Trugschluss: Warum Käse nicht vegetarisch ist
Autor: Andrea Blatzky
Deutschland, Dienstag, 12. Dezember 2023
Etliche Verbraucherinnen und Verbraucher sind der Meinung, dass Käse vegetarisch ist. Doch ist das wirklich so oder handelt es sich um einen Trugschluss? Hier erfährst du die Hintergründe.
- Warum ist Käse nicht vegetarisch?
- Was ist Lab und in welchem Käse ist es enthalten?
- Gibt es vegetarische oder vegane Käsesorten?
Laut dem BMEL-Ernährungsreport aus dem Jahr 2020 zählt Käse zu den beliebtesten Lebensmitteln der Deutschen. Allerdings sind viele Menschen der irrtümlichen Meinung, dass Käse vegetarisch sei. Jedoch zählen nicht alle Sorten dazu, denn die meisten Spezialitäten enthalten einen Bestandteil, der aus einem tierischen Organ gewonnen wird. Erfahre hier mehr über die verschiedenen Herstellungsarten von Käse.
Warum ist Käse nicht vegetarisch?
Ein Großteil der Konsumentinnen und Konsumenten denkt, dass sie sich mit Käse vegetarisch ernähren, schließlich besteht Käse bekanntlich aus Kuh- oder anderen Milchsorten. Manchmal wird Käse auch aus Ziegen- oder Schafmilch produziert. Dennoch besteht hier ein Missverständnis, denn viele Käsesorten sind nicht vegetarisch. Der Grund ist einfach erklärbar, denn den meisten Sorten wird Lab beigemengt. Diese Zutat ist in Käsesorten enthalten, die eine längere Reifezeit haben, wie beispielsweise Bergkäse, Tilsiter oder Emmentaler.
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Bei Lab handelt es sich um ein Enzym, bestehend aus Chymosin und Pepsin, das aus den Mägen geschlachteter Kälber entnommen wird. Im Körper der Tiere sorgt es dafür, dass die Tiere die Muttermilch verdauen können. Die Gewinnung des Enzyms Chymosin erfolgt während der Fleischproduktion, sodass kein Tier extra getötet wird. Bei der Käseherstellung sorgen die Stoffe dafür, dass das Milcheiweiß "Kasein" gespalten wird und die Milch eindickt, ohne sauer zu werden. Dies passiert am besten bei einer Temperatur von 36 bis 37 Grad Celsius. Der Fachbegriff für diese Art Käse lautet "Süßmilchkäse". Bereits im Altertum wurde Lab eingesetzt, weil die Menschen die Vorteile von Lab zur Käseproduktion erkannten. Ein weiteres Merkmal von Käse ist die längere Haltbarkeit.
Frischkäse und Quark zählen nicht zu den klassischen Käsesorten, weil sie ihre cremige Konsistenz mithilfe von Milchsäurebakterien erhalten. Diese sorgen dafür, dass die Masse eindickt. Weitere bekannte Frischkäsearten sind beispielsweise Hüttenkäse, Feta oder Mozzarella. Ferner benötigen diese Zubereitungen keine Reifezeit und haben keine Rinde. Allerdings kommt auch bei diesen Produkten hin und wieder tierisches Lab zum Einsatz. Zwar besteht eine Kennzeichnungspflicht für verpackte Lebensmittel, bei Käse gibt es jedoch eine Ausnahme. Die für Käse typischen Zutaten Milch, Lab, Salz und Kulturen müssen nicht angegeben werden, dagegen sind sonstige Bestandteile aufzulisten. Hierbei kann es sich um Kräuter oder Nüsse handeln. Ferner sind die Firmen nicht verpflichtet, die Art des verwendeten Labs zu nennen. Eine genaue Bezeichnung geschieht auf freiwilliger Basis. Findest du auf der Verpackung keine spezifische Angabe, frage einfach beim Hersteller nach. Menschen mit einer Allergie sollten vor dem Verzehr die Zutatenliste lesen, damit kein Bestandteil enthalten ist, der eine allergische Reaktion hervorrufen kann.
Vegetarische oder vegane Alternativen zu herkömmlich produziertem Käse
Viele Hersteller verwenden mikrobielles Lab als Alternative zum tierischen Lab. Eine genaue Definition hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlicht. Dieses wird im Labor hergestellt. Grundlage für den Ersatzstoff sind Mikroorganismen aus Schimmelpilzkulturen. Zwar hat mikrobielles Lab fast die gleichen Eigenschaften wie das tierische Produkt, allerdings spaltet es das Milcheiweiß Kasein nicht genauso wie das aus tierischem Lab gewonnene Chymosin. Aus diesem Grund ist es nicht für die Herstellung aller Käsesorten geeignet. Dazu zählt beispielsweise der Hartkäse Parmesan, der über einen längeren Zeitraum reifen muss.
Durch das künstlich hergestellte Lab kann der Käse bitter schmecken, weil der Stoff Peptin entsteht. Dies kann verhindert werden, indem die Schimmelpilzkulturen mit speziellen Genen von Kälbern angereichert werden. Doch dieses Verfahren ist laut dem BLE in Deutschland nur bei der konventionellen Herstellung erlaubt. Das mikrobielle Lab ist deutlich günstiger als die natürliche Variante und wird daher verstärkt von den Herstellern verwendet.