % vorliegt. Man spricht auch von Karotisstenose und
  • Ob in der Kernspintomografie eine umschriebene Hirnschädigung durch Blutmangel (Hirninfarkt) nachweisbar ist.

Danach wird mittels eines Punktesystems der Risikofaktor ermittelt. 

Doch sind eher Männer oder eher Frauen gefährdet, einen Schlaganfall zu erleiden? Prinzipiell kann es jeden treffen, doch ist das Risiko bei Frauen tendenziell höher. Das liegt zum einen daran, dass Frauen älter werden als Männer und mit zunehmendem Alter das Risiko ansteigt. Auch sind Frauen oft nach einem Schlaganfall stärker eingeschränkt als Männer. Ein Blick auf die Risikofaktoren zeigt ebenfalls Unterschiede auf. So belegen Studien, dass Frauen mit Vorhofflimmern und/oder Diabetes wesentlich gefährdeter sind als Männer. Die Einnahme von Hormonen, wie beispielsweise in der Antibabypille oder während der Wechseljahre, steigert ebenfalls das Risiko. Wenn dann noch andere Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht mit dazu kommen, steigt die Gefahr eines Schlaganfalls noch mehr. Was nun die Diagnostik betrifft, so treten bei Frauen oft Symptome auf, die nicht unbedingt sofort auf einen Schlaganfall oder eine TIA hinweisen, wie beispielsweise Schluckbeschwerden oder Harninkontinenz. Daher ist die Gefahr, dass ein Schlaganfall zu spät erkannt wird, bei Frauen dementsprechend höher.

Wie kannst du dich generell schützen?

Doch wie kannst du dich präventiv vor einem Schlaganfall schützen? Kannst du das überhaupt? Ja, in gewissem Maße ist das möglich. Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, Vermeiden von Übergewicht und hohem Blutdruck sind einige der Faktoren, die du beeinflussen kannst. Auch diese Tipps sind allgemein gut für deine Gesundheit und unterstützen bei der Schlaganfallprävention: 

  • Übermäßiges Salzen vermeiden
  • Obst und Gemüse zu jeder Mahlzeit
  • Auf Softdrinks verzichten
  • Auf die richtigen Fette achten (mehrfach ungesättigte Fettsäuren)
  • Vollkornprodukte verzehren
  • Auf Fertigprodukte verzichten
  • Auf genug Bewegung achten
  • Auf Alkohol verzichten
  • Stress reduzieren bzw. Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training anwenden

Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind insbesondere:

  • Bluthochdruck
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Fettstoffwechselstörung
  • Diabetes mellitus
  • Vorhofflimmern
  • Bewegungsmangel

Fazit

Egal, ob ein Schlaganfall oder eine TIA, beides ist gefährlich und muss umgehend behandelt werden. Hier ist Schnelligkeit gefragt. Je eher der oder die Betroffene in ein Krankenhaus kommt, umso höher sind die Überlebenschancen und die Chance auf vollständige Heilung. Du selber kannst durch dein eigenes Verhalten vorbeugen, denn ein gesunder Lebensstil hilft bei der Prävention.