Rätselhafte Rauhnächte in Bayern: Bräuche und Sagen für zwölf Nächte, die es gar nicht gibt
Autor: Agentur dpa, Nadine Wüste, Julia Gebhardt
Augsburg, Mittwoch, 25. Dezember 2024
Die Rauhnächte in Bayern sind eine Zeit voller alter Bräuche und mystischer Gestalten. Zwischen Tradition und Aberglaube finden rätselhafte Rituale wie das Räuchern statt.
Wilde und gehörnte Gestalten ziehen in den Nächten lärmend durch die Straßen. Sie werden von Fackeln und Feuerschein erleuchtet. In den Stuben versuchen sich die Bewohner an der Kunst des Weissagens und räuchern ihre Häuser gegen böse Geister aus.
Obwohl es auf den ersten Blick wie ein düsterer Fantasy-Roman wirkt, ist dies in vielen bayerischen Gemeinden während der Rauhnächte Realität: Diese zwölf Nächte werden zwischen dem Heiligen Abend (24.12.) und dem Dreikönigstag (6.1.) begangen.
Was passiert in den zwölf Rauhnächten?
In der Zeit vom 25. Dezember bis zum 6. Januar wurden früher Dämonen und Geister durch das Räuchern von Weihrauch verjagt, woher auch die Bezeichnung Rauhnächte kommt. Heutzutage soll der Lärm des Feuerwerks in der Neujahrsnacht dem Aberglauben dienen, den Geistern den Zutritt ins neue Jahr nicht zu gewähren.
Der Glaube an die Rauhnächte ist auch vielerorts mit dem an die "Wilde Jagd" verbunden. Darunter verstanden die Menschen ein Geisterheer, das dem Glauben nach besonders in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag - also den Rauhnächten - durch die Lüfte zieht. Die Sage gibt es nicht nur in Bayern oder Deutschland, sondern länderübergreifend - hat jedoch regional deutlich verschiedene Ausprägungen.
Der Grundgedanke der Rauhnächte ist also Geister und Dämonen zu vertreiben. Viele alte Bräuche, die sich um diese Zeit ranken, haben bis heute überlebt.
Erklärung der Bräuche: Suche nach Sicherheit
Warum gerade die Nächte zwischen den Jahren zu einer Zeit dieser und vieler bereits vergessener Bräuche wurden, erklärt Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. "Es liegt an der Diskrepanz zwischen dem Mond- und dem Sonnenkalender", sagt der Brauchexperte.
Das Mondjahr ist elf Tage kürzer als das Sonnenjahr. Dies schafft eine Übergangszeit, einen Zwischenraum, der den Menschen nicht ganz geheuer war. "Und Bräuche bieten in einer Umbruchszeit Sicherheit", erklärt Ritter.