Neuer Therapieansatz gegen Darmerkrankungen: Forschungsteam der Universität Erlangen-Nürnberg entdeckt Schlüssel zur Heilung
Autor: Redaktion
Erlangen, Mittwoch, 06. Dezember 2023
Ein neuer Therapieansatz soll Betroffenen von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen helfen. Mit der Forschung aus der Universität Erlangen-Nürnberg soll das Leben mit Krankheiten wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn wesentlich erleichtert werden.
- Durchfälle, Blutabgänge aus dem Darm, Bauchschmerzen: Die Symptome eines entzündeten Darms sind belastend
- Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die am verbreitetsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
- Eine Therapie unterdrückt oder verringert meist nur die Entzündung im Darm
- Forschende der Universität Erlangen-Nürnberg entdeckten jetzt ganz neuen Therapieansatz
Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) spielen Bakterien in der Darmflora und das Immunsystem eine wichtige Rolle. Warum Menschen genau an CED-Krankheiten wie der Colitis ulcerosa erkranken, ist nur bruchstückhaft verstanden.
Verlauf von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Bei CED-Erkrankten sterben vermehrt Zellen in der Darmwand, die sogenannten Epithelzellen, ab. Daraufhin gelangen Bakterien aus dem Inneren des Darms in die geschädigte Darmwand, die dort Entzündungen hervorrufen. Diese Entzündungen wiederum führen zu einem weiteren Absterben von Epithelzellen. Die Darmbarriere, die Barriere zwischen dem Darminhalt und der Darmwand, wird durchlässiger. Mit zunehmendem Zelltod schreitet auch die Krankheit voran, denn in der geschädigten Darmwand siedeln sich weitere Bakterien an – ein Teufelskreis.
Ein Forschungsteam um Professor Dr. Christoph Becker von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun einen Mechanismus gefunden, der den Zelltod verhindern und den Teufelskreis der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung unterbrechen könnte.
Damit könnte die Methode möglicherweise als Therapie bei entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden. Die Ergebnisse der Wissenschaftler werden in der renommierten Fachzeitschrift Nature Cell Biology veröffentlicht.
Erlanger Forschende finden Therapieansatz gegen einen chronisch entzündeten Darm
In Mäusen und an Geweben von Colitis-ulcerosa-Erkrankten zeigte sich, dass ein Botenstoff namens Prostaglandin E2 die Epithelzellen vor einer besonderen Form des Zelltods, der Nekroptose, bewahren kann. Prostaglandine sind hormonähnliche Botenstoffe und zeigen vielfältige Wirkungen im Organismus. Prostaglandine wie das Prostaglandin E2 werden im Körper bei Entzündungen freigesetzt. Wie sie Entzündungsprozesse regulieren, ist jedoch noch nicht vollständig verstanden.
Buchtipp: Darm mit Charme - Alles über ein unterschätztes Organ (Neuauflage)In den vergangenen Jahren hatten die Forscherinnen und Forscher bereits zeigen können, dass die Fehlregulation der Nekroptose zu Zelltod und somit zu Löchern in der Darmbarriere führt. Prostaglandin E2 verhindert dies, indem es an auf den Epithelzellen vorhandene Rezeptoren mit der Bezeichnung EP4 bindet.