Nutella: Warum sogar Ratten süchtig danach werden
Autor: Robert Wagner
Deutschland, Dienstag, 11. März 2025
Der Entwickler von Nutella ist im Februar gestorben. Francesco Rivella hinterließ uns unter anderem einen Brotaufstrich, von dem man nur schwer seine Finger lassen kann. Trotz besseren Wissens.
Mit keinem anderen Lebensmittel verbindet mich persönlich eine solche Hassliebe wie mit Nutella. Kaum ein anderes Produkt hält mir so vor Augen, dass ich Dinge wider besseres Wissen tue. Denn ich weiß, dass Nutella ungesund für mich ist. So ungesund, dass selbst ein Nutri-Score von "E" noch eine absolute Beschönigung ist. Aber ein "Z" existiert eben nicht.
Und auch wenn Hersteller Ferrero für die Nuss-Nougat-Creme nach eigenen Angaben mittlerweile - nach jahrelanger Kritik - nur noch "nachhaltiges" Palmöl verwendet, ist die Umweltbilanz von Nutella zumindest ausbaufähig. Und doch: Ich liebe den süßen Brotaufstrich! Anlässlich des Todes von Nutella-Erfinder Francesco Rivella scheint ein Blick auf jenes Produkt angebracht, das von der Notlösung zum Welterfolg wurde. Und damit auch etwas über genau diese Welt aussagt.
Das ungesunde Erbe des Nutella-Entwicklers Francesco Rivella
Als Francesco Rivella vor über 60 Jahren, zusammen mit Ferrero-Chef Michele Ferrero, die Rezeptur - und wegen einer Gesetzesänderung in Italien erzwungenermaßen auch den Namen der Nuss-Nougat-Creme - änderte, dürfte er nicht vorhergesehen haben, dass sich Nutella zu einem der beliebtesten Brotaufstriche der Welt entwickeln würde. Doch genau das tat es: Mehrere hunderttausend Tonnen Nutella (die Zahlen schwanken zwischen 300.000 und 500.000 Tonnen) werden pro Jahr weltweit produziert.
Ob Francesco Rivella selbst gerne Nutella gegessen hat, ist nicht bekannt. Doch zumindest wird er es wohl nicht übermäßig konsumiert haben: Schließlich wurde er 97 Jahre alt, bevor er am Valentinstag, den 14. Februar 2025, starb. Und es darf zumindest bezweifelt werden, ob man ein solch biblisches Alter erreichen kann, wenn man täglich Nutella isst.
Denn ein Blick auf die Inhaltsstoffe verrät wenig Gutes: Etwa 50 Prozent Zucker und 30 Prozent Fett bilden die Grundlage des Brotaufstrichs. Der Rest setzt sich im Wesentlichen durch Haselnüsse (13 Prozent) und Magermilchpulver (8,7 Prozent) zusammen. Wer sich vor Augen führen will, wie absurd das eigentlich ist, kann sich gerne einmal folgendes vergegenwärtigen oder gar aufs Brot schmieren:
Fett-Zucker-Gemisch macht süchtig
Ferrero gibt an, dass eine Portion Nutella mit 15 Gramm gerechnet wird. Zwar scheint mir das persönlich "a weng weng", wie der Franke sagen würde. Trotzdem sind schon das etwa zweieinhalb Würfel Zucker und etwa so viel reines Fett, wie man Butter auf eine Scheibe Brot schmiert. Dazu kann man sich dann noch eine halbe Haselnuss übers Brötchen reiben und fertig ist der Nutellaersatz. Klingt komisch, ist aber lecker.
Tatsächlich ist die krude "Schoko"-Mischung so optimal auf unser Gehirn abgestimmt, dass gleich der ganze physiologische Prozess "Nutella-Effekt" genannt wurde. Denn auch bei anderen Lebensmitteln zeigt sich: Das passende Verhältnis von Zucker und Fett wirkt fast unwiderstehlich auf Menschen und andere Lebewesen. So unwiderstehlich, dass sogar Ratten laut Studien süchtig danach werden.