Gesunde Ernährung: Mit dem "Menü der Zukunft" bis zu 13 Jahre länger leben
Autor: Andreas Hofbauer
Deutschland, Mittwoch, 18. Mai 2022
Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ein Modell entwickelt, mit dem sie belegen konnten, dass eine gesunde Ernährung bis zu 13 Jahre Lebenszeit ausmachen kann. Deutsche Forschende haben ein "Menü der Zukunft" entwickelt.
Laut den Ergebnissen einer kürzlich veröffentlichten Studie von Forscherinnen und Forschern der Universität in Oslo ist es möglich, mit einer Ernährungsumstellung das Leben um rund 13 Jahre zu verlängern. Besonders effektiv sei die Ernährungsumstellung, wenn man bereits in jungen Jahren damit beginne.
Die Studie wurde von Lars Fadnes, Jan-Magnus Økland, Øystein Haaland und Kjell Arne Johansson verantwortet. In der Studie aus Oslo, die in der Zeitschrift PLOS Medicine veröffentlicht wurde, haben die Forschenden ein Modell konzipiert, an dem sich ablesen lässt, wie sich die Lebenserwartung eines Menschen entwickeln könnte. Dabei unterschieden die Expertinnen und Experten eine "typische westliche Ernährung" mit einem "Schwerpunkt auf rotem Fleisch" sowie "verarbeiteten Lebensmitteln", mit einer "optimierten Ernährung" bei welcher der Schwerpunkt auf dem Verzehr von weniger Fleisch und mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen liegt.
"Menü der Zukunft" entwickelt: 13 Jahre länger leben durch Ernährungsumstellung
In Deutschland wurde ebenfalls eine Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt. Die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass jeder Mensch mit der richtigen Ernährung sein Leben um zehn Jahre verlängern kann. Diese Forschungsergebnisse sind zentraler Bestandteil am Bundeszentrum für Ernährung von den Forschenden Margareta Büning-Fesel, Eva Zovko und Harald Seitz, die gemeinsam nun ein "Menü der Zukunft" entwickelt haben. Dafür brauche es aber neben der eigenen Überzeugung auch die Lebensmittelproduzenten und Städte, die in die Pflicht genommen werden müssten.
In der Forschungsarbeit konnten die Forschenden aus Oslo belegen, dass eine Frau, die im Alter von 20 Jahren beginnt, sich optimal zu ernähren, ihre Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre verlängern konnte. Ein Mann, der im selben Alter beginnt sich optimal zu ernähren, kann seine Lebenserwartung sogar um 13 Jahre verlängern. Doch auch im höheren Alter hat eine Ernährungsumstellung einen signifikanten Effekt auf die erwartete Lebenszeit. Eine 60-jährige Frau kann mit der Ernährungsumstellung ihre Lebensspanne immer noch um acht Jahre verlängern. 60-jährige Männer können sogar neun Jahre länger leben. Eine auf Pflanzen basierte Ernährung sei auch für Menschen im Alter von 80 Jahren noch ein Zugewinn. Laut der Studie konnte sowohl bei Männern, als auch bei Frauen die Lebenszeit durch die Ernährungsumstellung um 3,5 Jahre verlängert werden.
"Die Erkenntnis, dass eine Verbesserung der Ernährungsqualität das Risiko chronischer Krankheiten und eines vorzeitigen Todes verringert, ist schon lange bekannt. Es ist logisch, dass weniger chronische Krankheiten und seltenere unvorhersehbare Todesfälle zu einer höheren Lebenserwartung führen", erklärte David Katz, Spezialist für Präventivmedizin, Lebensstilmedizin und Ernährung der Universität Yale aus den USA. Katz war nicht an den Studien beteiligt und ist Präsident und Gründer der gemeinnützigen True Health Initiative, eine Expertinnen- und Experten-Vereinigung der evidenzbasierten Lebensstilmedizin.
Lebensmittel als Medizin: Forschungsergebnisse mit beeindruckenden Ergebnissen
Er und sein Team forschen vor allem daran, wie Lebensmittel als Präventivmedizin eingesetzt werden könnten. "Was in der Studie als 'optimale' Ernährung definiert ist, ist nicht optimal. Es ist nur besser als das 'typische' Essen", erklärte Katz. Seiner Meinung nach könne die Ernährung weiter verbessert werden, um einen noch größeren Nutzen zu erreichen. Katz führte aus: "In der ‚stark verbesserten‘ Ernährung sind beträchtliche Mengen an Fleisch und Milchprodukten. Wenn mein Team die Qualität der Ernährung objektiv bewertet, liegen Fleisch und Milch auf einem recht niedrigen Niveau". Für die Studie aus Norwegen nutzen die Forschenden bestehende Daten der "Global Burden of Disease"-Studie. In dieser Datenbank sind 286 Todesursachen, 369 Krankheiten und Verletzungen sowie 87 Risikofaktoren in 204 Ländern und Gebieten auf der ganzen Welt hinterlegt.
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Am besten auf die Lebenserwartung hat sich der Verzehr von Hülsenfrüchten ausgewirkt. Also Bohnen, Erbsen und Linsen. Dazu kommen Walnüsse, Mandeln, Pekannüsse und Pistazien. Ebenfalls wichtig sei der Verzehr von weniger rotem sowie verarbeitetem Fleisch. Dazu zählen unter anderem Speck, Wurst und Wurstkonserven. Für Katz ist das logisch. Rotes und verarbeitetes Fleisch wird starken Gesundheitsrisiken in Verbindung gebracht. "Es gibt erhebliche Beweise dafür, dass verarbeitetes Fleisch Darmkrebs verursachen kann - so sehr, dass die Weltgesundheitsorganisation es seit 2015 als krebserregend eingestuft hat", bestätigt der Epidemiologe Tim Key der Universität Oxford. In früheren Studien habe sich der Ersatz von rotem und verarbeitetem Fleisch durch mageres Geflügelfleisch, Fisch und pflanzliche Proteine bewährt. Pflanzliche Proteine sind beispielsweise Sojabohnen, Kichererbsen, Linsen sowie andere Hülsenfrüchte, Tofu, Tempeh, Nüsse, Samen und Vollkornprodukte wie Quinoa. Manche Gemüsesorten, etwa Brokkoli, haben ebenfalls einen hohen Proteingehalt.