Zu den Persönlichkeitsstörungen gehört auch Borderline. Wie äußert sie sich, was kann man tun und wo findet man - als Betroffener und Angehöriger Hilfe?
- Was genau ist Borderline?
- Wie entsteht es?
- Was kann man als Betroffener und Angehöriger tun?
- Wo findet man Hilfe?
Charlie Sheen, Marilyn Monroe, Amy Winehouse und Angelina Jolie: Sie alle gehören zu den Menschen, die unter Borderline litten oder leiden. Doch was genau ist Borderline? Wie entsteht es? Was kann man tun? Und wie lebt man mit dieser Persönlichkeitsstörung?
Borderline: Was steckt hinter der Persönlichkeitsstörung?
Bei der Borderline-Störung handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität und Instabilität von Emotionen und Stimmung, der Identität sowie zwischenmenschlichen Beziehungen charakterisiert ist. Es handelt sich um ein schwerwiegendes psychiatrisches Krankheitsbild, das auch als emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs bezeichnet wird. Die Bezeichnung Borderline-Persönlichkeitsstörungen (borderline: Grenzlinie) hat ihren Ursprung daher, weil man Betroffene nach psychoanalytischem Verständnis in eine Art Übergangsbereich von neurotischen und psychotischen Störungen ansiedelte, da Symptome aus beiden Bereichen identifiziert wurden. Nach dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), gilt die Borderline-Persönlichkeitsstörung heute als eine Unterform der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung. Die Störung tritt häufig zusammen mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf. An einer Borderline-Störung leiden etwa 3 Prozent der Bevölkerung. Die ersten Anzeichen treten meist schon im Jugendalter auf. Es scheinen etwa gleich viele Männer wie Frauen betroffen zu sein, auch wenn sich deutlich mehr Frauen in eine Therapie begeben. Mehr als 60 Prozent der Betroffenen hat mindestens einen Suizidversuch verübt, was die Wichtigkeit einer Behandlung verdeutlicht.
Heute geht man davon aus, dass die Ursachen für die Borderline-Störung im genetischen Bereich liegen. Auch fördern bestimmte Lebenserfahrungen, ungünstige Grundeinstellungen und schädlichen Verhaltensmuster die Störung. Besonders häufig finden sich unter den betroffenen Personen Menschen mit sexueller Gewalterfahrung (65 Prozent) und/oder schwerer Vernachlässigung (40 Prozent). Sehr oft wurden diese Erfahrungen bereits in früher Kindheit gemacht und führten damit zu Veränderungen im Gehirn.
Borderline-Patienten sind häufig nicht in der Lage, ihre inneren gefühlsmäßigen Zustände zu kontrollieren. Dabei dominieren äußerst unangenehme Spannungszustände, die zuweilen als unerträglich empfunden werden. Um diesen Zustand zu verändern, entwickeln Borderline-Patienten bestimmte Strategien, wie Selbstverletzungen, wie beispielsweise Ritzen oder Verbrennen. Auch Drogenkonsum oder gefährliche Aktivitäten wie das Balancieren auf Brückengeländern oder auch das Rasen auf der Autobahn können zum Spannungsabbau dienen. Damit stellen die betroffene Personen wieder eine Art innere Ruhe her. Neben den Spannungszuständen verspüren Borderline-Patienten auch intensive aversive Emotionen wie Schuld, Scham, Ohnmacht und Selbstverachtung. Diese Gefühlswelt beeinflusst die zwischenmenschliche Interaktion und beeinträchtigt ihr Beziehungsleben. Häufig besteht eine Ambivalenz, also ein Nebeneinander von Sehnsucht nach Geborgenheit und Zuwendung und stark ausgeprägter Angst vor eben dieser sozialen Nähe. Die ständigen scheinbaren Unsicherheiten im zwischenmenschlichen Bereich führen wiederum zu Spannungszuständen. So erhält sich ein fortlaufender Kreislauf. Ein Ausbrechen ist für die Betroffenen alleine selten möglich.
Diagnose und Therapie
Um eine gezielte Hilfe anbieten zu können, muss zuerst zweifelsfrei belegt werden, dass es sich um eine Borderline-Störung handelt. Für die Diagnose muss insbesondere ein stark impulsives Verhalten sowie ein tiefgreifendes Muster von Instabilität den Affekten, im Selbstbild und in den zwischenmenschlichen Beziehungen vorliegen. In den meisten Fällen zeigen sich die Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum und haben sich bereits in der Pubertät abgezeichnet. Zusätzlich müssen fünf der folgenden Punkte erfüllt sein:
- Verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern.
- Ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Identitätsstörungen: Eine ausgeprägte Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühls für sich selbst.
- Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z.B. Geldausgeben, Sex, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Essanfälle). Wiederkehrende Suiziddrohungen, -andeutungen oder –versuche oder selbstschädigendes Verhalten.
- Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist (z.B. starke episodische Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst).
- Chronisches Gefühl der Leere.
- Unangemessen starke Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernder Ärger, wiederholte Prügeleien).
- Vorübergehende stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.