Epstein-Barr-Virus und Krebs: Von harmlos bis verhängnisvoll - welchen Zusammenhang gibt es?
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Dienstag, 23. Mai 2023
Fast alle Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Welcher Zusammenhang zwischen dem Virus und Krebs besteht, erfährst du hier.
- Was steckt hinter dem Epstein-Barr-Virus?
- Was versucht die Forschungsgruppe herauszufinden?
- Wie ist der aktuelle Stand?
Wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) erklärt, infizieren sich mehr als 90 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus. Es ist also die Mehrheit der Menschen, die von einer Infektion betroffen ist oder bereits war. Doch wie äußert sich der Infekt? Und wie kann er mit Krebs in Zusammenhang gebracht werden?
Grundlegendes zum Epstein-Barr-Virus
In den meisten Fällen erfolgt eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus, kurz EBV, im Kindesalter. Der Infektionsverlauf ist in der Regel symptomlos und bleibt bei den meisten Menschen auch ohne weitere Konsequenzen. Infiziert man sich als Jugendliche*r oder Erwachsene*r, kann sich eine frische Infektion jedoch als sogenanntes Pfeiffersches Drüsenfieber erkennbar machen. Im medizinischen Bereich wird dieses auch infektiöse Mononukleose genannt. Übertragen wird das Epstein-Barr-Virus durch den Speichel einer infizierten Person und andere. Aus diesem Grund wird die Viruserkrankung umgangssprachlich auch als "Kusskrankheit" bezeichnet.
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Das Pfeiffersche Drüsenfieber geht typischerweise mit diesen Symptomen einher: Fieber, Übelkeit, Müdigkeit, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Insgesamt ist das Drüsenfieber in der Regel als harmlos einzustufen und heilt meist schnell aus. In Einzelfällen kann das Pfeiffersche Drüsenfieber jedoch auch lebensbedrohliche Komplikationen mit sich führen. Dazu gehören Atemnot, Milzriss, Blutzellmangel oder ein langwieriger Verlauf mit beispielsweise chronischem Müdigkeitssyndrom. Laut dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist außerdem das Risiko für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose oder eines Hodgkin-Lymphoms nach einem Pfeifferschen Drüsenfieber erhöht.
Die Ursache für einen schweren oder ungewöhnlichen Verlauf der Infektion kann meist nicht identifiziert werden, wie die Professorin Uta Behrends von der Technischen Universität München erklärt. Es kann jedoch in einigen Fällen von einem bestimmten angeborenen Immundefekt als Ursache ausgegangen werden. Hast du die Infektion bereits einmal durchgemacht, bist du dein Leben lang immun gegen den Erreger.
Das Anliegen der Forschenden
Professorin Uta Behrends koordiniert im DZIF die sogenannte IMMUC-Studie. Das Kürzel steht für "Studie zur infektiösen Mononukleose in München". Ziel dieser Studie ist es, die Ursachen für schwere oder besonders langwierige Verläufe herausfinden zu können. Kann das Forschungsteam einige Risikoparameter festlegen, wird dies auch die Behandlungsmöglichkeiten verbessern können.
Die IMMUC-Studie wurde bereits im Jahr 2016 als Pilotprojekt gestartet. Teil der Studie sind insgesamt 12 Arbeitsgruppen des DZIF mit unterschiedlichen Spezialgebieten sowie zahlreiche Münchner Kinderarztpraxen und Kinderkliniken.