Anzeichen für Lipödem: Wie du es erkennst und was du dagegen tun kannst

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Cellulite kann ein Anzeichen für ein Lipödem sein.
Cellulite kann ein Anzeichen für ein Lipödem sein.
Laura Tancredi/pexels.com

Bei einem Lipödem werden nicht nur die Arme und Beine immer dicker, sondern Betroffene leiden unter starken Druckschmerzen und Spannungsgefühlen. Frauen sind hauptsächlich davon betroffen.

  • Entstehung Lipödem: Genaue Ursachen weiterhin unerforscht
  • Leit- und Begleitsymptome der Erkrankung
  • Stadien und Typen des Lipödems
  • Diese Therapie soll gegen die Erkrankung helfen
  • Lipödem-Test: Der 13-Punkte-Check

Das Lipödem ist eine Störung der Fettverteilung. Die Fettvermehrung, die dabei auftritt, ist besonders an Beinen, der Hüfte und dem Gesäß sichtbar. In einigen Fällen tritt diese auch an den Armen auf. Hierzulande sind rund 3,8 Millionen Menschen, hauptsächlich Frauen, daran erkrankt. Es ist aber anzunehmen, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist. Lipödem wird häufig mit Lymphödem oder Adipositas verwechselt und auch von Ärzten nicht immer richtig erkannt. Viele Betroffene denken daher, dass sie sich falsch ernähren oder zu wenig bewegen. Erst in den vergangenen zwanzig Jahren ist das Lipödem etwas mehr in das Bewusstsein der Mediziner gerückt.

Ursache: Wie entsteht ein Lipödem?

Es ist bisher nicht abschließend erforscht, welche Ursachen ein Lipödem hat. In einer Sache ist man sich allerdings einig: Ernährung und Körpergewicht haben keinen größeren Einfluss auf die Entstehung eines Lipödems. Sie können die Erkrankung aber verschlimmern. Das zeigt sich allein daran, dass schlanke Frauen die Fettverteilungsstörung genauso entwickeln können wie normal- oder übergewichtige Frauen.

Vermutet wird, dass die erbliche Veranlagung bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielt und weibliche Hormone Einfluss darauf haben. Auffällig ist, dass häufig zwei oder mehr weibliche Familienmitglieder ebenfalls betroffen sind. Zudem kann das Lipödem grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt des Lebens auftreten. Meist löst aber eine hormonelle Umstellung wie die Pubertät, eine Schwangerschaft, die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder die Wechseljahre die Erkrankung aus.

Eine steigende Zahl an Fettzellen und deren Vergrößerung sind für die krankheitstypische Vermehrung des Unterhautfettgewebes verantwortlich. Dazu kommt, dass die Durchlässigkeit der als Kapillaren bezeichneten feinen Blutgefäße in den betroffenen Regionen zunimmt und sich dort mehr Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem ins umliegende Gewebe ansammeln kann. Diese Wassereinlagerungen können nicht mehr ausreichend abtransportiert werden und es bilden sich Ödeme.

Symptome eines Lipödems

Da die Symptome anderen Erkrankungen ähneln, ist die Diagnose für betroffene Frauen ein langwieriger Prozess. Unterschieden wird deshalb in Leit- und Begleitsymptome. Leitsymptome beschreiben die auffälligen Symptome, die für eine Differenzierung und Diagnose zwischen ähnlichen Erkrankungen, wie Restless-Legs-Syndrom, Polyneuropathie oder auch chronisch-venöse-Insuffizienz wegweisend sind. Das sind unter anderem:

  • Körperliche Proportionen unpassend zum restlichen Körper (Säulenbeine bei einem schlanken Oberkörper)
  • Neigung zu blauen Flecken
  • In Armen und Beinen treten schmerzende Spannungsgefühle auf
  • Orangenhaut und Cellulite 
  • Körperareale fühlen sich kalt an
  • Schmerzen durch Hochlagern der Beine oder Aktivität nicht zu lindern 
  • Fettpolster an Armen und Beinen treten symmetrisch auf

Zu den Begleitsymptomen zählen Schmerzen und Spannungsgefühle in den Beinen, Missempfindungen in Armen und Beinen und Erschöpfung sowie Abgeschlagenheit. Aufgrund der erschwerten Einordnung der Symptome ist es wichtig, dass Patient*innen zur Diagnose einen Facharzt aufsuchen.

Die Stadien des Lipödems

Bei einem Lipödem spricht man von einer chronisch fortschreitenden Fettverteilungsstörung. Daher wird eine Unterteilung in Stadien und Typen vorgenommen. Nach Tastbefund und der Betrachtung der sichtbaren Hautoberfläche wird die Einteilung in Schweregrade vorgenommen.

  • Stadium 1: Die Hautoberfläche ist noch glatt. Das Unterhautfettgewebe allerdings bereits verdickt und die Fettstruktur feinknotig.
  • Stadium 2: Man erkennt bereits eine Unebenheit der Hautoberfläche. Dellen und Beulen sind erkennbar und die Fettstruktur ist grobknotig.
  • Stadium 3: Nun erkennt man eine großlappige Taschenbildung der Haut. Das Gewebe ist härter und derber.

Pauschal lässt sich nicht sagen, welche Beschwerden in welchem Stadium auftreten können. Der Verlauf der Erkrankung ist sehr individuell unterschiedlich. 

Therapie: Was hilft wirklich?

Durch Diäten und Sport lassen sich die Fettansammlungen nicht reduzieren. Bei einem Lipödem handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die sich nicht heilen lässt. Es lassen sich also lediglich die Symptome behandeln. Oft kann man Beschwerden lindern durch regelmäßige

  • komplexe physikalische Entstauungstherapie
  • Kompressionstherapie 
  • Krankengymnastik
  • und auch durch manuelle Lymphdrainage.

Ab Stadium 2 hat sich zudem eine gezielte Fettabsaugung bewährt. Dabei werden die krankhaften Fettmassen unter örtlicher Betäubung mit einer sehr dünnen, vibrierenden Nadel abgesaugt. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Eingriff die Symptome des Lipödems deutlich bessert bis hin zur Beschwerdefreiheit und das meist für viele Jahre. 

Der 13-Punkte-Check: So erkennst du die Erkrankung

Diesen 13-Punkte Lipödem Test hat die Lipo Clinic zur ersten Orientierung erstellt. Er soll Menschen helfen, die die Vermutung haben an einem Lipödem zu leiden. Dabei solltest du beachten, dass der Test keine fachärztliche Diagnose eines Lipödems ersetzt. Für eine Diagnose solltest du dich an einen Phlebologen wenden. Beantworte die folgenden Fragen mit Ja oder Nein:

  1. Ist dein Oberkörper unproportional schlank im Gegensatz zu deinem Unterkörper?
  2. Empfindest du stechende und drückende Schmerzen bei Berührungen?
  3. Brennen dir beim Treppensteigen die Beine und fühlen sich schwer an?
  4. Beim Treppensteigen hast du dabei "schwere Beine" und/ oder Schmerzen?
  5. Bekommst du leicht blaue Flecken?
  6. Wenn du lange stehst, schwellen deine Beine dann zunehmend an?
  7. Bist du abends von deinen müden und schweren Beinen erschöpft?
  8. Hast du ausgeprägte Cellulite an den Oberschenkeln?
  9. Deine Versuche durch Ernährungsumstellung und Sport abzunehmen, wirken sich auf die betroffenen Stellen kaum oder gar nicht aus?
  10. Deine ausgewogene Ernährung und Sport bewirken keine Gewichtsreduktion?
  11. Deine Beschwerden haben in der Pubertät, nach der Schwangerschaft und in den Wechseljahren begonnen oder zugenommen?
  12. Nach einem Aufenthalt in der Kälte werden deine Beine kaum wieder warm?
  13. Gibt es weibliche Verwandte (Mutter, Schwester, Oma, Tante), die unter ähnlichen Symptomen leiden?

Konntest du die Mehrheit der Fragen mit Ja beantworten? Dann könnten dies Anzeichen für eine Erkrankung des Lipödems sein. 

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