Trauern nach einem Verlust: Welche Trauerphasen gibt es?
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Dienstag, 12. Sept. 2023
Erfahre mehr über die Phasen des Trauerprozesses und wie man einen Verlust bewältigen kann. Praktische Tipps und Ratschläge für den Umgang mit Trauer.
- Einführung: Was ist Trauer und wie wirkt sie sich aus?
- Die verschiedenen Phasen des Trauerprozesses
- Wie man Trauernde unterstützen kann
- Praxisnahe Tipps zur Trauerbewältigung
Verlierst du einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier, ist das oft eine einschneidende Erfahrung in deinem Leben. Mit der anschließenden Trauer umzugehen, kann eine Herausforderung darstellen. Doch welche Phasen des Trauerprozesses gibt es überhaupt? Und wie kann man Trauernde, vielleicht auch Kinder und Jugendliche, unterstützen? Zu dem Thema hat unsere Autorin mit Frau Prof. Dr. Kneginja Richter gesprochen. Sie ist Chefärztin an der CuraMed Tagesklinik Nürnberg GmbH und Professorin an der Technischen Hochschule Nürnberg.
Einführung: Was ist Trauer und wie wirkt sie sich aus?
Das International Center for Well-Being (ICWB) definiert Trauer als eine natürliche Reaktion auf einen Verlust. Dabei ist es ganz egal, ob die Trauer nach einer Trennung, dem Verlust eines Arbeitsplatzes, dem Ende einer Lebensphase oder nach dem Tod eines geliebten Menschen oder Tieres auftritt. Jede*r von uns trauert irgendwann einmal in seinem oder ihrem Leben. Die Gründe dafür können genauso divers sein wie wir Menschen selbst. Ebenso sind die Sichtweisen und Empfindungen in Bezug auf das Gefühl "Trauer" sehr persönlich und vielfältig. Trauerreaktionen und -symptome können beispielsweise Freudlosigkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen oder Mutlosigkeit sein. Prof. Kneginja Richter erwähnt im Trauerprozess eine Phase der "Depression", in welcher man sich machtlos fühlt. Es handelt sich dabei nicht um die Erkrankung der Depression, sondern um eine vergleichbare Stimmungslage. Die empfundene Machtlosigkeit nach einem Verlust kann sich laut Richter beispielsweise in Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, sozialem Rückzug und dem Verlust von Freude und Interesse zeigen. Typische Bewältigungsstrategien der Trauer sind unter anderem ein neuer Freundeskreis, sozialer Rückzug oder Hyperaktivität.
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Von Geburt an besitzt jeder Mensch die Fähigkeit zum Trauern. Die ersten Verlusterfahrungen machen oft schon Kinder. Dies kann vorkommen, wenn beispielsweise die Großeltern sterben oder ein geliebtes Tier. Kinder und Jugendliche sehen, dass ihre Eltern und andere Familienmitglieder nach dem Tod trauern. Damit sie lernen, mit der Trauer umzugehen, solltest du sie als Elternteil am Trauerprozess teilhaben lassen. Kinder lernen durch die Bewältigung der Trauer und des Schmerzes, dass es nur ein temporärer Zustand ist.
In der Trauerpsychologie hingegen teilt man den Trauerprozess in verschiedene Phasen ein. Diese sollen Betroffenen und Angehörigen dabei helfen, die Trauer besser zu verstehen. Zwar werden die Phasen oft durchlaufen, sie bedeuten aber nicht, dass auch du sie alle durchlaufen musst. Denn: Jeder Mensch trauert individuell. Wie lange die verschiedenen Phasen andauern, ist ebenso von Person zu Person unterschiedlich. Das 4-Phasen-Modell nach der Psychologin Verena Kast kann also nur als grobe Orientierung angesehen werden.
Die verschiedenen Phasen des Trauerprozesses
Schock und Leugnung
Die erste Phase wird als das "Nicht-Wahrhaben-Wollen" beschrieben. Das anfängliche Ablehnen der Realität kann einige Stunden bis hin zu mehreren Wochen andauern. Ein Verlust oder Todesfall löst in der Regel Schock und Schmerzen aus; selbst dann, wenn er vorherzusehen war. So kann beispielsweise das Leben ohne die geliebte Person unvorstellbar erscheinen, es herrscht oft eine Art Starre oder Apathie vor. Körperliche Reaktionen wie motorische Unruhe, Schweißausbrüche, ein schnellerer Puls, Übelkeit oder Erbrechen sind mögliche Begleiterscheinungen.
Emotionale Achterbahn der Gefühle
Nach der ersten Phase folgt das "Aufbrechen der Emotionen". Die anfängliche Starre weicht einer Vielfalt an Gefühlen. Das Spektrum kann hier von Wut, Schmerz und Angst bis hin zu Traurigkeit oder sogar Freude reichen. Die Intensität der Emotionen hängt meist davon ab, wie nahe man der verstorbenen Person war. Es ist wichtig, alle Gefühle zuzulassen und emotionale Ausbrüche als möglichen Teil des Heilungsprozesses anzusehen. Auch Fragen nach dem Warum und mögliche Schuldgefühle können auftreten. Diese sollten allerdings nicht bekräftigt, sondern einfach nur anerkannt werden. Es hilft Trauernden oft, über Probleme zu sprechen und Erlebnisse zu teilen.