Süßgebäck Neujahr Neujahrsbrezel und Eierringe
Was wäre der Jahresbeginn in Franken ohne süße Köstlichkeiten? Besonders beliebt ist hier die Neujahrsbrezel – ein Gebäck aus luftigem Hefeteig, das nicht nur lecker schmeckt, sondern auch eine besondere Symbolik trägt. Die verschlungene Form steht für die Verbundenheit von Familie und Freunden, während der geflochtene Zopf im unteren Teil der Brezel auf die heilige Dreifaltigkeit verweist. Früher glaubte man sogar, die Neujahrsbrezel könne vor Unglück, Krankheit und Hunger schützen und das Haus bewahren.
Heute gilt sie vor allem als Zeichen für einen guten Start ins neue Jahr, für Zusammenhalt und Gesundheit. Damit ist die Neujahrsbrezel nicht nur eine leckere Nachspeise, sondern auch ein liebevolles Geschenk zum Jahreswechsel.
Oftmals wird die Neujahrs-Spezialität vor allem in Unterfranken auch Eierring genannt. Das besondere Gebäck wird traditionell am Neujahrstag als erstes gegessen und existiert in verschiedenen Zubereitungsarten. Charakteristisch für den Eierring sind die Zacken, häufig sind es zwölf, deren Bedeutung je nach Überlieferung unterschiedlich gedeutet wird.
Der Eierring ist rund und großzügig bemessen, damit er für die ganze Familie reicht. Die kreisförmige Form steht dabei symbolisch für den Lebenskreislauf und den Wunsch nach einem glücklichen, erfüllten neuen Jahr.
Mit dem richtigen Sekt ins neue Jahr
Bei gutem Schmaus darf das passende Getränk nicht fehlen. Die weitverbreitete Tradition an Silvester anzustoßen ist auch in Franken sehr beliebt. Dafür wird gerne ein hochwertiger fränkischer Sekt verwendet.
Um den Sekt in vollen Zügen genießen zu können, sind neben dem richtigen Glas auch die Temperatur und Aufbewahrung von Bedeutung. Stelle den Sekt dafür schon rechtzeitig kalt und lege ihn nicht kurzfristig ins Tiefkühlfach, damit auch der Kern des Sekts kalt wird. Gleichzeitig sollte der Sekt auch nicht zu warm sein, da er sonst überschäumt.
Stärk' antrinken: Alte Tradition für neue Energie
Ein ebenfalls weit verbreiteter Brauch, vor allem in Oberfranken, ist "Stärke antrinken". Diese Tradition hat ihre Wurzeln in einer Zeit, als der Jahreswechsel noch am 6. Januar gefeiert wurde, der bis ins Jahr 1692 noch als offizieller Neujahrstag galt. Der Brauch, oft auch "Stärk' antrinken" genannt, entstand aus dem tief verwurzelten Glauben, dass niemand wissen kann, was das neue Jahr bringen wird. Unsicherheiten, Sorgen und die Angst vor Unheil bestimmten das Lebensgefühl vieler Menschen. Um sich für die kommenden Herausforderungen zu wappnen, traf man sich im Kreis von Familie und Freunden und stieß gemeinsam an, laut den Überlieferungen mit Bockbier.
Heutzutage wird das Stärk’ antrinken traditionell am Heiligen Drei Königsfest, dem 6. Januar, mancherorts auch am 5. Januar, in geselliger Runde gefeiert. Oftmals öffnen gemütliche Gaststätten extra für diesen Anlass ihre Türen. Einige Brauereien brauen sogar extra ein besonderes Starkbier an. Ursprünglich galt es, zwölf Seidla, für jeden Monat des neuen Jahres eines, zu trinken. Doch diese Regel wird heute eher mit einem Augenzwinkern betrachtet und ist längst keine Pflicht mehr. Im Vordergrund steht das fröhliche Beisammensein und der gemeinsame Start ins neue Jahr.
Ein Blick in die Zukunft: Bleigießen und Alternativen
Wissen, was das neue Jahr bereithält: Das wünschen sich viele, wenn sie an Silvester Blei gießen. Diese Neujahrstradition hat ihren Ursprung zwar nicht in Franken, ist aber trotzdem in der Region sehr verbreitet. Man erhitzt ein Stück Blei auf einem Löffel über einer Kerze und gießt anschließend die geschmolzene Masse in ein Glas Wasser. Die gegossene Form soll einen Ausblick darauf geben, was das kommende Jahr bringen mag.
Traditionelles Bleigießen ist in Deutschland jedoch seit 2018 verboten. Grund dafür sind die giftigen Bleidämpfe, die beim Erhitzen entstehen. Zudem sollte man die gegossene Form nicht anfassen, da Blei ein Schwermetall und somit schädlich für die Gesundheit ist. Insbesondere Kinder sollten also nicht mit Blei spielen. Zum Glück gibt es aber etliche Alternativen, mit denen man sicher die Tradition weiterleben lassen kann.
Die bekannteste Alternative: Zinngießen
Die wohl am meisten verbreitete Alternative zum Bleigießen ist das Zinngießen. Zinn sieht Blei zum Verwechseln ähnlich, hat jedoch den entscheidenden Vorteil, dass es gesundheitlich unbedenklich ist. Das silberne Metall wird genauso wie Blei auf einem Löffel über einer Kerze erhitzt und zum Schmelzen gebracht. Aufgrund seines niedrigen Schmelzpunktes dauert das auch nicht allzu lang. Ist das Zinn geschmolzen, gießt man es vorsichtig in ein Glas mit kaltem Wasser. Die dabei entstandenen Figuren können anschließend gedeutet und als Hinweise für das kommende Jahr interpretiert werden.
Sets zum Zinngießen findest du meist in Supermärkten in der Woche vor Silvester.
Die nachhaltige Option: Wachgießen
Eine ebenfalls beliebte Alternative ist das Wachsgießen. Es sieht dem Blei zwar nicht ganz so ähnlich wie Zinn, ist aber ebenfalls unkompliziert und unbedenklich. Zum Wachsgießen kannst du sogar alte Wachsreste aus der Adventszeit hernehmen und diese wiederverwenden. Um das Wachs in die richtige Form zu bringen, kannst du Eiswürfelformen aus Silikon verwenden. Wenn das Formen der Wachs-Rohlinge aber zu aufwändig ist, kannst du fertige Wachsgieß-Sets auch im Supermarkt kaufen. Wie schon bei Zinn und Blei wird das Wachs über einer Kerze erhitzt und anschließend in kaltes Wasser gegossen.
Wichtig zu beachten: Bis das Wachs im kalten Wasser abgekühlt ist, dauert es deutlich länger. Warte deshalb unbedingt ausreichend, bevor du die fertigen Formen aus dem Wasser nimmst. Sonst besteht die Gefahr schmerzhafter Verbrennungen!
Traditionelle Symbole: Glücksbringer fürs neue Jahr
Der Beginn eines neuen Jahres ist für viele Menschen ein Symbol der Hoffnung und des Neuanfangs. Fast alle Kulturen sind davon überzeugt, dass das neue Jahr Glück bringen soll. Doch um dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen, haben sich rund um den Globus zahlreiche Bräuche und Traditionen entwickelt, so auch in Franken.
Schweinchen gelten seit jeher als Glücksbringer. Nicht umsonst sagt man im Deutschen: „Schwein gehabt!“, wenn jemand besonders viel Glück hatte. Die rosa Tiere stehen symbolisch für Wohlstand, Reichtum und Fruchtbarkeit. Wer einem lieben Menschen zum Jahreswechsel ein Lächeln schenken möchte, liegt mit einem kleinen Schwein aus Marzipan oder als hübsche Figur genau richtig.
Wer sich selbst Reichtum bescheren möchte, legt beim Zubereiten des Karpfens am besten ein paar besonders schöne Schuppen zur Seite. Einer alten Sage zufolge bringt es Glück und Wohlstand, eine Fischschuppe im Geldbeutel aufzubewahren. Wer diesen Brauch pflegt, dem soll im neuen Jahr ein prallgefüllter Geldbeutel nicht fehlen.
Mit Münzen und Süßem ins neue Jahr - Kinder ziehen um Häuser
Ähnlich wie zu Halloween ziehen in Franken die Kinder am Neujahrstag von Haus zu Haus. Dabei wünschen sie ihren Nachbarn ein gutes neues Jahr und werden oft mit ein paar Münzen oder Süßigkeiten belohnt. Besonders in ländlichen Gegenden ist dieser Brauch lebendig und gehört fest zum Jahresbeginn.
Die Kinder gehen meist in kleinen Gruppen, klopfen an die Türen und sprechen ihre Neujahrswünsche aus. Die Erwachsenen freuen sich über den Besuch und geben kleine Gaben als Dank zurück. So wird das neue Jahr gemeinsam und mit guten Wünschen begrüßt.
„Brosch'd Neujahr“ - Fränkische Neujahrsgrüße zum Jahreswechsel
"Brosch'd Neujahr" und "Gud'n Rutsch" heißt es hier bei uns in Franken meistens zum Jahreswechsel. Woher diese Redewendungen stammen, wissen allerdings die wenigsten. Die wenigsten kennen jedoch die wahren Ursprünge dieser Redewendungen. Beim "Rutsch" denken viele an das bildhafte "Hinüberrutschen" ins neue Jahr – ein weit verbreiteter Irrtum. Die Redewendung geht dagegen vermutlich auf das mittelhochdeutsche Wort "Rosch“ zurück, das "Anfang“ bedeutet. Hingegen das Wort "Prosit" ("Brosch'd") stammt eigentlich aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie "es nütze".
In manchen abgelegenen Dörfern unserer Region wurden früher Lieder mit der Familie am Silvesterabend gesungen, oder es wurde aus der Bibel vorgelesen.