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Trauerbegleitung: Was ist ein Trauerbegleiter und wie hilft er einem nach einem Verlust?


Autor: Evelyn Isaak

Deutschland, Donnerstag, 23. November 2023

Trauerbegleiter sind Menschen, die dich in schwierigen Zeiten professionell unterstützen können. Wir erklären, wie sie zur Trauerbewältigung beitragen können und wo du Hilfe findest.
Ein Trauerbegleiter kann dir helfen, deine Trauer nach einem Verlust zu verarbeiten.


  • Was ist Trauerbegleitung und wer kann sie in Anspruch nehmen?
  • Die Aufgaben eines Trauerbegleiters
  • Wichtige Eigenschaften und Qualifikationen eines Trauerbegleiters
  • Praxisnahe Tipps zur Suche nach einem geeigneten Trauerbegleiter

Trauer ist immer ein individueller Prozess. Jeder Mensch trauert auf eine andere Weise und unterschiedlich lange; auch abhängig davon, wie nahe einem selbst die Person stand. Bei der Bewältigung der Trauer kann ein Trauerbegleiter helfen. Doch was tut dieser überhaupt? Und wie findet man eine solche Person?

Was ist Trauerbegleitung und wer kann sie in Anspruch nehmen?

Nach einem Todesfall kann es passieren, dass du weitgehend alleine mit der Trauer verbleibst. Denn nicht immer ist es selbstverständlich, dass dich beispielsweise das familiäre Umfeld nach einem Trauerfall unterstützen oder auffangen kann. Dies kann zum Beispiel daran liegen, dass ihr keine enge Bindung zueinander habt oder eine große räumliche Distanz zwischen euch liegt. Während es früher oft eine Tabuisierung von Tod und Krankheit gab, ist das mittlerweile in den meisten Fällen anders. Heutzutage geht es eher darum, die Trauer auszuleben und sie somit verarbeiten zu können. Trauernde Personen sehnen sich häufig nach Orten und Räumen, in denen sie offen sprechen und trauern können.

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Damit dies gewährleistet werden kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Hilfestellungen und Unterstützung beim Trauern zu erhalten. So könntest du als Trauernder auch den Wunsch danach verspüren, dass dich jemand im Trauerprozess begleitet. Jemand, der bei deinem individuellen Weg durch die Trauer an deiner Seite steht und dich unterstützt. Genau das tun Trauerbegleiter*innen: Sie sind dafür da, dass du dich als Trauernder nicht alleine und verstanden fühlst. Wann immer du das Gefühl hast, dass du jemanden zur Unterstützung bei deiner Trauerarbeit benötigst, kannst du dich an einen Trauerbegleiter wenden.

Angebote zur Trauerbegleitung gibt es mittlerweile sowohl für Kinder als auch für Jugendliche und Erwachsene. Insbesondere nach dem Tod von wichtigen Bezugspersonen könnte es sich lohnen, professionelle Unterstützung anzunehmen. Einen Trauerbegleiter kann grundsätzlich jeder Mensch in Anspruch nehmen, der um eine verstorbene Person trauert. Welche Art der Trauerbegleitung am besten zu dir passt, musst du selbst herausfinden. So kann es sein, dass du lieber einzeln mit einem Trauerbegleiter sprichst. Anderen hilft der Austausch mit anderen Betroffenen in angeleiteten Trauergruppen besser, während wieder andere unbegleitete Selbsthilfegruppen bevorzugen. Grundsätzlich erfolgt die Trauerbegleitung ganz ohne Zeitdruck. Zudem wird niemand für seine Aussagen beurteilt.

Die Aufgaben eines Trauerbegleiters

Einfühlsame Gespräche und aktives Zuhören

Trauerbegleiter unterstützen dich dabei, dem Verlust und deinen Gefühlen Raum zu geben. Dies gelingt vor allem über gemeinsame Gespräche. Trauernden hilft es oft, über die eigene Wahrnehmung zu sprechen sowie Erinnerungen und Erlebnisse zu teilen. In Einzelgesprächen zielen Trauerbegleiter darauf ab, dir Gehör, Halt und Orientierung zu geben. Es geht nicht darum, den Verstorbenen zu vergessen. Vielmehr geht es um einen Raum zum Erinnern, Schweigen und Sprechen. Dies kann neue Leichtigkeit bringen und dich stärken.

Unterstützung bei der Bewältigung von Gefühlen und Ängsten

Im Laufe des Trauerprozesses können zahlreiche verschiedene Gefühle aufkommen. Darunter beispielsweise Wut, Angst oder Schmerz. Trauerbegleiter helfen dir dabei, deine Ängste und Gefühle auszudrücken und zu verstehen. Wie intensiv deine Emotionen sind, hängt meist davon ab, wie nahe du der verstorbenen Person warst. Grundsätzlich ist es wichtig, alle Gefühle zuzulassen und emotionale Ausbrüche als möglichen Teil des Heilungsprozesses anzusehen. Der Trauerbegleiter oder die Trauerbegleiterin wird dich dabei unterstützen, die eigene Trauer besser zu verstehen und Gefühle zu verarbeiten.

Begleitung bei der Trauerarbeit und Identitätsfindung

Die Trauerarbeit ist in der Regel kein linearer Prozess. Die Gefühle von Trauer können immer wieder zu- und abnehmen. In diesen Phasen kann dir die Trauerbegleitung zur Seite stehen. Wie lange du die diese Hilfe in Anspruch nehmen willst, ist dir überlassen. Denn: Trauer braucht Zeit, und jeder Mensch trauert in seinem Tempo. Als trauernde Person lebst du oft in einem Ausnahmezustand. So ist es häufig so, dass Trauernde es nur schwer schaffen, den Alltag zu organisieren, Freude zu empfinden und Hobbys nachzugehen. Trauerbegleiter können dich auch dabei unterstützen, wieder Fuß im Leben zu fassen und die eigene Identität zu finden und zu stärken.

Wichtige Eigenschaften und Qualifikationen eines Trauerbegleiters

Empathie und Sensibilität

Zu den wichtigsten Eigenschaften von Trauerbegleitern gehören Empathie und Sensibilität, da diese im Umgang mit trauernden Menschen unabdingbar sind. Immerhin bringt jeder Mensch eine eigene Geschichte mit und hofft, in der Trauerbegleitung Unterstützung zu finden. Außerdem befinden sich Trauernde in einer emotionalen Ausnahmesituation, was einer hohen Empathie bedarf. Trauerbegleiter sind darauf eingestellt, dass jeder Mensch auf eine andere Weise trauert. So findest du hier ein offenes Ohr, einen geschützten Ort und die Möglichkeit, offen über deine Gefühle und deine Situation zu sprechen. Durch ihr Einfühlungsvermögen können Trauerbegleiter*innen dir beim Trauern helfen. Deine Aussagen werden nicht beurteilt.

Professionelle Ausbildung und Erfahrung

Meist handelt es sich bei Trauerbegleitern um Ehrenamtliche, die eine spezielle Schulung oder Ausbildung durchlaufen. Dort lernen sie alles über verschiedene Trauerreaktionen, ihre möglichen Auswirkungen und wie man mit Trauer am besten umgehen kann. Beispielsweise bei den Maltesern dauert der Grundkurs ca. 100 Stunden, danach können weitere aufbauende Kurse und Seminare besucht werden. Trauerbegleiter werden also aktiv auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie können dich professionell bei der Trauer begleiten und unterliegen der Schweigepflicht. Das meint, dass deine Gespräche mit der Person vertraulich behandelt werden und nicht an Dritte weitergegeben werden; es sei denn, dies ist explizit abgesprochen worden.

Grenzen der Trauerbegleitung

Wichtig zu bedenken ist, dass es sich bei der Trauerbegleitung um keine Therapie handelt. Gerätst du im Zuge der Trauer beispielsweise in eine Depression oder entwickelst eine andere psychische Erkrankung, kann die Trauerbegleitung hier nicht helfen. In dem Falle ist es wichtig, dass du dir einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin suchst. Dasselbe gilt für eine Traumareaktion. Hat der Verlust ein Trauma ausgelöst, sollte dies unbedingt ärztlich betreut werden.

Trauerbegleiter können nur beim Verarbeiten der Trauer helfen. Einige typische Merkmale der Traumareaktion sind, dass du das Erlebte nur schwer in chronologischer Abfolge erzählen kannst. Du fällst immer wieder in die Situation zurück, wirst meist von Schlaflosigkeit, Schwitzen, Unruhe und Angst geplagt. Sogenannte Flashbacks können dafür sorgen, dass du das traumatische Ereignis unwillkürlich wiedererlebst. Bei der Trauerreaktion wiederum kannst du das Erlebte in einem klaren Ablauf wiedergeben. Du kannst Gedanken und Erinnerungen bewusst beeinflussen sowie Ablenkungen und Pausen wahrnehmen. Häufig sind die Gefühle sehr unterschiedlich und ändern sich stetig.

Praxisnahe Tipps zur Suche nach einer geeigneten Trauerbegleitung

Beratungsstellen und Organisationen für Trauerbegleitung

Als trauernde Person kannst du über die Webseite des Bundesverbandes Trauerbegleitung e. V. Informationen bekommen. Hier arbeiten ehrenamtliche Trauerbegleiter, die dich individuell unterstützen können. Daneben gibt es zahlreiche Hilfsangebote für trauernde Personen:

Das erste Kennenlernen und der Abschied: Was sollte man beachten?

In der Trauerbegleitung wird über die Themen gesprochen, die dich beschäftigen. Es gibt keine Tabus: Du kannst über alles sprechen. Dabei ist es möglich, dass die Themen in den ersten Wochen und Monaten immer wieder aufkommen. Typisches Thema ist die Unfassbarkeit des Verlustes. Du brauchst grundlegend keine Angst zu haben und kannst dich deinem Trauerbegleiter oder deiner Trauerbegleiterin voll anvertrauen. Meist merkst du direkt beim ersten Kennenlernen, ob die Trauerbegleitung zu dir passt oder du gut mit der Person reden kannst oder nicht.

Ist dies nicht der Fall, solltest du dich nach einem anderen Trauerbegleiter umsehen. Nur so kann die Trauerbegleitung erfolgreich sein. Merkst du nach einer Weile, dass du mit der Trauer abgeschlossen hast, kann es dir für deinen weiteren Weg helfen, die Trauerbegleitung zu beenden. Teile deinem Trauerbegleiter oder deiner Trauerbegleiterin mit, dass du bereit bist, die nächsten Schritte alleine zu gehen. Mit dieser Entscheidung solltest du dir ausreichend Zeit lassen.

Mitunter ist es sinnvoll, eine langsame Beendigung der Trauerbegleitung anzustreben, die Treffen werden dann zunehmend unregelmäßiger. Weiter könntest du die Trauerbegleitung so umgestalten, dass du langfristig eine Möglichkeit für einen offenen Austausch hast. Es kann immer wieder Rückfälle geben. Diese sind ganz normal. Du solltest nicht hart zu dir selbst sein, wenn sie auftauchen. Versuche, sie als Rückfälle zu erkennen und gegebenenfalls erneut Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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