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Alkohol am Vormittag und die Folgen für den Körper


Autor: Evelyn Isaak

Deutschland, Dienstag, 18. Juli 2023

Manchmal stößt man schon am Vormittag mit Alkohol an - bei einem Brunch, beim Frühschoppen, einem Geburtstag. Doch was macht das mit deinem Körper? Gibt es Unterschiede zum Trinken am Abend?
Gibt es Unterschiede zwischen Alkohol trinken tagsüber und am Abend?


  • Alkohol in Deutschland: So viel wird getrunken
  • So reagiert der Körper
  • Gründe für das "Daydrinking"

Egal ob auf einer Party, in gemütlicher Geselligkeit nach der Arbeit oder zu Hause auf dem Sofa: Für viele gehört in solchen Situationen Alkohol einfach dazu. Doch sind diese Getränke keinesfalls unbedenklich für die Gesundheit. Das sogenannte Daydrinking, also das Trinken schön früh am Tag, ist ebenfalls zum Trend geworden - beispielsweise wird bei einem Brunch Sekt getrunken oder bei einem Frühschoppen Weißbier. Wir verraten dir, was mit deinem Körper passiert, wenn du schon vormittags Alkohol trinkst.

Alkoholkonsum in Deutschland und das Phänomen "Daydrinking"

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit konsumieren in Deutschland rund 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-Jährigen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Missbräuchlicher Alkohol gilt dabei als Risikofaktor für zahlreiche chronische Erkrankungen wie Krebserkrankungen, Erkrankungen der Leber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt geht man jährlich von etwa 74.000 Todesfällen aus, die durch Alkoholkonsum oder durch den Konsum von Tabak und Alkohol bedingt sind. Es zeigt sich: Alkohol kann ungesund und gefährlich sein.

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Gegenüber dem Alkohol besteht in unserer Gesellschaft eine weit verbreitete unkritische und positive Einstellung. So wird beispielsweise traditionell oft an Geburtstagen mit Sekt angestoßen. Allerdings wird Alkohol in der Regel nur dann akzeptiert, wenn es um das Trinken am Abend geht. Die grundsätzlich geltende gesellschaftliche Regel "Kein Bier vor vier" hast du sicher auch schon einmal gehört. Wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2016 zeigte, wird der Konsum von Alkohol mehrheitlich erst ab 18 Uhr akzeptiert. Doch nicht jede*r verhält sich auch so. Es gibt Menschen, die bereits am Tag damit beginnen, alkoholische Getränke zu konsumieren. Dieses Tag-Trinken bezeichnet man auch als Daydrinking. Dem Daydrinking begegnen wir beispielsweise regelmäßig auf Festivals, bei denen es ganz natürlich zu sein scheint, bereits am Vormittag mit dem Trinken zu beginnen.

Allgemein gesehen ist das Daydrinking nicht schädlicher als das Trinken am Abend. Es geht wie immer um das rechte Maß und das sonstige Trinkverhalten. Entscheidest du dich also ab und an dazu, bereits tagsüber etwas Alkohol zu trinken, ist dies nicht schädlicher als wenn du am Abend getrunken hättest. Dennoch: Trinkst du am Tag, musst du bedenken, dass der Rest des Tages arbeitsfrei sein sollte. Der vernebelnde Effekt des Alkohols macht es nur schwer möglich, sich noch auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren.

Mögliche Gründe für das Tag-Trinken und die Effekte

Alkohol wird am Tag oft als unangenehmer und länger anhaltend empfunden. Dies ist nicht sehr verwunderlich, denn immerhin gehen wir abends nach dem Trinken meist zeitnah ins Bett. Zudem trinkt man am Tag häufig beim Essen. Dies hat zur Folge, dass die Leber noch mit dem Abbau der Kohlenhydrate aus dem Essen beschäftigt ist und den Alkohol nicht sehr schnell verarbeiten kann. Trinkst du Alkohol, gelangt dieser vorwiegend über die Schleimhaut des Dünndarms ins Blut. Innerhalb weniger Minuten verteilt sich der Alkohol dann im Körperwasser, sodass Organe wie das Herz, das Gehirn und die Muskeln diesem ausgesetzt sind. Im Gehirn werden verschiedene Botenstoffe beeinflusst, sodass die Informationsübertragung gedämpft wird. Wir fühlen uns oft entspannter, die Stimmung wird gehoben und Ängste gelöst.

Trinkst du am Tag, könntest du es als Vorteil sehen, dass du am nächsten Tag nicht mit einem Kater aufwachst. Denn wer vormittags trinkt, wird wahrscheinlich schon am Nachmittag müde und geht vielleicht früh ins Bett. Für einige spricht vielleicht auch die Geselligkeit oder Gemütlichkeit dafür, bereits tagsüber Alkohol zu trinken. Wird beispielsweise im Büro kurz vor Feierabend noch einer ausgegeben oder man hat in den Semesterferien sowieso frei, kann es schnell dazu kommen, dass du doch "ja" sagst. Häufig spielt auch die Angst mit ein, aus einer Gruppe ausgestoßen zu werden, wenn man ablehnt.

Der richtige Umgang mit der Alltagsdroge ist keinesfalls für jede*n leicht. Es passiert schnell, dass man zu viel trinkt. Bereits ab 0,5 Promille können Aufmerksamkeit, Konzentration, Reaktionsvermögen und realistische Risikoeinschätzung sinken. Diesen Promillewert kannst du als erwachsener Mann bereits nach einem halben Liter Bier oder 0,25 Liter Wein erreicht haben. Der Wert ist natürlich unter anderem abhängig von deinem Geschlecht, deinem Gewicht, deiner Größe sowie deinem Alter. Ab etwa 0,8 Promille ist die Wahrnehmung bereits deutlich beeinträchtigt und die Reaktionszeit stark verlängert. Zudem ist die körperliche Koordinationsfähigkeit oft deutlich eingeschränkt. Pro Stunde werden durchschnittlich etwa 0,1 bis 0,2 Promille Alkohol abgebaut.

Tipps zum richtigen Umgang mit Alkohol sowie Hilfsangebote

Trinkst du tagsüber, gilt ebenso wie am Abend, das Auto unbedingt stehenzulassen. Bist du mit einer Gruppe unterwegs und bemerkst, dass jemand leicht angetrunken noch nach Hause fahren möchte, solltest du die Person unbedingt am Fahren hindern. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte eine Statistik, aus der hervorgeht, dass 2021 5,1 % aller Unfälle mit Personenschaden auf einen Alkoholeinfluss zurückzuführen waren. 

Wichtig ist, dass das Daydrinking eine Ausnahme bleibt und nicht zur Regel wird. Merkst du, dass du regelmäßig oder sogar täglich Alkohol konsumierst, solltest du dir möglicherweise einmal Gedanken um deinen eigenen Alkoholkonsum machen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die dir gerne Hilfestellung geben und dich bei Bedarf unterstützen. Entsprechende Angebote kannst du beispielsweise über das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), die Suche des Blauen Kreuzes in Deutschland oder der Suche der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) finden. Alkoholismus ist grundsätzlich nichts, wofür du dich schämen musst: Es ist eine Erkrankung, die Hilfe verdient und behandelt werden kann.

Was als "normales Trinkverhalten" gilt, lässt sich natürlich nicht pauschalisieren. Eine grobe Richtlinie gibt es von der Deutschen Hauptstelle für Suchtanfragen. Hier wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen pro Woche keinen Alkohol zu trinken. Zudem sollten Frauen pro Tag nicht mehr als 12 Gramm und Männer nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken. Internationalen Studien zufolge wird der Gesundheit nicht oder nur kaum geschadet, wenn man weniger als 100 Gramm Alkohol pro Woche trinkt. Überschreitet man diese Menge, verkürzt sich die Lebenserwartung.

Fazit

Alkohol gilt als Risikofaktor für zahlreiche chronische Krankheiten und kann die Lebenserwartung verkürzen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, zu welcher Tageszeit du den Alkohol zu dir nimmst. Um deiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, ist es empfehlenswert, den Alkoholkonsum möglichst gering zu halten oder gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Trinkst du Alkohol, sollte dies die Ausnahme und nicht die Regel sein. Ein Alltag mit keinem oder sehr wenig Alkohol entlastet den Organismus, beugt Krankheiten vor und kann dir helfen, insgesamt gesünder zu leben.