DKMS: Stammzellenspende oder Knochenmarkspende - alles über Risiken und Ablauf
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Samstag, 18. März 2023
Eine Stammzellen- oder Knochenmarkspende kann lebensrettend sein. Die DKMS vermittelt die Spender*innen aus ihrer Datei. Doch wie genau funktioniert das? Welche Risiken gibt es?
- Typisierung – der erste Schritt
- Knochenmarkspende oder Stammzellenspende: Das sind die Unterschiede
- Ablauf der Spende
- Risiken für den Spender bzw. die Spenderin
- Kosten
Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) ist mit über 7 Millionen Einträgen die umfangreichste Spenderdatenbank in Deutschland. Dort werden, neben anderen Datenbanken, die Merkmale von potenziellen Spender*innen mit denen von Erkrankten verglichen, um möglicherweise Übereinstimmungen zu finden. Doch wie funktioniert dieser Prozess? Wie kannst du dich dort registrieren lassen und wie läuft die Spende ab?
Knochenmarkspende oder Stammzellenspende: Die Unterschiede
Für die Spende kommen zwei Möglichkeiten infrage. Zum einen die Knochenmarkspende und zum anderen die periphere Blutstammzellentransplantation. Beide Möglichkeiten sind für die spendende Person risikoarm.
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Die Knochenmarkspende bzw. Knochenmarkentnahme findet nach einer stationären Aufnahme unter Vollnarkose im Krankenhaus statt. Du wirst für drei Tage aufgenommen und hinterher für einige Tage krankgeschrieben. Kosten für dich entstehen keine, die DKMS übernimmt auch für den Arbeitgeber die Erstattung der Lohnkosten sowie bei Freiberuflern den möglichen Lohnausfall. Die Entnahme erfolgt aus dem Beckenkamm. Mithilfe einer dicken Kanüle wird ca. ein Liter Knochenmark, gemischt mit Blut, aus dem Bereich des hinteren Beckenknochens entnommen. Dort liegen die Blutstammzellen in großer Zahl vor. Das entnommene Knochenmark bildet sich innerhalb von etwa zwei Wochen neu. Der größte Risikofaktor hier ist die Vollnarkose. Die Prozedur dauert circa eine Stunde. Wichtig zu wissen: Knochenmark darf nicht mit Rückenmark verwechselt werden. Rückenmark ist im Wirbelkanal, ein Teil des Nervensystems und kann auch nicht transplantiert werden. Diese Art der Spende wird nur noch selten durchgeführt.
Bei der peripheren Blutzellentransplantation, welche heute die gängige Methode ist, muss zunächst die Zahl der Stammzellen im Blut erhöht werden, da diese im Blut nur in geringer Menge vorkommen. Die Vorbereitung ist also umfangreicher, denn innerhalb von vier Tagen vor der Entnahme wird zweimal täglich ein Medikament mit dem Botenstoff G-CSF unter die Haut gespritzt. Das bewirkt, dass Stammzellen vom Knochenmark in das Blut übertreten, also das Blut damit angereichert wird. Bei der Entnahme selber wird das Blut über eine Kanüle in einem Kreislauf über die Armvene in einen Zellseparator geführt und wieder in den Körper eingeleitet. Dies dauert in etwa vier bis fünf Stunden und muss gegebenenfalls am nächsten Tag wiederholt werden. Da hier keine Narkose erfolgt - der Eingriff erfolgt ambulant - sind Risiken fast völlig auszuschließen. Auch hier werden alle Kosten, inklusive Anreise, Hotelaufenthalt etc. von der DKMS übernommen, auch für eine Begleitperson und eine möglicherweise nötige Kinderbetreuung und Lohnausfall.
Was ist Leukämie?
Leukämien sind Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, die sich bezüglich Häufigkeit, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen zum Teil stark voneinander unterscheiden. Übersetzt bedeutet Leukämie "Weißes Blut". Dies stammt daher, da bei einem Teil der Patient*innen die Zahl der weißen Blutkörperchen sehr stark erhöht ist. Alle Blutzellen, weiße und rote sowie die Blutplättchen, stammen von einer gemeinsamen "Mutterzelle" im Knochenmark ab. Leukämien entstehen, wenn der normale Reifungsprozess der weißen Blutkörperchen durch Fehler unterbrochen wird. Anstelle von reifen Blutkörperchen entstehen mehr oder weniger unausgereifte. Diese Zellen sind in der Regel nicht voll funktionsfähig und haben oft die Eigenschaft, sich unkontrolliert und verstärkt zu vermehren. Damit verdrängen sie die normale Blutbildung im Knochenmark, gesunde Blutkörperchen werden nicht mehr im notwendigen Umfang gebildet.
Leukämien kommen im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen relativ selten in Deutschland vor. Im Schnitt liegen sie bei 2,7 Prozent der Tumorerkrankungen bei Frauen, bei Männern betragen sie 3,1 Prozent. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 13.700 Menschen an einer Leukämie, am häufigsten trifft es Männer zwischen 60 und 70 Jahren. 4 Prozent der Patient*innen sind unter 15 Jahren.