Hafer, Mandel, Soja - welche pflanzliche Alternative zur Kuhmilch ist am besten?
5 Min
Felix Werner, dpa, Alessa Waltz
Eine von vielen pflanzlichen Alternativen zu Kuhmilch: Mandelmilch. Symbolfoto: Austin Wilcox/Unsplash.com.
Pflanzliche Alternativen zur Kuhmilch sind derzeit im Trend: in jedem dritten Haushalt finden sie sich bereits. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat 15 verschiedene Pflanzendrinks wie Soja-, Hafer- oder Mandeldrink unter die Lupe genommen. Wir verraten Ihnen die Ergebnisse und weitere erstaunliche Fakten rund um den pflanzlichen Milchersatz.
Milchalternativen werden immer beliebter. Ob wegen des Klimaschutzes, Tierwohls oder Unverträglichkeiten - mittlerweile gelten sie als echte Alternativen zur Kuhmilch. Aus einem Bericht des Milchindustrie-Verbands Deutschland geht hervor, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten in den Jahren 2014 bis 2019 zwar stetig sinkt, im Jahr 2020 jedoch im Vergleich zum Vorjahr wieder minimal angestiegen ist. Anders sieht es beim Konsum von Pflanzenmilch aus: Laut dem Marktforschungsinstitut Innovawächst der Absatz von Pflanzendrinks Jahr für Jahr in rasantem Tempo. Bereits jetzt kaufe mehr als jeder dritte Haushalt in Deutschland pflanzliche Milchalternativen, erklärt Steven Brechelmacher von der GfK. Mehr als zwei Millionen Haushalte seien im vergangenen Jahr hinzugekommen. Nach den Datenanalysten von GfK und NielsenIQ stiegen sowohl der Umsatz als auch die Absatzzahlen im deutschen Einzelhandel im Jahr 2020 um mehr als 40 Prozent. "Insbesondere pflanzliche Drinks boomen und nehmen immer mehr Platz im Regal ein", sagte NielsenIQ-Expertin Corinna Ludwig der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Milchwirtschaft reagiert auf die Umsatz-Rekorde der Alternativprodukte
Das liegt unter anderem daran, dass sich der Lebensstil der Menschen wandelt: Neben der zunehmenden Zahl an Vegetariern und Veganern, spielt der bewusste Konsum von Lebensmitteln eine immer größere Rolle. Das bestätigt auch der Konsumpsychologe Paul Bremer gegenüber der dpa. Er führt die gestiegenen Absatzzahlen auf ein gestiegenes Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit zurück. Insbesondere junge Menschen wollten bei dem eigenen Konsum anfangen. Die anhaltende Coronavirus-Pandemie habe diesen Effekt weiter verstärkt. Bremer erklärt, dass gerade jüngere Menschen die herkömmliche Landwirtschaft als intensiv wahrnehmen würden. Als Industrie, bei der Tiere massenhaft im Stall gehalten werden. "Die Milch ist nicht das Problem, sondern die Bilder, die mit der Milcherzeugung in Verbindung stehen", sagt der Experte des Kölner Rheingold-Instituts.
Die deutsche Milchwirtschaft hat auf dieses enorme Wachstum bereits reagiert und indes die "Initiative Milch GmbH" gegründet. Damit solle "die Milch ins rechte Licht"gerückt werden. "Junge konsumierende fühlten sich zuletzt häufig von Hafer- oder Soja-Alternativen angesprochen, die hier auf höhere Marktanteile kommen als im Bevölkerungsschnitt. Die Milch muss digitaler werden, um hier Popularität zurückzugewinnen", schreibt Geschäftsführerin Kerstin Wriedt in einem Branchenbrief. Vor allem in Städten bestehe bei ihnen ein großer Aufklärungsbedarf über Produktion, Inhaltsstoffe und Vorteile der Milch. "Das Narrativ des 'Weißen Wunders' muss im urbanen Raum das des vermeintlichen Klimaschädlings Kuhmilch ablösen", heißt es.
Die statistischen Erhebungen der GfK belegen: Das Wachstum der Milchalternativen erstreckt sich auf alle Altersgruppen, macht sich aber insbesondere bei jüngeren Haushalten bemerkbar. Und das, trotz des durchschnittlich höheren Preises von 1,93 Euro je Kilogramm im Vergleich zu dem Durchschnittspreis klassischer Molkereiprodukte von 1,51 Euro je Kilogramm. "Die Haushalte sind bereit, höhere Durchschnittspreise dafür zu zahlen", stellt der GfK-Experte fest. Doch damit ist das Wachstum längst nicht abgeschlossen, schlussfolgert NielsenIQ-Expertin Ludwig. Abseits der Anbieter, die sich ausschließlich auf pflanzliche Produkte konzentrieren, erweitern auch immer mehr Milchprodukte-Hersteller ihr Sortiment um pflanzliche Alternativprodukte.
Sämtliche Hersteller satteln auf pflanzliche Milchalternativen um
So will der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestlé sein Geschäft mit pflanzlichen Milchalternativen in Europa durch seine neue Marke "Wunda" ausbauen. "Wunda"-Produkte werden laut Angaben des Herstellers auf Erbsenbasis entwickelt. Sie sollen zuerst in Frankreich, den Niederlanden und Portugal in die Läden kommen. Einen Starttermin für Deutschland gibt es noch nicht.
Der Umwelt zuliebe: Pflanzliche Milch-Alternativen sind umweltschonender als Kuhmilch
Viele Menschen konsumieren pflanzliche Milchalternativen, weil sie die Umwelt weniger belasten möchten. Wie viel weniger schädlich der pflanzliche Milchersatz im Vergleich zur herkömmlichen Kuhmilch ist, zeigt ein Vergleich von Stiftung Warentest: Während die Produktion eines Liters Kuhmilch rund 2,2 Kilogramm CO2 (-Äquivalente) in die Atmosphäre ausstößt, sind es bei einem Liter Haferdrink lediglich 0,6 Kilogramm. Ähnlich sieht es bei der Produktion eines Liters Mandeldrink mit 0,7 kg CO2, Sojadrink mit 0,9 Kilogramm und Reisdrink mit 0,9 Kilogramm CO2 aus.
Beim Wasserverbrauch sind allerdings nicht alle pflanzlichen Alternativen sparsam: Während ein Liter Haferdrink auf einen Wasserverbrauch von lediglich 3,4 Litern kommt und ein Liter Sojadrink auf gerade einmal 1,2 Liter, verbrauchen Reis und Mandel deutlich mehr. Ein Liter Mandeldrink kommt auf 371 Liter Wasser, ein Liter Reisdrink sogar auf 586 Liter Wasser. Im Vergleich dazu verbraucht die Produktion eines Liters Kuhmilch 248 Liter Wasser.
Bei der Belastung von Gewässern schneiden jedoch wieder alle pflanzlichen Milch-Alternativen besser ab als die Kuhmilch. Während der Produktion von einem Liter Kuhmilch werden durchschnittlich 9,2 Gramm Phosphat-Äquivalente an die Gewässer abgegeben. Bei der Produktion des Sojadrinks sind es 4,2 Gramm, beim Mandeldrink 1,5 Gramm, beim Haferdrink 1,4 Gramm und beim Reisdrink sparsame 1,1 Gramm pro Liter.
Pflanzenmilch im Öko-Test: So gut sind Mandelmilch, Hafermilch und Sojamilch
Doch welche pflanzlichen Alternativen zur Kuhmilch sind nun am besten?Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat 15 verschiedene Pflanzendrinks, darunter 12 Bio-Produkte, untersucht. Getestet wurden acht Haferdrinks, fünf Sojadrinks und zwei Mandeldrinks. Im Labor wurden die Produkte hinsichtlich möglicher Schadstoffe und Gentechnik untersucht. Darüber hinaus machten die Experten eine Geschmacks- und Geruchsprobe. Das Ergebnis überrascht:Neun der getesteten Pflanzendrinks erhalten die Note "sehr gut", ein Milchersatzprodukt die Note "gut" und ein Produkt der wohl bekanntesten Marke besteht den Test nicht. Besonders die Haferdrinks überzeugten die Experten.
Der Haferdrink hat gegenüber seinen zwei Konkurrenten einen entscheidenden Vorteil: Hafer kann in Deutschland angebaut werden und bedarf keiner langen Transportwege, bis er beim Konsumenten ankommt. Hafermilch hat eine hellbraune Farbe und ist für einen intensiven Hafergeschmack bekannt. Alle neun getesteten Haferdrinks werden von den Produkttestern empfohlen. Sie weisen keine Probleme mit Gentechnik, Glyphosat oder bedenklichen Schwermetallen auf. Der umweltschonende Anbau ist laut den Experten ein großer Pluspunkt der Hafermilch. Sechs der getesteten Haferdrinks erhielten die Note "sehr gut". Preislich bewegen sich die Produkte zwischen 0,95 € (Aldi Süd) und 2,29 € (Natumi).
Auch die Mandeldrinks überzeugten im Öko-Test. Frei von Pestiziden und bedenklichen Inhaltsstoffen schnitten sowohl die Mandelmilch von Aldi Nord, als auch die Mandelmilch von dm mit der Note "sehr gut" ab.
Sojamilch bei Öko-Test: Bekannteste Marke fällt durch
Die Sojadrinks schnitten eher mäßig ab. Lediglich ein Produkt, der "Berief Bio Soja Drink Naturell"* besteht den Test mit "sehr gut". In der Sojamilch von Alpro stellten die Experten gentechnisch veränderte Soja-DNA fest. Dabei soll es sich um Verunreinigungen handeln.
Ein weiterer Kritikpunkt des Labors ist der Nickelgehalt der Sojamilch. Sojabohnen speichern das im Boden vorkommende Schwermetall Nickel und dadurch kann es zu einem überdurchschnittlich hohen Nickelgehalt in den einzelnen Sojadrinks kommen. In den Produkten von Lidl, Edeka, Hofgut Storzeln und Alpro konnte ein hoher Nickelgehalt festgestellt werden.
Pflanzliche Milch-Alternativen sind hierzulande immer mehr im Kommen und das zurecht: Sie sind wesentlich weniger umweltschädlich als Kuhmilch, ihre Produktion stößt beispielsweise nur einen Bruchteil des CO2 aus, das bei der Produktion von Kuhmilch anfällt.