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Erschreckende Studie zu Hormongift BPA: 83 Prozent der Deutschen mit Bisphenol A belastet


Autor: Agentur dpa, Kyrill Wunderlich

Berlin, Freitag, 15. Sept. 2023

Bisphenol A kommt in Plastikflaschen, Konservendosen und weiteren Alltagsprodukten vor. Eine Studie zeigt nun: Fast alle Europäer kommen oft in zu großen Mengen mit dem Hormongift in Kontakt. "Wir müssen die Ergebnisse dieser Forschung ernst nehmen", warnt eine Expertin.


  • Gesundheitsgefahr durch Bisphenol A
  • Studie liefert bedenkliche Ergebnisse
  • Diese Wirkung hat die Chemikalie auf den Körper

83 Prozent der deutschen Bevölkerung sind der Chemikalie Bisphenol A (BPA) in Mengen ausgesetzt, die als gesundheitlich bedenklich gelten. Das geht aus Daten hervor, die die Europäische Umweltagentur (EEA) am Donnerstag vorstellte. Eine EU-Studie habe gezeigt, dass in drei der insgesamt elf untersuchten Länder wahrscheinlich sogar alle Teilnehmer BPA-Mengen oberhalb des als unbedenklich geltenden Grenzwertes aufwiesen. Das seien Frankreich, Portugal und Luxemburg.

Menschen nehmen Hormongift Bisphenol A vor allem über die Nahrung auf

Bisphenol A ist eine synthetische Chemikalie, die in vielen Produkten verwendet wird - darunter wiederverwendbare Wasserflaschen, Trinkwasserleitungen und Lebensmittelbehälter aus Kunststoff und Metall wie etwa Konservendosen - erst vor kurzem fand Ökotest das Hormongift in geschälten Dosentomaten. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt sie auch in Smartphones oder DVDs vor. Menschen nehmen die Substanz demnach hauptsächlich mit der Nahrung auf, aber auch Luft, Staub oder Wasser seien mögliche Quellen.

Die Belastung der Bevölkerung liegt der EEA zufolge weit über akzeptablen Sicherheitswerten. Dies stelle ein potenzielles Gesundheitsrisiko für Millionen von Menschen dar, teilte die Agentur mit. Schon in geringen Mengen könne die Chemikalie das Immunsystem schwächen, zudem könne es zu verringerter Fruchtbarkeit und allergischen Hautreaktionen kommen.

Von den insgesamt 2756 Studienteilnehmern wiesen je nach Land 71 bis 100 Prozent der Untersuchten im Urin BPA-Mengen oberhalb des Grenzwertes auf. Die gemeldeten Werte seien Mindestwerte, es bestehe sogar die Möglichkeit, dass in allen elf Ländern, die an der Studie teilnahmen, 100 Prozent der Teilnehmer über den sicheren Grenzwerten lägen. Dies werfe erhebliche gesundheitliche Bedenken für die breitere EU-Bevölkerung auf.

"Müssen die Ergebnisse ernst nehmen" - BPA ein größeres Risiko als bisher angenommen

Leena Ylä-Mononen, Direktorin der Umweltagentur mit Sitz in Kopenhagen, schrieb in einer Mitteilung: "Wir müssen die Ergebnisse dieser Forschung ernst nehmen und auf EU-Ebene mehr Maßnahmen ergreifen, um die Exposition gegenüber Chemikalien zu begrenzen, die ein Risiko für die Gesundheit der Europäer darstellen." BPA sei ein weitaus größeres Gesundheitsrisiko als bisher angenommen.

Die Mitteilung des EEA basiert auf Daten einer EU-Studie zum Human-Biomonitoring. Diese sammelte von Januar 2017 bis Juni 2022 europaweit Daten zur Belastung der Bevölkerung mit Chemikalien und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesundheit.

Bisphenol A wird aufgrund seiner Wirkungsweise auch als "Hormongift" bezeichnet. Untersuchungen zeigten, "dass es die Wirkung weiblicher Sexualhormone verstärkt und die männlicher Sexualhormone sowie der Schilddrüsenhormone hemmt", wie das Umweltbundesamt in einem Bericht schreibt.