Viele kennen es: Im Winter isst man deutlich mehr - das rächt sich auf der Waage. Dahinter steckt ein simpler Mechanismus.
Kaum sinken die Temperaturen, steigt bei vielen Menschen enorm der Appetit – besonders auf warme, deftige Speisen. Plötzlich schmecken Suppen, Aufläufe oder Schokolade noch besser als sonst, und der Griff zu Kohlenhydraten fällt leichter. Dieses Phänomen wird oft als Winterhunger bezeichnet. Doch was steckt tatsächlich dahinter? Wir erklären, wie Kälte, Lichtmangel und hormonelle Veränderungen unseren Appetit beeinflussen und wie du den Winterhunger steuern kannst, ohne auf Genuss zu verzichten.
Anderer Modus des Körpers: Warum haben wir im Winter mehr Hunger?
Wenn die Temperaturen fallen, schaltet der Körper in einen anderen Modus: Er braucht mehr Energie, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Dieser Prozess wird als Thermoregulation bezeichnet. Dabei wird Wärme durch Muskelarbeit, zum Beispiel leichtes Zittern, und eine gesteigerte Stoffwechselaktivität erzeugt. Dieser erhöhte Energiebedarf kann ein Grund sein, warum Kälte den Appetit beeinflusst: Wenn der Körper signalisiert, dass er mehr Energie benötigt, greifen viele Menschen intuitiv zu kalorienreichen, wärmenden Speisen. Fett ist dabei besonders energiedicht, da es mehr als doppelt so viele Kalorien wie Kohlenhydrate oder Eiweiß liefert, und gilt daher als effiziente Energiequelle in kalter Umgebung.
Hinzu kommt, dass wir uns im Winter oft weniger bewegen. Durch den geringeren Kalorienverbrauch entsteht ein Ungleichgewicht: Der Appetit bleibt hoch, während der tatsächliche Energiebedarf sinkt. Das führt oft dazu, dass man mehr isst, als man an Energie benötigt. Ein weiterer Faktor ist die Temperatur der Speisen. So können warme Mahlzeiten Geborgenheit vermitteln und das Wohlbefinden steigern. Suppen, Eintöpfe oder warme Getränke aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn, was wiederum das Gefühl von Zufriedenheit verstärkt.
Dieses Bedürfnis nach Wärme und Komfort führt oft dazu, dass man häufiger isst, obwohl der Hunger in Wirklichkeit gar nicht so groß ist. Wenn du merkst, dass du an kalten Tagen häufiger Appetit hast, kannst du bewusst zu warmen, aber leichten Gerichten wie Gemüsesuppen, einem deftigen Hirsebrei oder auch zu Ofengemüse greifen. Diese Gerichte stillen den Winterhunger, ohne zu belasten.
Wie beeinflusst Lichtmangel unsere Essgewohnheiten?
Neben der Kälte spielt auch das Licht – oder vielmehr der Lichtmangel – eine zentrale Rolle: In den Wintermonaten sind die Tage kürzer, und die Sonnenstrahlung reicht oft nicht aus, um die Produktion des "Glückshormons" Serotonin anzuregen. Sinkt der Serotoninspiegel, fühlen wir uns müder, antriebsloser und gereizter. Wie Studien zeigen, versucht der Körper dann, dieses Defizit auszugleichen – und zwar über die Nahrung.
Besonders Kohlenhydrate wirken wie natürliche Stimmungsaufheller. Sie steigern die Aufnahme der Aminosäure Tryptophan ins Gehirn, aus der Serotonin gebildet wird. Das erklärt, warum wir im Winter häufiger Lust auf Pasta, Brot oder Süßes verspüren: Unser Körper sucht nach einer schnellen Möglichkeit, die Stimmung zu heben. Darüber hinaus beeinflusst das Hormon Melatonin, das bei Dunkelheit ausgeschüttet wird, unser Essverhalten. Ein hoher Melatonin-Spiegel kann das Hungergefühl verstärken und gleichzeitig die Aktivität reduzieren.
Auch der Vitamin-D-Spiegel sinkt in der dunklen Jahreszeit, da weniger Sonnenlicht auf die Haut trifft. Niedrige Vitamin-D-Werte stehen in Zusammenhang mit Stimmungsschwankungen und Heißhunger, insbesondere auf Zucker. Eine ausgewogene Ernährung mit Fisch, Eiern oder angereicherten Lebensmitteln kann helfen, diesen Mangel auszugleichen.