Dicker werden im Alter: Warum Frauen das oft passiert - und was dahinter steckt
Autor: Bianca Bonacci
Deutschland, Mittwoch, 26. Oktober 2022
Bei Frauen im mittleren Alter kann die Hormonumstellung in den Wechseljahren eine Gewichtszunahme fördern. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, ein gesundes Körpergewicht wiederzuerlangen.
- Welche hormonellen Umstellungen erleben Frauen im mittleren Alter?
- Warum können Frauen in der Lebensmitte besonders von einer Gewichtszunahme betroffen sein?
- Welche Konsequenzen resultieren aus der Gewichtszunahme?
Rund zwei Drittel der US-amerikanischen Frauen mittleren Alters leiden an Übergewicht. Zu diesem Ergebnis kommt die Nordamerikanische Menopausengesellschaft auf ihrer letzten Tagung. Obwohl auch Männer mit zunehmenden Alter mehr Gewicht auf die Waage bringen, haben Frauen auch mit den körperlichen Umstellungen in den Wechseljahren zu kämpfen, die eine Gewichtszunahme begünstigen können. Allen voran sind Hormonumstellungen maßgeblich daran beteiligt, dass es bei Frauen zu Verschiebungen im Muskel-Fett-Verhältnis kommt. Trotzdem sind Frauen diesem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert, denn es gibt hilfreiche Maßnahmen, die dabei helfen, ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten.
Welche hormonellen Umstellungen erleben Frauen im mittleren Alter?
Jede Frau wird durchlebt im Laufe ihres Lebens verschiedene Phasen, die ihren Körper stark beeinflussen. Die Wechseljahre markieren dabei neben der Pubertät und möglichen Schwangerschaften die dritte Phase im Leben einer Frau, in der extreme Hormonumstellungen stattfinden. Als Menopausewird in diesem Zusammenhang der Zeitpunkt der letzten Menstruation bezeichnet. Im Schnitt sind Frauen dann 51 bis 52 Jahre alt. Die Phase davor und kurz danach benennen Fachleute als Perimenopause. Liegt die letzte Menstruation sicher mehr als 12 Monate zurück, treten Frauen in die sogenannte Postmenopause ein. Somit kann der genaue Zeitpunkt der Menopause erst rückblickend festgelegt werden.
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Doch was passiert dabei im Körper? Schon bei der Geburt ist eine bestimmte Menge an Eibläschen oder Follikeln in den Eierstöcken der Frau vorhanden. Im Laufe des Lebens werden bei jeder Menstruation Eibläschen verbraucht. Geht der Eizellenvorrat endgültig zur Neige, ist die Menopause erreicht und Frauen erleben die "Wechseljahre" oder das "Klimakterium". In den Eierstöcken werden zudem die sogenannten Sexualhormone gebildet. Vor allem demÖstradiol oder Estradiol wird besondere Bedeutung zugemessen, da es am stärksten wirksam ist. Gemeinsam mit dem ebenfalls bedeutsamen Progesteron ist es maßgeblich an der Differenzierung des Geschlechts beteiligt, reguliert den Menstruationszyklus und hält eine Schwangerschaft aufrecht.
Die Wechseljahre (med. Klimakterium) sind eine Phase des hormonellen Umschwungs, in der die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Progesteron mehr und mehr abnimmt. Dieser Prozess kann sich über mehrere Jahre oder auch Jahrzehnte erstrecken. Frauen spüren diese Veränderung auf verschiedene Weise und mehr oder weniger stark. Zu den Hauptsymptomen zählen unter anderem Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gelenkschmerzen, trockene Schleimhäute, Reizbarkeit, Depressionen und Gewichtszunahme. Auslöser all dieser Symptome ist vor allem der Mangel an Östrogen und Progesteron. Allerdings können auch die generellen Veränderungen, die mit dem Alter einhergehen, wie zum Beispiel ein verlangsamter Stoffwechsel und sich verändernde Lebensumstände, die Symptome verstärken.
Welche Konsequenzen resultieren aus der Gewichtszunahme?
Aktuell wurden auf der jährlichen Tagung der "North American Menopause Society" (NAMS) die Einflüsse von Alter und Menopausenstatus auf die Gewichtszunahme bei Frauen diskutiert. Haupteinflussfaktoren sind demzufolge, dass der Stoffwechsel in der Lebensmitte immer mehr absinkt, die Muskelmasse sich reduziert und die Aktivität im braunen Fettgewebe geringer wird. Braunes oder plurivakuoläres Fettgewebe zeichnet sich dadurch aus, dass es aktiv Kalorien verbrennen kann. Das liegt an der hohen Anzahl an Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, die dem Fett auch seine braune Farbe verleihen. Das braune Fett umgibt die inneren Organe in der Bauchhöhle und ist nicht gleichzusetzen mit dem subkutanen Fett, das sich direkt unter Bauchhaut befindet und der Fettspeicherung dient.
Buchtipp: Der Ernährungskompass - Bestseller jetzt bei Amazon anschauenBei Frauen kommen noch weitere Begleiterscheinungen der Wechseljahre hinzu. Denn der Verlust der Sexualhormone fördert die Erhöhung des Bauchfettanteils zusätzlich. Das liegt unter anderem daran, dass der tägliche Energiebedarf um etwa 400 kcal sinkt. Der Körper benötigt somit immer weniger Kalorien aus der Nahrung. Wird die Kalorienzufuhr jedoch beibehalten, stellt sich unweigerlich eine Gewichtszunahme ein. Gleichzeitig können Hitzewallungen, Gelenkbeschwerden, Schlafstörungen und Depressionen die Lebensqualität stark beeinflussen. Vielen Frauen fällt es dann schwerer, einen gesunden Lebensstil beizubehalten.