Schwager, Schwippschwager und Großcousin: Verwandtschaftsgrade einfach erklärt
Autor: Annika Seidel, Eléna Schiementz
Deutschland, Montag, 26. Juli 2021
Großcousin, Schwager, Schwippschwager oder der Großonkel dritten Grades: Wer eine große Familie hat, weiß oft gar nicht mehr, wie er mit wem genau verwandt ist. All die komplizierten, zusammengesetzten Begriffe rund um die einzelnen Verwandtschaftsgrade lassen sich aber auch wesentlich einfacher erklären.
- Das Eskimo-System und nahe Verwandtschaftsbezeichnungen im Überblick
- So bestimmst du den Verwandtschaftsgrad
- Halb- und Stiefgeschwister: Das ist der Unterschied
- Wer zählt als Großtante beziehungsweise Großonkel?
- Warum es Großcousinen und Großcousins offiziell nicht gibt
- Schwager oder Schwippschwager?
- Diese Familienmitglieder dürfen heiraten
Wir teilen mit ihr genetisches Material und dadurch auch äußere sowie innere Eigenschaften unseres Körpers: Unsere Verwandtschaft begleitet uns von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter. Im Laufe des Lebens muss man sich zwar immer wieder von Verwandtschaftsmitgliedern verabschieden, kann aber auch neue Menschen durch Geburt oder Heirat in Empfang nehmen.
In unserer Kultur hat sich für all diese Verwandtschaftsbeziehungen ein umfangreiches System entwickelt. Für verschiedenste Angehörige gibt es jeweils eigene Bezeichnungen. Je nach Größe der Familie kommt es hier leicht zu Verwirrungen und Unsicherheiten. Damit du zwischen allen Verwandtschaftsgraden dennoch den Überblick behältst, haben wir nachgeforscht und die Ergebnisse zusammengetragen.
Nahe Verwandtschaftsbezeichnungen in der Übersicht
In Deutschland werden die Verwandtschaftsbezeichnungen durch das Eskimo-System bestimmt. Dieses besagt, dass es keine Unterscheidung zwischen Familienmitgliedern der väterlichen und mütterlichen Seite gibt. So heißen Oma und Opa grundsätzlich Großeltern – ganz egal, ob sie die Eltern des Vaters oder der Mutter sind. Ebenso gilt dies bei sämtlichen anderen Verwandtschaftsverhältnissen, wie Tanten, Onkel, Cousinen oder Cousins. Somit ist es noch relativ leicht, den Überblick über nahe Verwandte zu behalten und diese richtig zuzuordnen. Die wichtigsten Bezeichnungen findest du hier in unserem Beispiel.
- Susanne und Martin sind die Eltern von Ben.
- Martins Eltern sind Bens Großeltern, genauso wie Susannes Eltern. Ben ist demnach ihr Enkelkind.
- Susannes Schwester (Birgit) ist die Tante von Ben. Martins großer Bruder ist Bens Onkel.
- Birgit hat eine Tochter namens Andrea, welche die Cousine von Ben ist.
- Außerdem ist Ben der Neffe von Birgit, da er das Kind ihrer Schwester ist.
So wird der Verwandtschaftsgrad definiert
Grundsätzlich bedeutet Verwandtschaft, dass eine biologische Verbindung – also eine sogenannte Blutsverwandtschaft – zwischen den jeweiligen Personen besteht. Doch auch Menschen, mit denen man durch eine Heirat verschwägert ist, zählen zum Verwandtschaftskreis. Sie werden aus juristischer Sicht als Angehörige bezeichnet.
Liegt eine genetische Blutsverwandtschaft vor, kann diese nach zwei Kriterien eingeordnet werden: Art der Linie und Verwandtschaftsgrad. Einerseits wird hier zwischen gerader Linie und Seitenline unterschieden. Diese Regelung wird in Paragraf 1589 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) wie folgt definiert: "Personen, deren eine von der anderen abstammt, sind in gerader Linie verwandt. Personen, die nicht in gerader Linie verwandt sind, aber von derselben dritten Person abstammen, sind in der Seitenlinie verwandt.“ Das bedeutet, dass Kinder mit ihren Eltern sowie Großeltern in gerader Linie verwandt sind. Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Tante und Nichte oder Bruder und Schwester gelten hingegen als Seitenlinien. Denn sie stammen nicht direkt voneinander ab, haben jedoch mindestens eine gemeinsame Stammperson.