Kritik am Radler als Natur-Getränk: Mischgetränk im Vergleichstest
Autor: Alessa Waltz
Franken, Montag, 03. August 2020
Radler trinken ist im Sommer sehr beliebt. Das Getränk zählt mittlerweile in den Biergärten zu den Klassikern. Öko-Test hat 50 Radler untersucht und fand in durchweg allen getesteten Getränken zu viel Zucker.
Das Radler gehört, ebenso wie herkömmliches Bier, zu den Standard-Getränken auf Bierkellern, in Biergärten, Bars und Restaurants. Öko-Test hat jetzt 50 Radler auf Inhaltsstoffe, Zuckergehalt und Geschmack untersucht. Erschreckend ist, dass in durchweg allen Radlern bedenkliche Mengen an Zucker enthalten sind - nur 18 der getesteten Getränke sind "gut", viele andere andere lediglich "befriedigend" oder "ausreichend".
Ein paar Radler-Fakten am Rande: Fertig gemischte Radler sind gesetzlich erst seit 1993 erlaubt - davor musste das Biermischgetränk* immer direkt vom Wirt zubereitet werden. Außerdem: Auf den Etiketten der Radler ist häufig nicht deklariert, wie viele Kalorien und Nährwerte sie enthalten. Manchmal ist nicht einmal eine Auflistung der Zutaten enthalten. Das ist jedoch vollkommen legal, wenn sie mindestens 1,2 Volumenprozent Alkohol oder mehr enthalten.
Das steckt in den Radlern: Zu viel Zucker und kaum Glyphosat
Erfreulich ist, dass immerhin 18 der insgesamt 50 getesteten Radler "gut" abschneiden. Keine der Marken schnitt schlechter als "befriedigend" ab. Erschreckend ist allerdings der durchweg sehr hohe Zuckeranteil der Biermischgetränke. Das stellt auch den größten Kritikpunkt von Öko-Test dar, ansonsten sind an den gestesten Radler keine problematischen Auffälligkeiten zu erkennen.
Video:
Hauptkritikpunkt: Zu viel Zucker in allen Radlern
Keines der Radler erreicht die Bewertung "sehr gut" - aufgrund der großen Mengen an enthaltenem Zucker. Öko-Test kritisiert, dass ein Erwachsener durch eine einzige Flasche Radler schon mehr Zucker zu sich nimmt, als es die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen. Die WHO warnt davor, dass der Konsum zuckerhaltiger Getränke für einen globalen Anstieg von krankhaftem Übergewicht und Diabetes Typ 2 verantwortlich ist. Um die Obergrenze der WHO-Empfehlung nicht zu überschreiten, sollte ein Erwachsener nicht mehr als ein zuckerhaltiges Getränk am Tag zu sich nehmen.
Aus diesem Grund ist es den Tester auch so wichtig, den hohen Zuckergehalt in den Radlern abzustrafen: Radler, die mehr als 2,5 Prozent Zucker enthalten, wird automatisch eine ganze Note abgezogen. Dabei orientieren sich die Tester an der Europäischen Health Claims Verordnung, die Richtlinien für ein "zuckerarmes" Getränk vorgibt. Für die britischen Bier- und Radler-Hersteller ist ein 5-Prozent-Zuckeranteil besonders relevant: Denn in Großbritannien wird ab einem Zuckergehalt von über fünf Prozent in Getränken eine Steuer fällig. Fünf der getesteten Radler enthielten Süßstoffe, die zwar für eine Zuckereinsparung sorgen, jedoch trotzdem nicht ideal sind, da sie für eine regelrechte Gewöhnung an die Süße führen.
Die Zucker-Bombe: Pfungstädter Naturradler
Der Verlierer im Zucker-Vergleich: das Pfungstädter Naturradler. Es enthält pro 100 Milliliter ganze 7,1 Gramm Zucker. Das sind etwa 11,8 Stücke Würfelzucker in einer 0,5 Liter Flasche Radler - absoluter Zucker-Spitzenreiter.
Kalorien-Transparenz fehlt
Weiterer großer Kritikpunkt der Tester ist die oftmals schleierhafte beziehungsweise fehlende Angabe der Kalorienmenge. Und dass ein Radler viele davon hat, damit kann man rechnen: Die sehr süße Limonade plus das reichhaltige Bier ergeben gut und gerne 225 Kilokalorien pro Liter Radler. Etwa die Hälfte der 50 getesteten Biermixgetränke lies diese Angaben vermissen. Das Natur Radler von Eichbaum und das Radler von Rothaus boten nicht einmal eine Zutatenliste an.