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Anti-Wurmmittel statt Impfung: "Wundermittel" in Österreich ausverkauft


Autor: Lennard Scheibli

Oberösterreich, Freitag, 19. November 2021

Obwohl Experten und Wissenschaftler von der Einnahme abraten, ist das Anti-Wurmmittel Ivermectin in vielen Apotheken im Nachbarland Österreich ausverkauft. In impfskeptischen Kreisen wird das Medikament als Wundermittel gegen Covid-19 gefeiert.
Österreichische Apotheken müssen das Medikament Ivermectin aufgrund des großen Andrangs schon in Frankreich nachbestellen.


  • Anti-Wurmmittel Ivermectin ist vielerorts ausverkauft
  • Aus den Reihen der Wissenschaft wird deutliche Kritik am Einsatz von Ivermectin zur Behandlung und Vorsorge von Covid-19 geäußert
  • FPÖ-Chef spricht sich für Anti-Wurmmittel und gegen Impfung aus

In Deutschland war es Klopapier, in Österreich ist es ein Anti-Wurmmittel: Während der Pandemie gab es weltweit immer wieder Anstürme auf viele verschiedene Produkte, bei denen oftmals keine logische Begründung für die hohen Verkaufszahlen gefunden werden konnte. Momentan ist in Österreich das Entwurmungsmittel Ivermectin der absolute Verkaufsschlager. "Ivermectin ist immer wieder ausverkauft, und das, obwohl es rezeptpflichtig ist", berichtet Thomas Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer, dem Portal "OÖ Nachrichten".

Anti-Wurmmittel gegen Covid-19: Verkaufsschlager in Österreich

Der Wirkstoff Ivermectin wird vermehrt in der Tiermedizin eingesetzt. Dort dient er vor allem bei größeren Tieren, wie Pferden, Schafen, Schweine  oder Rindern, zur Entwurmung. Beim Menschen sind die Ivermectin-Tabletten zur Behandlung von Krätzmilben, Zwergfadenwürmern, tropischen Fadenwürmern oder Kupferakne zugelassen.

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Viele Leute nähmen das Medikament völlig falsch ein, erklärt Veitschegger. Uninformierte Menschen nehmen zum Teil eine weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde vorgesehen ist. Fatale Folgen, wie schlimme Vergiftungen, drohen in diesen Fällen.

In Österreich kommt es durch die hohe Nachfrage schon zu Lieferengpässen. Thomas Veitschegger betreibt selbst eine Apotheke in Bad Leonfelden. Hier musste das Medikament sogar schon aus Frankreich nachbestellt werden.

WHO und RKI warnen vor missbräuchlichen Einsätzen

Doch nicht nur in Österreich sind die Verkaufszahlen von dem Anti-Wurmmittel sehr hoch. Auch in der USA nimmt der Hype um Ivermectin laut den Gesundheitsbehörden zu. Aufgrund von missbräuchlichen Einsätzen mussten hier Patientinnen und Patienten mit Vergiftungen, Zitteranfällen und Halluzinationen ins Krankenhaus eingeliefert werden und dort mehrere Tage behandelt werden.

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Offiziell ist das Medikament sowohl in Österreich, der USA oder Deutschland zur Vorbeugung oder Therapie von SARS-CoV-2 nicht zugelassen. Bisherige Studien, in denen ein positiver Effekt von Ivermectin zur Behandlung von Covid-19 attestiert werden konnte, wurden aufgrund von vergleichsweise geringen Teilnehmerzahlen im Feld der Wissenschaft scharf kritisiert. 

Vielmehr warnen Institute, wie das RKI oder der WHO, vor dem Einsatz von Ivermectin im Zusammenhang mit Covid-19. Auch die Uniklinik Würzburg spricht dem Medikament, nach Durchführung einer Studie, die Wirksamkeit zur Verhinderung einer Corona-Infektion ab. Zudem könne es nicht den Zustand von Erkrankten verbessern und die Zahl der Todesfälle reduzieren.

FPÖ-Chef spricht sich für Ivermectin aus

Das Medikament hat dennoch prominente Unterstützer. Der Chef der österreichischen Partei FPÖ, Herbert Kickl, erwähnt das Medikament Ivermectin bei seinen Plänen zur Bekämpfung von Covid-19. Anfang November präsentierte er einen "Plan B" gegen das Virus, da seine Partei die Corona-Maßnahmen der österreichischen Regierung ablehnte.

Anstatt auf Impfungen zu setzen, sollte laut Kickl eine frühzeitige Behandlung von Covid-19 durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang brachte er auch Ivermectin ins Spiel. Nach eigenen Angaben ist er derzeit mit dem Coronavirus infiziert.

Mit seiner Meinung und dem "Plan B" stellt sich Kickl klar gegen die medizinische Lehrmeinung. Vonseiten der Regierung und der Ärzte wurde er deshalb wiederholt scharf kritisiert.

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